Die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind bereits im Kreis Göppingen angekommen. Das berichtet Sabine Stövhase, Leiterin des Caritas-Zentrums Göppingen der GZ. Dabei handle es sich um Ukrainer, die bei Verwandten untergekommen seien. Die bisherigen Geflüchteten kamen allerdings auf eigene Faust in den Landkreis, denn über den offiziellen Weg – also die Landeserstaufnahmestellen – sind bisher noch keine Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in den Landkreis gelangt, schreibt die Göppinger Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung. Die Kreisverwaltung bereite sich allerdings „mit Hochdruck auf die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine vor“, heißt es.

Landkreis: Situation angespannt

Für die Kreisverwaltung wird das wohl eine Herausforderung werden. Die Unterkünfte für Flüchtlinge im Landkreis seien bereits bisher gut ausgelastet, da die Zahl der neuankommenden Menschen bereits seit vergangenem Herbst angestiegen sei, so eine Pressemitteilung der Verwaltung. Der Krieg in der Ukraine verschärfe „die bereits angespannte Situation nochmals erheblich“. Im Landkreis stünden derzeit 26 öffentliche Unterkünfte mit 993 freien Plätzen zur Verfügung. Das reiche aber nicht. Laut Kreisverwaltung werden nach aktuellen Prognosen 1700 bis 1800 Menschen erwartet. Der Landkreis prüfe alle eingehenden Unterbringungsangebote auf ihre Eignung, erklärt Kreissozialamtsleiter Marco Lehnert.
Es haben sich zahlreiche Menschen gemeldet, die Flüchtlinge unterbringen würden, berichtet die Kreisverwaltung. Landrat Edgar Wolff sagt: „Die Aufnahme und Unterstützung der Geflüchteten aus der Ukraine setzt ein deutliches Signal für Solidarität, Freiheit und Demokratie.“ Er sei beeindruckt, mit welcher Hilfsbereitschaft und Offenheit Bürgerinnen und Bürger auf das Landratsamt zugegangen seien, um Wohnraum anzubieten. Der Landkreis wolle „den hilfsbedürftigen Menschen aus der Ukraine einen sicheren Zufluchtsort schaffen“.

50 Menschen sollen im Bus kommen

Eine der privaten Helferinnen ist Jennifer Röcker aus Kuchen (wir berichteten). Sie will ukrainischen Flüchtlingen helfen, in den Landkreis zu kommen. Zusammen mit Rebecca Reiche aus Süßen ist die Ehrenamtliche in Kontakt mit einem Busunternehmen, das die Menschen an der polnisch-ukrainischen Grenze abholen könnte. Nachdem die Helferinnen am Dienstag einen Aufruf gestartet hatten, meldeten sich demnach am Mittwochmorgen zehn Familien, die bereit sind, Menschen aufzunehmen. Die Angebote kamen von Personen aus dem ganzen Landkreis: „Das geht von Böhmenkirch bis Göppingen“, sagt Röcker der GZ. Der bislang eingeplante Bus hätte Platz für 50 Menschen. Die Helferin ist zuversichtlich, dass sich genug Freiwillige melden, die die Personen aufnehmen würden.
Noch einige Fragen seien allerdings derzeit ungeklärt. Das betreffe zum einen das Aufenthaltsrecht der Ukrainerinnen und Ukrainer. Zum anderen stellt sich für Jennifer Röcker die Frage, ab wann Flüchtlingskinder in die Schule gehen können. Das könne allerdings noch später geklärt werden, ist die Kuchenerin überzeugt: „Jetzt müssen wir erst mal schauen, dass die Leute herkommen.“

Klinik-Mitarbeiter spenden

Viele Gruppen im Kreis rufen derzeit zu Sach- und Geldspenden für Ukrainerinnen und Ukrainer im Krisengebiet auf. Zum Beispiel spenden Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter der Alb-­Fils-Kliniken (AFK) für Menschen in der Ukraine. Wie die AFK in einer Pressemitteilung berichten, besorgt die Einkaufsabteilung der Kliniken Artikel wie Windeln, Milchpulver, Hygieneprodukte oder Verbandsmaterialien und organisiert den Transport in die Ukraine.
Auch Röcker und Reiche wollen Sachspenden einsammeln. Es würden zum Beispiel haltbare Lebensmittel, Desinfektions- und Schmerzmittel gebraucht, so Röcker. Das Rote Kreuz und die Caritas im Kreis Göppingen raten allerdings von Sachspenden ab. Vom DRK-Bundesverband gebe es die klare Vorgabe, keine Sachspenden einzusammeln, berichtet Alexander Sparhuber, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Göppingen. Der Grund: Es sei zum einen schwierig, aus der Ferne zu beurteilen, was wirklich vor Ort gebraucht werde. Sinn­voller sei es, wenn die benötigten Hilfsgüter in der Ukraine oder ­­in Nachbarländer eingekauft würden. Um Geld dafür zu sammeln, hat das DRK ein Spendenkonto eingerichtet (siehe Info). Die Schwesterorganisationen des DRK in der Ukraine und den Nachbarländern stellten dann die benötigte Hilfe bereit. Ähnlich ist es bei der Caritas im Kreis. Auch sie sammelt Geldspenden. Wie Sabine Stövhase, vom Caritas-­Zentrum Göppingen, berichtet, seien derzeit 34 von 37 Caritas-Zentren in der Ukraine noch arbeitsfähig.
Die Caritas plane außerdem ein Treffen mit anderen Wohlfahrtsverbänden und der Göppinger Kreisverwaltung, um Hilfe für ankommende Ukrainerinnen und Ukrainer zu koordinieren, sagt Stövhase. Es gehe zum Beispiel darum, Freiwillige zu finden, die für künftig ankommende Flüchtlinge dolmetschen und sie zum Beispiel bei Behördengängen unterstützen. Bei der Caritas hätten sich bereits die ersten Dolmetscher gemeldet. „Wir sind jetzt im Krisenmodus und schauen von Tag zu Tag“, sagt Stövhase.

So können Sie Betroffenen helfen

Landkreis Angebote für Wohnraum können an das Amtspostfach der Abteilung Asyl- und Flüchtlingswesen im Landratsamt Göppingen gesendet werden: [email protected]. Wie die Kreisverwaltung berichtet, werden weitere Informationen zur Ukrainehilfe in den kommenden Tagen auf der Homepage des Landratsamtes Göppingen (www.landkreis-goeppingen.de) veröffentlicht. Darüber hinaus wird beim Landratsamt unter der Nummer (07161) 2 02 44 44 eine zentrale Hotline eingerichtet. Die Hotline ist von Montag bis Freitag von 9-12 Uhr besetzt und steht für Fragen zur Unterbringung sowie zur Leistungsgewährung zur Verfügung.
Spendenkonten Das DRK bittet unter dem Stichwort „Nothilfe Ukraine“ um Spenden für die betroffene Bevölkerung: IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07. Ebenso nimmt Caritas International Spenden für Menschen in der Ukraine entgegen: IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02.
Private Hilfe Menschen, die Interesse haben ukrainische Flüchtlinge zu beherbergen, können sich bei Jennifer Röcker unter: 0157 / 63 47 80 00 oder bei Rebecca Reiche unter 0151 / 61 44 34 51 melden. Dort können auch Sachspenden abgegeben werden.
Außerdem bittet die christliche Mission „Licht im Osten“ um Sachspenden. Sie hat in der Froschgasse 9 in Gingen  eine Sammelstelle eingerichtet: 0177 / 5 03 58 31. Es können Lebensmittel, aber auch  Hygieneartikel wie Windeln abgegeben werden.