Momentan laufe es in die falsche Richtung, sagte Bürgermeister Dr. Michael Lohner und verwies auf die vielen Gebäude in der Innenstadt, die sanierungsbedürftig sind. Nur wenn saniert werde, könne auch eine Mischung der Bevölkerung erfolgen. „Ich bin mir sicher, dass wir das erreichen, wenn wir in der Entwicklung durchhalten und nachhaltig schaffen.“ So wie beim ehemaligen „Löwen“: Jetzt sei der Zeitpunkt da, um mit den Planungen „aus der Deckung zu kommen“.
Bernd Jäger von der Firma JaKo Baudenkmalpflege in Rot an der Rot stellte das Vorhaben vor. Das denkmalgeschützte Gebäude mit Baujahr 1599 sei kein „altes Glumb“, sonst würde es längst nicht mehr stehen. Allein das Gebälk hätte zuvor mindestens 200 Jahre im Wald gestanden: „Also 1399 – da war die Entdeckung Amerikas noch weit weg.“ Für Jäger ist der „Löwen“ mit seinem 700 Jahre alten Gebälk der Inbegriff von Nachhaltigkeit, nun gelte es, den Wert und die Konstruktion des Gebäudes zu verstehen.
Sanierung als Alleininvestor
JaKo will den „Löwen“ vom jetzigen Eigentümer kaufen und als Alleininvestor komplett restaurieren, um schließlich die entstehenden Wohneinheiten zu verkaufen. Eine umfassende Bestandsaufnahme ist teilweise schon erfolgt, nun soll eine ganzheitliche Planung entstehen und ein Festpreisangebot für alle handwerklichen und planerischen Leistungen erstellt werden.
JaKo knüpft an die durch die Stadt Munderkingen initiierten Maßnahmen wie die bauhistorische Untersuchung, die Holzschadensaufnahme, die restauratorische Untersuchung und den Bericht zur Befundsituation an. So, wie das Gebäude derzeit dasteht, sei es „kein schöner Fleck“. Doch man habe den Anspruch, daraus wieder den „König der Martinstraße“ zu machen. Die Grundstücksfläche beträgt 201 Quadratmeter, die Wohn- und Nutzfläche vom Erdgeschosses bis ins erste Dachgeschoss rund 550 Quadratmeter. Die Planungskonzeption sieht einen Baubeginn Ende 2019 und eine Fertigstellung Ende 2020 vor, gefördert wird die Gesamtrestaurierung, die in enger Kooperation mit der Stadt erfolgen soll, aus dem Landessanierungsprogramm.
Zum Wohnen sehr gut geeignet
„Wir wollen nichts machen, was den Ansprüchen der Stadt widerspricht“, sagte Jäger. Man sehe hier Entwicklungspotenzial mitten in der historischen Stadt. Munderkingen sei als Wohnstandort aufgrund seiner Infrastruktur sehr gut geeignet, vom Zuganschluss Ulm-Stuttgart werde die Region stark profitieren. „Diese Raumschaft wird attraktiv für Pendler nach Stuttgart, das darf man nicht unterschätzen.“
Für Gemeinderat Waldemar Schalt ist es „wie ein Wunder, dass ein Investor gefunden wurde, der den Mut hat, hier einzusteigen“. Seit Jahren beschäftige das Gebäude den Gemeinderat, man hätte schon viel Zeit, Geld und Ärger reingesteckt.
Wolfgang Pilger wollte wissen, ob die Firma JaKo am Baubeginn auch dann festhalte, wenn noch nicht alle Wohneinheiten zum geplanten Start verkauft sind. „Wir werden definitiv Ende 2019 anfangen und das Projekt in der geplanten Bauzeit durchziehen, das kann ich Ihnen versprechen, auch wenn es unser Ziel ist, die Einheiten im Vorfeld zu verkaufen“, betonte Jäger. Seine Firma sei Komplett-Investor und eigenverantwortlich ohne Fremdbeteiligung. Allerdings sei man auf den Zuschuss aus dem Landessanierungsprogramm angewiesen und das treffe die Stadt zu einem gewissen Prozentsatz. Die Kosten seien nach oben gedeckelt, doch weniger würden sie auch nicht.
Monika Veser zeigte sich überrascht, dass diese unattraktive Lage des „Löwen“ direkt an der Straße und ohne Freibereich und Stellplatz für Wohnungen geeignet ist. „Unsere Käufer sind eigentlich Kapitalanleger. Allerdings kommen diese wohl kaum aus Russland. Vielmehr wird es jemand sein, der einen Bezug zur Region hat. Wir kaufen über Emotionen“.