Das Kalb wächst und gedeiht prächtig und die Kuh hat das Euter am richtigen Fleck.“ Simon Kaiser ist zufrieden. Nach der dramatischen Geburt am 21. Juni, als das Leben von Kalbin und Kalb auf der Kippe stand, ist wieder der Alltag eingekehrt auf dem Hof in Schnittlingen.
Neben dem fitten Kälbchen freut sich Kaiser vor allem über die junge Kuh: „Die hat auf Anhieb 28,6 Liter Milch am Tag gegeben. Das schaffen nicht alle“, betont der Bauer. Mit ihrer ersten Geburt hat es die Kalbin von der Nummer zum eigenen Namen gebracht: DE 08 16245389 heißt nun „Geli 52“. Die Zahl hinter dem Namen braucht Geli für den Transponder am Hals, über den der Stall-Computer jeder Kuh ihre tägliche Futterration zuteilt. Das Kälbchen muss auf seinen Namen noch warten, bis es selbst Mutter wird. Wenn es sich weiter so stramm entwickelt und und gesund bleibt, wird auch
DE 08 16837915 in etwa zwei Jahren seinen eigenen Namen bekommen (siehe Info).
DE 08 16837915 in etwa zwei Jahren seinen eigenen Namen bekommen (siehe Info).
In den vergangenen vier Wochen hat Simon Kaiser nicht nur in den Stall, sondern auch gespannt aufs Wetter geschaut. Und das hat ihm manchen Strich durch die Rechnung gemacht. „Eigentlich wollten wir noch Öhmd machen. Das Gras war schon gemäht, da wurde Regen angekündigt.“ Damit war das zweite Heu im Jahr Geschichte und Kaiser hat jetzt stattdessen noch ein Silo mehr Silage. Auch die Getreideernte droht zur, im wahrsten Sinne „durchwachsenen“ Angelegenheit zu werden. Die Wintergerste ist schon weg. Der Ertrag? „Stark schwankend“, stellt der 29-jährige Landwirt ernüchtert fest.
Die seit Monaten anhaltende Trockenheit machte sich vor allem auf flachgründigen Böden bemerkbar. Auf der steinigen Alb, wo man dem Teufel einem alten Bauernsprichwort zufolge „schon nach wenigen Zentimetern an der Hirnschale kratzt“, ist das Getreide kaum gewachsen und früh vertrocknet. „Keine 50 Meter weiter stand die Wintergerste auf dem selben Acker mehr als doppelt so hoch“, beschreibt Kaiser das kuriose Phänomen.
Statt der erwarteten 80 Doppelzentner werden es heuer wohl nur 70 Doppelzentner pro Hektar werden. Und wie sind die Preise? Das weiß noch keiner. Kaiser interessiert auch noch wenig, da er seine Wintergerste komplett ans Vieh verfüttert. Bislang haben die Erträge meist gereicht, diesmal kann es aber sein, dass er noch zukaufen muss.
Raps muss der Landwirt komplett kaufen. Kaiser könnte dem Kraftfutter für seine 70 Milchkühe auch Soja als Eiweißträger beimischen. Das wäre sogar energiereicher als Raps. Der Schnittlinger lässt es trotzdem weg. „Soja kommt aus Amerika, dort ist alles genmanipuliert. Ich will meine Milch auch später noch verkaufen können“, verweist Kaiser auf die wachsende Kritik an grüner Gentechnik.
Nach der Wintergerste muss jetzt nur noch der Weizen vom Feld. Bis Ende September der Mais zur Ente ansteht, wäre eigentlich Zeit für einen Urlaub. Der letzte waren vier Tage in Südtirol Ende Mai. Geplant ist nichts: „Vielleicht mach ich spontan was“, sagt der 29-Jährige. Schließlich ist auch zuhause was geboten: Am 4. August ist Bauwagenfest, außerdem gibt es noch Landjugend, Feuerwehr und Musikverein, wo Kaiser Flügelhorn spielt. „Mir wird’s auch so nicht langweilig“, versichert er.
Simons Mutter Traudel kann das nur recht sein: Sie verabschiedet sich demnächst für eine Wanderwoche in die Berge. Zusammen mit Freunden und Bekannten will sie vom Tegernsee nach Sterzing laufen.
Eine App liefert Infos zu jeder Kuh aufs Handy
Mit einer speziellen App kann Simon Kaiser über sein Handy jederzeit auf die individuellen Leistungsdaten seiner Tiere zurückgreifen. Dazu gehören neben der aktuellen Milchmenge der Kuh noch die jeweiligen Inhaltsstoffe wie Fett-, Eiweiß- und Zellgehalt. Dafür gibt der Bauer bei seiner Molkerei jeden Monat von jeder Kuh eine Milchprobe ab.
Das Programm erinnert den Landwirt auch daran , wann die jeweilige Kuh wieder besamt werden kann. Ab wann sie trocken gestellt werden soll und wann der Geburtstermin ist.
Dieser Service wird vom LKV zur Verfügung gestellt. Der Landesverband Baden-Württemberg für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht ist eine Selbsthilfeorganisation der Landwirtschaft.
Über den LKV bekommt der Landwirt auch die Ohrmarke für seine Tiere zugeteilt. Seit 1997 muss in der Europäischen Union jedes in landwirtschaftlichen Betrieben gehaltene Tier gekennzeichnet sein. Bei Rindern sind es doppelte Ohrmarken.
Neue Serie beleuchtet die Landwirtschaft
Sonst tauchen Bauern nur zur Erntezeit in den Medien auf oder wenn Schweinefleisch- und Milchpreise mal wieder im Tiefflug sind. Die GZ-Serie „Mit dem Bauern durch das Jahr“ soll einen tieferen Einblick in die Landwirtschaft ermöglichen. Milchbauer Simon Kaiser (29) aus Schnittlingen hat sich freundlicherweise bereit erklärt, den Lesern seinen Hof vorzustellen.