Das Premierenfieber machte sich zuhause in Dettingen schon gestern Nachmittag breit. „Wir sind ein wenig aufgeregt“, gesteht Gülcan Vaz, die Ehefrau des jüngst berufenen VfB-Coachs Francisco (genannt Paco) Vaz. Am Samstag ist Bundesliga-Auftakt für ihren Mann. Praktisch über Nacht bietet sich dem 45-Jährigen „eine große Chance“, freute sich die Dettingerin im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE: „Die Familie unterstützt ihn voll.“
So schnell kann es gehen im Highspeed-Geschäft namens Profi-Fußball. Vor zwei Jahren coachte Paco Vaz noch die Jugendmannschaften der Stuttgarter Kickers. Zwischendrin machten ihn die Degerlocher sogar zum Cheftrainer, und nun steht der Fußball-Lehrer beim Stuttgarter Stadtrivalen seines Ex-Clubs an der Seitenlinie: Vor wenigen Tagen verpflichtete der VfB den Dettinger, und zwar als Sideman des neuen Cheftrainers Nico Willig. Bis zum Saisonende soll das Duo den Ton angeben bei den latent abstiegsgefährdeten Cannstattern.
Jedes Spiel ein Schicksalsspiel. Auch das am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach. Entsprechend angespannt klingt Paco Vaz, als wir ihn gestern kurz vor dem 16-Uhr-Training auf dem Handy erreichen. Er hat wenig Zeit, verrät aber doch, dass er den Abend gemeinsam mit der Mannschaft in Stuttgart verbringen will.
Egal, was Vaz in den kommenden Monaten auch tut – viele Fußballfans im Ermstal und auf der Alb werden genau hinschauen. Denn wenn einer in der Region Spuren hinterlassen hat, ist das der Spanier in Diensten schwäbischer Fußballclubs. Vaz war Spielertrainer des FV Bad Urach, coachte Zainingen und Erkenbrechtsweiler, fungierte als „Co“ in Grafenberg und spielte zuvor höherklassig in Metzingen und Kirchheim.
Nicht zu vergessen, der Heimatverein des 45-Jährigen, der TSV Dettingen. Dort genießt der einstige Spielertrainer schon heute Sonderstatus: „Bis in die Bundesliga hat es noch keiner aus unseren Reihen geschafft“, verrät Thomas Anhorn, Fußball-Abteilungsleiter des Bezirksligisten augenzwinkernd. Und klar, Anhorn und seine Leute sind stolz auf den Karrieresprung des Paco Vaz. So einer sei ja auch ein Aushängeschild für den Verein, sagt der Dettinger Fußball-Chef.
Wer ist dieser Kick-Enthusiast, der nun das höchste nationale Parkett betritt? Aufgewachsen ist Paco Vaz in Dettingen, wo der gelernte Maschinenbaumechaniker auch arbeitete. Er ist Vater zweier fußballspielender Söhne, bekennender Real-Madrid-Fan und hat als Trainer die A-Lizenz inne.
Dass es einmal klappen sollte mit Paco Vaz’ hauptamtlicher Trainer-Karriere, das wünschte sich sein Sohn Robin schon vor drei Jahren während eines Schulprojekts mit unserer Zeitung.
„Mein Papa ist ein toller Trainer und bringt seinen Spielern viel bei. Ich wünsche mir, dass er irgendwann mal mein Trainer wird“, sagte der heutige Gymnasiast und damalige Dettinger Grundschüler unserer Redaktion. Überschrieben war der kleine Artikel übrigens mit dem Titel: „Mein Vater, der Fußballtrainer.“
Indessen ist Francisco Vaz längst nicht die einzige Verstärkung aus dem Erms- und Neckartal, auf die der VfB Stuttgart momentan zählen kann. Auch der Finanzvorstand des Clubs, Stefan Heim, gilt als Kind der Region. Heim wurde in Reutlingen geboren und lebt in Neckartenzlingen.
Zu den Cannstattern kam der 48-jährige Sportökonom schon 1997 als Assistent des Geschäftsführers. Zuletzt stieg das VfB-Eigengewächs bis in die höchsten Sparten auf. Heims Vertrag als Finanzvorstand ist erst 2018 verlängert worden: Bei so viel Manpower aus dem Umkreis dürfte bei den Rotweißen eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.