Musikalisches Genie und kabarettistisches „Urviech“: Die Rede ist von Andreas Martin Hofmeir, der nach Kolumbien und Madrid auch auf Schloss Filseck mit dem Programm „Kein Aufwand!“ Station machte.
Andreas Hofmeir geht einem Doppelberuf nach: Tubist und Kabarettist. Eine brisante Mischung war zu erwarten. Wortreich und keiner Derbheit aus dem Weg gehend erzählte er von seiner Jugend als bayrischer Naturbursch in der Holledau, der zum Musikstudium in die Großstadt Berlin aufbrach, um nach dem einen und anderen Kulturschock die Welt der Musik und des Kabaretts zu erobern.
Aus diesem Kontrast bezog er den ganzen Abend eine Unzahl von pointenreichen Anekdoten. Auch – so tat er jedenfalls – fühlte er sich als Tubaspieler immer in der Außenseiterrolle: eine zweite unerschöpfliche Quelle für tragikomische Ereignisse und starke Sprüche. Spontan daherredend driftete er immer wieder gewaltig vom Thema ab und hatte (scheinbar?) Mühe, wieder zurückzufinden. Ab und zu gab er auch ein kurzes Musikstück, immer als „brasilianisches Liebeslied“ angekündigt, um ja keinen unnötigen „Aufwand“ zu machen, denn Tubisten seien faule Menschen.
Schon bei der ersten Nummer wurde deutlich, dass er, einer der besten Tubisten überhaupt, an der Tuba in eine andere Rolle schlüpfte. In Verbindung mit dem E-Piano (Tim Allhoff) entwickelte er ein wundervolles, vielschichtiges Espressivo, das man diesem großen Apparat nach seinen Vorreden gar nicht zugetraut hätte. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, dann auch mal ausgesprochen unanständige Laute aus dem Instrument zu lassen, wie sie sonst nur dem Fagott nachgesagt werden. Natürlich wurden ausführlichst die Katastrophen beim Transport eines solchen „Drums“ geschildert. Umständlich leitete er zum einzigen „klassischen“ Stück des Abends über: einer Fantasie für Flöte von Georg Philipp Telemann. Süffisant schwärmte er vom zauberhaften Tubaklang, im Gegensatz zum Flötenton, den er mit dem Laut einer kastrierten Kröte verglich, wie er aus seiner Zeit beim heimischen Naturschutz noch in Erinnerung zu haben glaubte. Er spielte das Werk recht forsch, die anwesenden Flötisten konnten aber mit heimlicher Genugtuung feststellen, dass es doch eher für die Flöte geeignet war …
Trotz des prägenden Hinweises seines ersten Lehrers „So eine faule Sau hab’ ich noch nie erlebt!“ gab er vor der Pause doch noch zwei Werke, wobei das Publikum einmal den Refrain auf Schwäbisch mitzusingen hatte. Mit überraschenden Klängen einer Jazz-Fantasie entließ er die Zuhörer, die Lust auf mehr Musik hatten, in die Pause.
Im zweiten Teil wartete Hofmeir mit weiteren Überraschungen auf. Er ahmte mit seinem Instrument das Geklapper von „Stöckelschuhen“ und die „Arschwackler“ einer Dame nach. Auf andere Weise horchte man auf, als er Piazzolla mit packenden Rhythmen und entwaffnender Innigkeit spielte. Davon hätte man sich mehr gewünscht.
Alle Bären der Region schienen versammelt im abschließenden ungarischen Tanz, den Hofmeir mit stupender Technik und genussvollen Übergängen präsentierte. Fazit: „Kein Aufwand!“ – ein „pfundiges“ Programm.
Echo-Preisträger Andreas Hofmeir
Programme Andreas Hofmeir verbindet in seinen Programmen Musik mit Kabarett. Er ist Träger des Echo-Klassik-Preises „Bester Spieler des Jahres“, Professor für Tuba am Mozarteum in Salzburg und Gründungsmitglied der Band „LaBrassBanda“. Weitere Programme mit Hofmeir sind das Musikkabarett „Star Fours“ und das Theaterkabarett „Die Qualkommission“. Partner am Klavier ist Tim Allhoff, ebenfalls Echo-Preisträger.