Nach den Sommerferien sollen bereits die Bagger anrücken und mit dem Bau des neuen städtischen Verwaltungszentrums am Bahnhof beginnen. So sieht es zumindest der Zeitplan vor. Ob das  allerdings so kommt, wird sich in der Sitzung des Gemeinderates am kommenden Donnerstag zeigen. Für diesen Termin ist eigentlich der Baubeschluss vorgesehen. Doch der Gemeinderat tut sich schwer mit dem Umstand, dass er einen Baubeschluss fassen soll „ohne belastbare Zahlen der Ausschreibungen vorliegen zu haben“, wie es Wolfram Feifel (Freie Wähler Göppingen) am Donnerstag in der Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses formulierte.
Nicht nur dieses Problem stand in der Kritik der Ausschussmitglieder. Anstoß nahmen die Stadträte vor allem an dem Umstand, dass ein von der Wohnbau geplantes Gesundheitszentrum nun direkt an das städtische Verwaltungszentrum angebaut werden soll und nicht, wie im städtebaulichen Wettbewerb vorgesehen, separat gebaut wird. So entsteht in Ost-West-Richtung eine sehr lange Fassade. Hellmut Schiefer vom beauftragten Architekturbüro erklärte dazu, dass dies zum einen Kosten spare, zum anderen die Zufahrt zur Tiefgarage einfacher und damit günstiger realisiert werden könne. Dies wollte Christoph Weber (Grüne) nicht akzeptieren. „Die Vorlage ist Beleg dafür, wie sich Beschlüsse ändern. Sie erzählen uns hier Märchen“, warf er Oberbürgermeister Guido Till vor. Der verwahrte sich dagegen und betonte, der Gemeinderat bleibe Herr des Verfahrens, denn er entscheide über den Verkauf des Grundstückes an die städtische Wohnbau. Dennoch zeigten sich auch Vertreter anderer Fraktionen überrascht von der Planänderung.
Neben diesem Hauptkritikpunkt bemängelte Armin Roos, Fraktionschef der SPD, die auf 80 Jahre angelegte Abschreibung des Projekts und nannte sie „unrealistisch und schöngerechnet“. Roos mahnte, das Vorhaben müsse innerhalb des Kostenrahmens bleiben. „Sonst werden wir unglaubwürdig.“ Nach Aussagen von Baubürgermeister Helmut Renftle werde die Kostengrenze von 25 Millionen Euro eingehalten. Diesen Baukosten stehen Zuschüsse des Landes sowie die Verkaufserlöse der Gebäude, die bislang Sitz der Behörden sind, gegenüber. Christian Stähle (Die Linke/Piraten) regte jedoch an, das derzeit als Verwaltungsgebäude genutzte Haus Kirchstraße 13 nicht zu verkaufen, sondern es mit dem benachbarten Bürgerhaus zu verbinden. „Auf diese 250 000 Euro kommt es nicht an“, so Stähle.
Für die CDU sagte Fraktionschef Felix Gerber: „Die Fragezeichen dürfen nicht maßgeblich sein. Wir müssen dennoch diesen für die Stadt zukunftsweisenden Beschluss fassen.“
Mit dem Vorschlag der Stadtverwaltung, dem neuen Gebäude den Namen „Stadthaus“ zu geben, tat sich nicht nur Klaus Rollmann (FDP/FW) schwer. „Darüber sollten wir noch einmal nachdenken“. Nach Rollmanns Meinung sind auch die eingeplanten zehn Prozent der Baukosten für Unvorhergesehenes zu wenig. „Das reichte in der Vergangenheit nie“, betonte der Sprecher.
Begleitet wurde die Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses einmal mehr von zahlreichen Wortbeiträgen Christian Stähles. Unter anderem empfahl der Stadtrat Oberbürgermeister Guido Till, sich im Keller des neuen Verwaltungszentrums am Bahnhof ein Mausoleum bauen zu lassen.

Das „Stadthaus“ im Überblick

Konzentration: Im neuen Verwaltungszentrum am Bahnhof sollen mehrere Dienststellen, die bisher in der Stadt verteilt waren, zusammengefasst werden – unter anderem die Dezernate, die derzeit noch am Nordring untergebracht sind.
Erlös: Die frei werdenden Gebäude und Grundstücke sollen verkauft werden. Derzeit sind dafür 4,5 Millionen Euro angesetzt. Erwartet werden außerdem Zuschüsse in Höhe von 3,7 Millionen Euro.
Rathaus: Vom Bau eines zweiten Verwaltungszentrums ist das historische Rathaus in Göppingens Zentrum nicht berührt. Dort verbleiben die Hauptverwaltung, das Standesamt und der i-Punkt der Stadt.