Zum runden Geburtstag haben sich bei Irmgard Glomb morgen Bürgermeister, Pfarrer und viele Freunde angemeldet. „Ich bin gespannt, wie groß der Trubel sein wird. Ich freue mich über alle, die mir gratulieren“, sagt die Seniorin mit blitzenden Augen. Am Samstag schließt sich das große Familienfest im Sportheim Schmiechen an. Fast alle der über 50 Gäste gehören zur Verwandtschaft. Irmgard Glomb hat zehn Enkel, neun Urenkel, einen Ururenkel und ein weiterer kommt bald dazu. Der Dame mit dem gepflegten Erscheinungsbild, dem fröhlichen Wesen und wachen Geist sieht man ihre 90 Jahre nicht an und spürt es auch nicht im kurzweiligen Gespräch mit ihr. „Mein Lebensmotto ist, im Herzen jung bleiben und Kampfgeist zeigen.“ So habe sie ihr arbeitsreiches und nicht immer einfaches Leben gemeistert. Zuletzt hat sich Irmgard Glomb aus drei Schlaganfällen ins Leben zurückgekämpft. „Ich gehe noch drei Mal pro Woche zum Turnen“, berichtet sie stolz. Einzig die schwachen Augen behindern die umtriebige Dame etwas. „Aber ich kenne die Wege bei meinen täglichen Spaziergängen genau. Und mein Rollator ist immer dabei“, teilt sie mit. Unlängst machte die reiselustige Seniorin allein im bayerischen Kurort Bad Griesbach Urlaub – ein Geschenk ihrer Kinder. Irmgard Glomb ist am 8. September 1927 geboren und hat ihre Wurzeln im ostdeutschen Prettin in Sachsen-Anhalt. 1956 ist sie mit ihren drei Kindern in den Westen geflohen, „durch das Brandenburger Tor. Glücklicherweise war das noch vor dem Bau der Mauer.“ Nach kurzem Aufenthalt in Westberlin kam die Familie in das Übergangswohnheim Ehingen. 1960 ist Irmgard Glomb der Liebe wegen nach Schelklingen gezogen. Zu ihren drei Kindern aus erster Ehe folgte später Tochter Heidrun, die sich täglich um ihre Mutter kümmert. Ehemann Erwin ist vor 20 Jahren verstorben. „Er war meine große Liebe“, gesteht die Witwe. Schelklingen ist der Familie Glomb schnell zur Heimat geworden. Der Ehemann schaffte im Zementwerk. Die gelernte Floristin hat bei Getränke Denkinger in Ehingen gearbeitet, danach im Konsum in Schelklingen, später in der Schlecker-Zentrale in Ehingen und hat zuletzt einen kleinen Getränkemarkt in Schelklingen geführt. Sie hat die Narrenzunft mit gegründet, war viele Jahre im Elferrat, gehört seit mehr als 50 Jahren dem Sportverein an, ist Mitglied im SPD-Ortsverein und 40 Jahre bei der örtlichen Arbeiterwohlfahrt, davon 30 Jahre im Vorstand. Auch hat sie 20 Jahre das AWO-Kaffeekränzchen organisiert. Ihr Wunsch: „Ich möchte noch einigermaßen gesund bleiben und am Leben teilnehmen können.“