Gut 60 Erwachsene und viele Kinder sitzen am Montag auf den Bänken im Stall der Honhardter Demeterhöfe bei Familie Klopfer. Sie warten gespannt auf das Oberuferer Christgeburtsspiel der Freien Waldorfschule in Crailsheim. Die Besucher sind dick eingepackt, es gibt heißen Punsch. Die Kühe und Kälbchen schauen neugierig. So viele nächtliche Besucher hatten sie noch nie.
„Wir hatten ein schwieriges Jahr 2016. Und die Weihnachtsbotschaft ist eine der wichtigsten, die es gibt“, sagt Sebastian Gros bei einer kurzen Einführung. Er trägt Schaffell, Hut und Stock. Die Wangen sind rosig angemalt. So schlüpft er in die Rolle eines Hirten und erklärt: „Die Geburt der Liebe findet statt.“ Die Oberuferer Weihnachtsspiele datieren bis ins 17. Jahrhundert zurück und wurden früher von Bauern in den Wirtshausstuben aufgeführt. Im Honhardter Stall ist heuer Premiere. „Für mich ist es etwas ganz Besonderes im elterlichen Stall aufzutreten“, sagt Debora Neubauer-Klopfer. Sie spielt die Maria und als ehemalige Waldorfschülerin ist sie mit dem Stück aufgewachsen. Denn bis heute werden die Spiele in aller Welt von den Waldorfschulen im Dialekt aufgeführt.
Und dann geht es auch schon los. Leises Geigenspiel ertönt von draußen und die zwölfköpfige Schauspieltruppe, bestehend aus Lehrern, Schülern und Eltern der Waldorfschule, kommt langsam in den Stall. Maria und Josef suchen verzweifelt eine Herberge. Mit Ochs und Esel werden sie überall abgewiesen. Nur in einem Stall findet Josef mit der hochschwangeren Maria eine Unterkunft. Das Jesus-Kind wird geboren, und die Hirten machen sich auf den Weg. Einer der Hirten ist zu alt, um die Reise anzutreten. Ihm erzählen die Hirten später die Weihnachtsgeschichte.
Es wird viel gesungen, und die Besucher sind gebannt vom Schauspiel und den besinnlichen Tönen. Die Kühe der Familie Klopfer sind indes eingeschlafen und schnarchen ganz leise vor sich hin.