Ausfälle, Verspätungen, überfüllte Züge: Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Winfried Hermann steht durch das Chaos auf der Filstalbahn seit Wochen unter Beschuss. Nachdem sich der Politiker im Verkehrsausschuss des Landtags kritischen Fragen entzogen hatte und nun sogar vom Koalitionspartner CDU zum Rücktritt aufgefordert wird, stellte er sich am Mittwochabend im Uhinger Uditorium erstmals seit Langem wieder direkt der Öffentlichkeit.
Der Einladung zum Bürgerdialog mit Hermann und dem Go-Ahead-Technikchef Gordon Lemke folgten wie erwartet zahlreiche Besucher. Angesichts einer lange aufgestauten Wut der Pendler wurde teilweise kontrovers diskutiert. In einer Wortmeldung aus dem Publikum wurde der Vorwurf laut, man hätte die Probleme bei Unterzeichnung der Verträge fünf Jahre zuvor doch voraussehen müssen: „Sie sind sehenden Auges in die Misere rein gerutscht!“ So manches wurde mit höhnischem Gelächter quittiert, etwa die Aussage des Landrats, man wolle „die Leute von der Straße auf die Schiene holen“.
Themen beim Dialog: Entschädigungszahlungen, Notfallplan und Vertragsstrafen
Themen der Veranstaltung waren unter anderem ein Notfallplan für die Filstalbahn, Entschädigungszahlungen für Bahnfahrer sowie Vertragsstrafen für Go-Ahead und das Zuliefer-Unternehmen Stadler Pankow.
Verkehrsminister Hermann gelobte jedoch Besserung: Die Zugflotte soll Ende Februar endlich komplett sein, das mobile Team, das defekte Züge vor Ort repariert, solle personell verstärkt werden. Allerdings sei gerade die Personalfrage auch bundesweit schwierig: Lokführer seien nur schwer zu finden.
Pendler, die sich in letzter Zeit über Zugausfälle, Verspätungen und überfüllte Waggons geärgert hatten, sollen entschädigt werden: Besitzer einer Zeitkarte bekommen einen Monat erstattet.
Veranstaltung blieb friedlich
So wurde insgesamt deutlich, dass sich die Situation auf der Filstalbahn auch durch die Auslieferung von neuen Zügen spätestens im März allmählich bessern sollte. Auch aus der Sicht des Ministeriums sei die aktuelle Situation nicht hinnehmbar, hieß es. Sicherheitskräfte schützten Minister Winfried Hermann rund um das Uditorium vor möglichen Anfeindungen, es blieb jedoch den ganzen Abend über friedlich.