Bei einer Betriebsversammlung am gestrigen Mittwoch in Böhmenkirch erfuhren die Mitarbeiter, dass die Geschäftsführung das bis zum 1. September versprochene Entgeltsystem nicht rechtzeitig vorlegen kann. Die IG Metall hat sich für diesen Fall mit einem zusätzlichen „Entgeltvolumen“ in Höhe von 500 000 Euro abgesichert. Allerdings soll dieses Geld nur an IG-Metall-Mitglieder ausgeschüttet werden. Was zu deutlichem Unmut bei den nichtorganisierten Beschäftigten geführt hat.
Die im Haustarifvertag vom 2. August 2017 zwischen IG Metall und Geschäftsführung vereinbarte Lohnerhöhung in Höhe von 45 Cent für Stundenlöhne bis 10 Euro sowie 40 Cent für Stundenlöhne von 10,01 bis 23 Euro hatte die Geschäftsführung noch freiwillig auf alle Beschäftigten ausgedehnt (wir berichteten). Das jetzt fällige Ausfallgeld sollen aber nur Mitglieder der Gewerkschaft bekommen. „Bis zum 1. September kann man ja noch in die IG Metall eintreten“, betreibt IG-Metall-Funktionär Manuel Schaefer indirekte Mitgliederwerbung.
Neues Werk in der Slowakei
Aber es gab noch weitere unangenehme Nachrichten bei der Versammlung. Geschäftsführer Dirk Fischer zufolge baut SAM derzeit ein Werk in der Slowakei auf. In der Produktionsstätte nahe der ungarischen Grenze will der Automobilzulieferer innerhalb eines Jahres zunächst 250 Jobs für die Montage von Dachrelings schaffen. Im Endausbau seien 650 Arbeitsplätze geplant.
Insider erwarten, dass SAM dafür Stellen in Deutschland abbaut. Ein Indiz dafür sei, dass die Geschäftsführung von SAM inzwischen überlegt, ob man die im März abgebrannte Galvanik auf den Heidhöfen überhaupt wieder aufbauen soll. Das hatte bereits Bürgermeister Matthias Nägele angedeutet, als der Böhmenkircher Gemeinderat Ende Juli über das Abbruchgesuch für die zerstörte Halle beriet.
Manuel Schaefer von der IG Metall hat jedenfalls kein gutes Gefühl, was das neue Werk in der Slowakei und vor allem die Auswirkungen auf das Personal hier betrifft. Nicht weit entfernt hätten schon große deutsche Automobilhersteller Werke in Ungarn. Schaefer glaubt, dass durch die Verlagerung der Produktion ins Ausland mittelfristig 900 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen werden.
Info Nach Angaben der IG Metall beschäftigt die Firma SAM Automotive derzeit in zehn Werken an sechs Standorten auf der Alb rund 1400 Mitarbeiter. Dazu kommen noch 500 Leiharbeiter und 200 bis 300 Beschäftigte von Firmen, die über Werkverträge für
den Automobilzulieferer tätig sind.