Die Lage ist ernst. Dies wurde am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Landrat Edgar Wolff, der Leitung des Gesundheitsamts, dem Klinikchef und dem Vorsitzenden der Kreisärzteschaft deutlich. Mittlerweile gibt es 81 an Covid-19-Erkrankte im Landkreis, bisher ist ein Mensch an der Infektion gestorben. „Die Zahl der täglich gemeldeten Fälle nimmt zu“, berichtete Dr. Heinz Pöhler, der Leiter des Göppinger Gesundheitsamts.
Über 700 Menschen in Quarantäne
Mehr als 700 Kontaktpersonen ersten Grades stehen unter häuslicher Quarantäne, das Gesundheitsamt sei in regelmäßigem Kontakt mit diesen Menschen. Pöhler machte deutlich, dass es inzwischen auch positiv getestete Patienten in Alten- und Pflegeheimen sowie unter Mitarbeitern in Arztpraxen gebe. Umso wichtiger sei es, sich strikt an die verordneten Maßnahmen zu halten, um die Ausbreitung des Virus’ einzudämmen und die Versorgungsstrukturen aufrecht zu erhalten, unterstrich Pöhler.
„Entscheidender Punkt, um die Corona-Krise zu meistern“
Landrat Edgar Wolff nutzte diese Telefonkonferenz mit Journalisten, um einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung zu richten: „Wir sind an einem entscheidenden Punkt. Wir steuern auf ein großes Risiko zu, haben aber noch die Chance, diese Krise zu meistern.“ Jeder einzelne müsse „seine Sozialkontakte drastisch zurückfahren, Solidarität üben und maximal aufmerksam sein“, damit am Ende dieser „schwierigen, ungewohnten und entbehrungsreichen“ Schritte ein Erfolg stehe und die Gesundheits- und Versorgungssysteme nicht kollabierten.
100 Mitarbeiter im Einsatz
Aktuell unterstützten mehr als 100 Mitarbeiter aus dem Landratsamt das Gesundheitsamt, um der Lage Herr zu werden. An der Hotline wechselten sich 24 Berater an sechs Telefonen sieben Tage die Woche ab, mehr sei momentan nicht drin, sagten Wolff und Pöhler, um die Qualität der Beratung zu gewährleisten.
Dr. Ingo Hüttner, Medizinischer Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken, gab einen aktuellen Lagebericht. Derzeit werden in der Klinik am Eichert in Göppingen drei positiv getestete und sieben Patienten mit dem Verdacht, an Covid-19 erkrankt zu sein, stationär behandelt. In der Geislinger Helfenstein-Klinik sind es drei Verdachtsfälle. Derzeit liege kein Corona-Patient auf der Intensivstation. „In beiden Notaufnahmen ist es sehr ruhig“, berichtete Hüttner. Die Alb-Fils-Kliniken seien dabei, den abgetrennten Bereich für Corona deutlich auszuweiten, dazu werden bisherige Abteilungsstrukturen aufgelöst.
Der Klinikchef rechnet in den kommenden Tagen und Wochen mit deutlich mehr Corona-Patienten als bisher. „Wir werden daher unsere Bettenkapazität auf der Intensivstation in der Klinik am Eichert von 24 auf 34 steigern“, kündigte er an. In Geislingen gebe es acht Intensivbetten. Zusätzlich könne man im Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie am Eichert weitere Patienten beatmen, in der Kinderklinik stünden fünf Beatmungsplätze zur Verfügung. Die Alb-Fils-Kliniken wollen zudem mit den umliegenden Rehakliniken kooperieren.
Hausärzte sind voll gefordert
Dr. Frank Genske, Vorsitzender der Kreisärzteschaft, appellierte einmal mehr an die Bürger, sich bei einem Corona-Verdacht zunächst telefonisch an den Hausarzt zu wenden und dann an die Hotline des Gesundheitsamts. Die niedergelassenen Haus- und Fachärzte arbeiteten derzeit normal weiter, lediglich Routine- und Kontrolluntersuchungen werden verschoben, um Kapazität für die medizinisch notwendigen Dinge zu haben, erklärte Genske.
Mehr Abstriche möglich
Die richtige Nummer Landrat Edgar Wolff weist noch einmal darauf hin, für jeden Fall die richtige Nummer zu wählen: Die Integrierte Leitstelle, Telefon 116117, ist für Patienten, die außerhalb der Sprechzeiten ärztliche Hilfe brauchen. Die 112 wählt man nur im Notfall, die 19222 bei der Anmeldung von Krankentransporten. Unter der (07161) 202-5380 meldet man sich bei begründetem Corona-Verdacht.
Eine zweite Abstrichstelle Die Abstrichstelle für Corona-Verdachtsfälle, die die Kreisärzteschaft am 4. März in Eislingen eingerichtet hat, hat ihre Kapazität erhöht: Jetzt können bis zu 100 Menschen am Tag getestet werden. In Planung ist eine weitere, mobile Abstrichstelle in Zusammenarbeit mit dem DRK.