Vorhofflimmern, Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, koronare Herzerkrankung – bleiben diese akuten oder chronischen Beschwerden unbehandelt, können sich schwerwiegende Erkrankungen verfestigen oder auch lebensbedrohliche Situationen ergeben. Gründe genug für Dr. Annett Schiefer, Chefärztin Innere Medizin im Krankenhaus Ehingen, um mit einem Vortrag im Gesundheitszentrum das Thema Prävention in den Mittelpunkt zu rücken. Die Resonanz zeigt, dass solche Herzensangelegenheiten ernst genommen werden: 180 Zuhörer waren zum Vortrag ins Hopfenhaus-Restaurant gekommen.
Bei Herzschwäche haben sich die Zahlen der Klinikeinweisungen in zehn Jahren nahezu verdoppelt. Ursächlich ist in vielen Fällen der Bluthochdruck oder die durch Ablagerungen hervorgerufene koronare Herzerkrankung. Aber auch Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelentzündungen, angeborene Herz- und Herzklappenfehler und nicht zuletzt Alkohol, Drogen und Medikamente können das Herz nachhaltig schwächen.
Herzinfarkte gibt es bundesweit etwa 50 000 im Jahr, in Baden-Württemberg rund 6500. Etwa einem Drittel der Betroffenen kann nicht rechtzeitig geholfen werden; sie versterben noch zu Hause oder auf dem Weg in die Klinik. Hauptursache ist die koronare Herzerkrankung. Dabei entstehen über Jahre Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen, die die Blutzufuhr zunehmend einschränken oder verhindern. Brechen die Ablagerungen auf, sammeln sich an dieser Stelle körpereigene Thrombozyten, um den Defekt zu reparieren. Dabei können sie das Gefäß vollständig verschließen.
Hilfe mit dem Herzkatheter
Bei leicht- bis mittelgradigen Engstellen ist meist eine medikamentöse Therapie ausreichend. Wenn es aber zu einer hochgradigen Engstelle kommt, kann diese in der Regel bei einer Herzkatheteruntersuchung mit einem Ballon aufgedehnt und durch eine Gefäßstütze (Stent) offen gehalten und dauerhaft stabilisiert werden. Das Blut fließt wieder und sichert eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Herzmuskels. Maßgebender Faktor ist bei einem akuten Herzinfarkt die Zeit. Wird ein Gefäßverschluss nicht zeitnah – idealerweise innerhalb der ersten Stunde – eröffnet, stirbt Herzmuskelgewebe ab. Ein erhöhtes Risiko tragen ältere oder erblich vorbelastete Menschen, Raucher, Bluthochdruck- und Diabetespatienten. Auch das Übergewicht, Bewegungsmangel und Stressfaktoren sind ungünstige Faktoren. Symptome können eindeutig sein, aber auch unspezifisch. Wer beklemmende Enge und Druck im Brustbereich spürt, dort Schmerzen hat, die in den Arm, Schulter, Kiefer oder Rücken ausstrahlen, wer kaltschweißig wird und bei geringster Anstrengung um Luft ringt, der sollte nicht zögern und den Notarzt verständigen. „Bedenken sind hier fehl am Platz“, sagte Schiefer. „Hier zählt jede Minute.“ Die Vorsorgemöglichkeiten sind vielfältig und reichen von der körperlichen Untersuchung, dem Ruhe-EKG bis hin zu Belastungs-EKG und einem Herzultraschall.
Am besten sei es natürlich, sagte Schiefer, wenn Erkrankungen und Notfallsituationen erst gar nicht auftreten. Die Empfehlungen der erfahrenen Kardiologin für eine erfolgreiche Prävention sind: gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, nicht rauchen und wenig Alkohol, jährlich ein EKG und eine Blutuntersuchung beim Hausarzt.
Kardiologin rät: Vorsorge ernstnehmen
Vorsorge Sind Vorerkrankungen bekannt, rät Chefärztin Annett Schiefer zu besonderer Prävention:
Bei koronarer Herzerkrankung nach Herzinfarkt: ein Mal im Jahr Belastungs-EKG und Herz-Ultraschall
Bei Vorhofflimmern: jährlich Herz-Ultraschall und Langzeit-EKG inklusive dauerhafter Durchblutungsmedikation mit Nutzen-Risiko-Abwägung
Bei bestehender Herzschwäche/Herzerkrankung: regelmäßige Bewegung, Blutdruck-, Puls- und Gewichtskontrolle, korrekte Tabletteneinnahme.
Außerdem rät sie zur jährlichen Grippe-Schutzimpfung und zu vorsichtigem Umgang mit Schmerzmitteln. Anhaltende Schmerzen seien ernstzunehmen, und Medikamente sollten Patienten nicht selbst umstellen oder absetzen.