Gestern morgen traf sich der Krisenstab. Dem gehören 15 Mitarbeiter der Stadtverwaltung an. Das Gremium trifft sich alle zwei Tage – „bei Bedarf auch täglich“, seit sich vor etwa drei Wochen die Gefahren abzeichnen, die das Coronavirus verursacht, beschreibt Klaus Heininger die Reaktion der Eislinger Stadtverwaltung. Es sei 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche dafür gesorgt, dass das Krisenteam erreichbar ist, versichert der Oberbürgermeister.
Weil die Eislinger Verwaltung die Entwicklung erwartet hatte, sei die Stadt auf die Schließung der Schulen vorbereitet gewesen. Daher habe die Notbetreuung der Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen schon am ersten Tag starten können. Derzeit würden 35 Kindergartenkinder und Schüler betreut. Sie sind auf verschiedene Kita und die beiden Eislinger Grundschulen verteilt. „Das funktioniert sehr gut“, freut sich der OB.
Da die Kitas geschlossen sind, ist die Gebührenpflicht für alle städtischen und kirchlichen Kindertageseinrichtungen derzeit ausgesetzt. Die Stadt verzichtet zunächst auf die Abbuchung der Beiträge für den Monat April, teilt sie auf ihrer Homepage mit. Über einen möglichen Erlass der Gebühren werde zu einem späteren Zeitpunkt im Einvernehmen mit dem Land entschieden.
In Eislingen gibt es, Stand Freitagmittag, 48 Verfügungen an Einwohner, sich häuslich abzusondern. Es gebe vier bestätigte Infizierte und 13 Verdachtsfälle. Diese Einwohner müssen für 14 Tage in Quarantäne. Das Rathaus sei bisher coronafrei. „Wir haben 21 Beschäftigte freigestellt, weil sie in Risikogebieten waren oder Kontakte zu Personen hatten, die in Quarantäne sind oder positiv getestet wurden“, berichtet der Verwaltungschef.
Heininger hat das Rathausteam deutlich reduziert. Er führte einen Schichtbetrieb ein und ein Teil der Mitarbeiter sind in Home-Office. Die Krise habe bezeigt, dass technische Voraussetzungen für zahlreiche Heimarbeitsplätze erst geschaffen werden mussten. Auch das Team der Wasserwerke wurde in zwei Gruppen geteilt, damit es handlungsfähig bleibt.

Bürger sollen nicht ins Rathaus

Für die Bürger bleibt die Verwaltungszentrale geschlossen. Möglichst sollen Telefon und Internet genutzt werden. Ist ein Kontakt unvermeidlich, geschieht dies am Fenster. „Wir geben Personalausweise übers Fenster raus. Den Kuli zum Unterschreiben dürfen die Leute behalten.“ Gestern fand eine Trauung statt. Das Paar und ihre beiden Trauzeugen wurden über den Hintereingang ins Trauzimmer geführt.
Der OB hat den Vollzugsdienst aufgestockt, um an Spielplätzen und Schulhöfen die Sperren zu kontrollieren. Nach Heiningers Einschätzung hat die letzte Verschärfung der Ausgangsbeschränkung gewirkt. „Die Leute halten sich daran, wir mussten noch keine Bußgelder aussprechen.“ Noch vor dem Land habe Eislingen als Ortspolizeibehörde Nagel- und Tattoostudios schließen lassen.
Der Oberbürgermeister sorgt sich um die kleinen Gastro- und Einzelhandelsbetriebe. Oft seien das Familienbetriebe, die keine großen Rücklagen hätten. Damit es durch die Krise nicht zum Kahlschlag kommt, fordert er seine Mitbürger auf, solidarisch zu sein und Geschenkgutscheine bei Gaststätten und Händlern zu kaufen, um sie später einzulösen. „Das sorgt ein bisschen für Einnahmen.“

Relativ viele Fallzahlen im Kreis Göppingen

Eine Entwarnung sieht Heininger noch nicht: „Das Ganze ist nicht in 14 Tagen gegessen. Manche wiegen sich in Sicherheit, aber die Durststrecke wird länger.“ Er verweist darauf, dass die Fallzahlen im Kreis Göppingen recht hoch sind. Sie liegen ungefähr im Bereich der oberen 30 aller etwa 400 Stadt und Landkreise in Deutschland.