Viel hat sich geändert im Alltag einer Erzieherin, seit Monika Nägele vor 32 Jahren mit ihrem Beruf in Eislingen begonnen und später in Böhmenkirch, Stötten und im Kindergarten in der Parkstraße weitere Erfahrungen gesammelt hat.
„Als ich anfing, hat man damit begonnen, Wochenpläne einzuführen, darin spezielle Themen  aufzugreifen und diese in Liedern, Spielen, beim Basteln, in Büchern oder in Bewegungsspielen umzusetzen“, erzählt die heute 50-Jährige, die inzwischen stellvertretende Leiterin im Geislinger Einstein-Kindergarten ist.
Das Ganze sei zwar sehr strukturiert gewesen, berichtet Nägele, habe jedoch den Kindern wenig Platz zum freien Spielen gelassen. Außerdem hätten die Erzieherinnen kaum die Chance gehabt, auf Unvorhergesehenes zu reagieren. „Wir haben uns selber damit eingeengt“, resümiert die Erzieherin – und empfindet das heutige Konzept im Einsteinkindergarten als flexibler. „Wir planen immer noch, welche Themen wir aufgreifen, informieren die Eltern jedoch hinterher, was wie umgesetzt wurde“, sagt sie. „Auf diese Weise können wir auch Anregungen oder Ideen der Eltern umsetzen.“
Überhaupt seien Eltern heute mehr involviert in die Kindergartenarbeit als früher. Ihre Erwartungen würden vom „Aufbewahren der Kinder“ bis zu deren „Vollerziehung“ reichen. „Aber wir können nur ergänzend zur Erziehung in der Familie wirken“, erklärt Nägele. Gerade deshalb sei die Zusammenarbeit mit Eltern wichtig. „Und viele Eltern sind tatsächlich bereit dazu, das bereichert unsere Arbeit.“
Im Lauf der Zeit passte sich die Form der Erziehungseinrichtungen mehr und mehr den Ansprüchen der Eltern an. Heute gibt es Kindergärten mit flexiblen Öffnungszeiten, Kindertagesstätten, Waldorf-Kindergärten, Horte oder Wald-Kindergärten
In den 1990er-Jahren seien die Offenen Gruppen in Mode gekommen. „Das hatte den Vorteile, dass man den Kindern mehr Angebote machen konnte, weil nicht die Puppenecke und die Bauecke in allen Gruppenräumen zur Verfügung stehen mussten, sondern die Kinder einfach in die anderen Räume wechselten.“
Vor allem für die Kleinen jedoch sei diese unruhige Struktur schwierig, habe sich mit der Zeit herausgestellt. „Nur ganz wenige Kinder wollen raus aus ihrer Gruppe, sie fühlen sich in den räumlichen Grenzen oft wohl“, sagt Nägele und empfindet es als guten Kompromiss, einzelnen Kindern Projekte – etwa in der Bastelwerkstatt – anzubieten und sie hinterher wieder in die Gruppe zurückzubringen.
Auch die Anforderungen an die Räumlichkeiten haben sich verändert: Heutzutage haben die meisten Kindergärten Nischen und Ausweichzimmer, um individuelle Kinderbedürfnisse zu befriedigen oder den Kleinen Rückzugsmöglichkeiten anzubieten. Dort sind sie von den Erwachsenen unbeobachtet, was – so die Erfahrung der Pädagogen – dazu beiträgt, dass die Kinder sofort mehr Verantwortung für sich und andere übernehmen. Ein wichtiger Schritt hin auf der Entwicklung zu einer selbstständigen Persönlichkeit.

Info In einer dreiteiligen Serie stellt die GZ am Beispiel von Monika Nägele vor, wie sich der Beruf der Erzieherin in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Im dritten und letzten Teil geht es um die Förderung der Sozialkompetenzen sowie um die veränderten beruflichen Anforderungen und Qualifikationen der Erzieher.