Gewerkschafter und Beschäftigte aus dem Kreis Göppingen haben am Mittwoch gegen drohenden Arbeitsplatzabbau in örtlichen Betrieben demonstriert. Den Auftakt hatte eine rund halbstündige Kundgebung der IG Metall direkt vor den Toren der Firma Schuler in Göppingen um 13 Uhr gemacht. Bei WMF in Geislingen wurde ab 15 Uhr protestiert.
Zukunft Filstal
Der Landtagsabgeordnete Peter Hofelich sowie organisierte Arbeitnehmer-Vertreter der Firmen Allgaier, Accuride, Mahle, EMAG, Saxonia, Ex-Cell-O und WMF waren dem Aufruf „Stoppt den Arbeitsplatzabbau – Zukunft Filstal“ gefolgt und nach Göppingen gekommen.
Solidarität für die Betroffenen
Aber auch nicht gewerkschaftlich organisierte Personen zeigten sich solidarisch mit dem Anliegen. Er sei in keiner Gewerkschaft, wolle aber die Kundgebung unterstützen, sagt der Göppinger Matthias Bolch, der bei einer Eislinger Metallbaufirma beschäftigt ist und seine Mittagspause opferte: „Die Göppinger müssen auf die Straße gehen und zeigen, dass man damit nicht einverstanden ist“, sagt er. Es gehe letztlich um die Stadt und ihren Charakter. Es könne nicht sein, dass „solche Mittel“ ergriffen würden, wenn es nach sehr guten Jahren einmal etwas schlechter ginge, verurteilt er die geplanten Schließungen.
Region in Gefahr?
Klare Kante müsse gezeigt werden, damit das Filstal nicht der zweite Ruhrpott werde, hatte zuvor Renate Gmoser, die zweite Bevollmächtigte der IG Metall Göppingen-Geislingen in ihrer Ansprache vor rund 300 Teilnehmern gemahnt. Dazu müssten alle an einem Strang ziehen. Insgesamt beteiligten sich am Mittwoch 1000 Menschen an den Protesten.
Kurzarbeitergeld
Der Ruf nach Steuerentlastungen seitens der Arbeitgeber sei „zu kurz gesprungen“, sagte Gmoser. Stattdessen forderte sie, die Zugangsvoraussetzungen für Kurzarbeitergeld zu lockern, gezielt Weiterbildung zu betreiben und in Forschung und Entwicklung zu investieren. Man brauche begeisterungsfähige Unternehmer, die „nicht innovationslos zuschauen“. Zu lange hätten Unternehmen nur Gewinne gemacht, anstatt neue Märkte zu erschließen.
„Mondays for Jobs“ schlägt Wellen
Martin Purschke, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Göppingen-Geislingen, zeigte sich beeindruckt von dem Zug aus etwa 800 Menschen, der sich am Nachmittag von der WMF bis in die Geislinger Fußgängerzone bewegte. Was sie umtreibt, drücken die Teilnehmer der Kundgebung mit Sprüchen auf Plakaten aus, mit lauten Pfiffen und Ausrufen. „Ich sehe auch den Wert Geislingens in Gefahr“, sagt Hermann Sauter, der in der Menge mitmarschiert. Der pensionierte Polizist beteiligt sich auch an „Mondays for Jobs“, der wachsenden Geislinger Protestaktion gegen den Stellenabbau bei der WMF. „Es geht um unsere Region, um unsere Stadt“, betont der 62-jährige Geislinger.
Schnötzinger: „WMF ist kein Sanierungsfall“
Der WMF-Betriebsratsvorsitzende Frank Schnötzinger freut sich, dass viele der Teilnehmer bei der Kundgebung in Geislingren die gelben Warnwesten mit der Aufschrift „Mondays for Jobs“ tragen. Schnötzinger verweist auf die Bedeutung der Arbeitsplätze für die Kaufkraft in der Region. Die WMF sei „kein Sanierungsfall“, sondern fahre hohe Gewinne ein. „Wie lassen uns den Ausverkauf von Know-how nicht gefallen“, macht Schnötzinger klar und kündigt weitere Montags-Proteste an.
Aktienkurse und „Ausverkauf“
Der Schuler-Betriebsratsvorsitzende Rolf Brodbek zeigte sich enttäuscht, dass zur Kundgebung in Göppingen nur ein Bruchteil der am Morgen bei einer Betriebsversammlung anwesenden Beschäftigten gekommen war. Er findet, dass einiges in Schieflage geraten sei: „Wie krank ist diese Welt, wenn der Aktienkurs nach oben geht, wenn Entlassungen angekündigt werden.“ „Mir gebat et auf“, versprach er schließlich unter dem Jubel der Anwesenden.Der IG Metall-Vertrauenskörpermann bei Schuler, Joachim Klopfer, rief in einer kurzen, kämpferischen Ansprache dazu auf, jeden Montag „um den Betrieb rumzulaufen“, wie es die Kollegen der WMF in Geislingen machten. „Dass jeder kapiert: das ist der Ausverkauf des Filstals.“
Abfindungen für Manager
Stilianos Barembas, Betriebsratsvorsitzender bei Allgaier fand ebenso deutliche Worte: „Mich kotzt es an, was unsere Manager im Filstal und in ganz Deutschland leisten“. Für Missmanagement bekämen sie noch Abfindungen.