Nein, dabei habe er ihn nicht, sagt Gerhard Steeb. „Aber der ist schwarz.“ Und damit meint der 78-Jährige nicht den Einband seines Terminkalenders, sondern die Seiten im Inneren, die mit Terminen gespickt sind.
Zwischen 25 und 60 Stunden pro Woche engagiert sich der stellvertretende Vorsitzende der Museumsgesellschaft Ehingen. „Ich zähl’ das nicht, das hat ja eh keinen Sinn“. Der Ehrenamtler empfindet es keinesfalls als ungewöhnlich, dass er in seinem Ruhestand so viel arbeitet wie manche Führungskräfte. Vielmehr scheint es so, als schätze er das Gefühl, sich einbringen zu können, gerade im Ruhestand. „Damit man nicht so sehr auf dem Sofa herumfährt“, sagt Steeb. Und lacht.
Sein Engagement für die Museumsgesellschaft reicht gut 35 Jahre zurück, genauer kann er das spontan nicht beantworten. Dafür weiß er, dass er seit 29 Jahren im Vorstand sitzt. Abgehoben wirkt er deshalb nicht, er engagiert sich wie alle Mitglieder in vielen Bereichen, bietet Führungen an, hält Aufsicht, katalogisiert. Und er kümmert sich um die kleinen und großen Bauten. „Ich bin im Museum der Techniker.“
Für die Turmuhr im Museum hat Steeb den Holzrahmen gebaut, um dem Stück Stadtgeschichte Halt zu geben. Die vielen Dampfmaschinen aus dem Nachlass des verstorbenen Ehinger Tüftlers Emil Kienle nimmt er regelmäßig aus dem Ausstellungsraum und treibt sie mit Druckluft an, damit die filigranen Geräte ab und an in Betrieb sind und funktionsfähig bleiben. „Wenn ich das mit Dampf mache, müsste ich danach alles trocknen, sonst rostet das Material.“ Auch Steeb geht mit seiner Zeit kostbar um. In der Tier-Ausstellung hat er LED-Lichter angebracht, ohne die originalen Holzkästen in Mitleidenschaft zu ziehen.
Und dann ist da noch seine Drechselmaschine, wie sie die Alamannen vor mehr als 1000 Jahren benutzt haben. Steeb hat die Maschine vor etwa fünf Jahren selbst gebaut. Vollständig aus Holz. Der Tüftler schwärmt davon, wie die Alamannen damals ohne Motor die Drechselmaschine bedient haben. Zwei Mann seien nötig gewesen, einer zog mit einer Schnur mit kurzen, sauber getakteten Unterbrechungen an einer Schnur und brachte damit das Werkstück zum rotieren, der andere drechselte. „Die haben damit sogar fein ausgearbeitete Holzteller gemacht.“
Drechseln zählt zu den Leidenschaften von Gerhard Steeb. Seit 1984 bietet er an der hiesigen VHS Kurse an. „Ich hab’ viele Teilnehmer, die kurz vor dem Ruhestand stehen und sich ein Hobby suchen.“ Sogar einen Drechsel-Stammtisch bietet er am letzten Dienstag im Monat im Rössle an – der Termin steht selbstverständlich auch in Steebs Kalender.
Wie er ausgerechnet aufs Drechseln gekommen ist? „Es hat mich einfach interessiert.“ Also hat er irgendwann eine Bohrmaschine genommen, das Werkstück aufgesetzt und angefangen. Später hat er sich dann eine Maschine angeschafft, mittlerweile stellt er Rosshaarklöppel für den Rosshaarkurs her, den seine Frau Waltraud an der VHS leitet. Bislang 3500 Stück. „Irgendwann will man eben keine Schüsseln mehr drechseln.“
Seiner Frau wegen kam der gebürtige Laichinger übrigens 1965 nach Ehingen, arbeitete als Konstrukteur bei einer Firma in Blaubeuren. Erst Jahre später stieß er dann zur Museumsgesellschaft. Als er mehrere Vorträge besucht hatte, sprach ihn der damalige Vorsitzende an, ob er dem Verein nicht beitreten wolle. Mittlerweile bemüht er sich mit seinen Vereinskollegen selbst um neue Mitglieder, mit Erfolg. Seit Jahresbeginn habe man 70 neue Mitglieder aufgenommen. „Manchmal muss man die Leute nur ansprechen.“

Immer mittwochs

Absprachen werden auch im Jour-Fixe immer mittwochs um 10 Uhr – ein fester Posten in Steebs Terminkalender – am Tisch in der so genannten Spitalstube im Museum getroffen, wenn der Vorsitzende Franz Romer, seine Stellvertreter Gerhard Steeb und Franz Bartmann mit Dr. Ludwig Ohngemach, zuständig fürs Stadtarchiv, zusammensitzen und Aufgaben absprechen.
Ob er manchmal überlegt, sein Engagement zurückzufahren? „Ja, aber wer will den  heute noch einen Verein leiten?“ Außerdem müsse man sich doch ehrenamtlich engagieren. „Das sollte eigentlich jeder Bürger tun.“

Engagement

60 Wochenstunden können es werden, sagt Gerhard Steeb über sein ehrenamtliches Engagement für Museum und VHS. Für Freunde und Familie bleibe aber Zeit.