Seit drei Jahren nimmt Felix Müller am Laufrad-Rennen am Volksfest teil. Zusammen mit seinem Onkel trainiert der Zwölfjährige, um irgendwann einmal auf dem Siegertreppchen zu stehen. Doch in diesem Jahr war der Onkel verhindert, weshalb die Mutter des Schülers, Sabine Müller, sich auf die Draisine wagte und ins Training einstieg. „Das ist nicht wie Fahrradfahren. Es ist wackelig und instabil, das muss man tatsächlich üben“, gab sie vor dem Rennen zu, als sie sich noch vornahm, den TC-Buckel und die zwei Runden durch die Innenstadt einfach nur hinter sich zu bringen.
„Ich werde Spaß haben und irgendwie ankommen“, sagte sie lachend, bevor es nach der Vorstellungsrunde an den Start ging. „Irgendwie“, endete für die 44-jährige zu ihrer eigenen Überraschung auf dem dritten Platz und somit auf dem Siegertreppchen. „Bei der zweiten Runde habe ich gemerkt, da geht was“, erzählte sie hinterher freudestrahlend mit dem Pokal in der Hand. Die hatte sie vorher den beiden anderen Gewinnerinnen zum Siegerfoto gereicht. Sandra Rollbühler auf dem ersten und Anke Tonet auf dem zweiten Platz stiegen nur allzu gern in den Jubel mit ein.
Kampf um die Spitze
Den durften sich auch die Männer erlauben. Ihr Feld war hart umkämpft und Moderator Arno Ferchow stellte vor Rennbeginn nicht nur die ersten zehn der Startaufstellung vor, sondern auch die möglichen Konkurrenzen unter den Fahrern. Die waren trotz des deutlich erkennbaren Wettkampfgeistes gut gelaunt und antworteten spitzbübisch auf die Fragen des Moderators.
„Mit 50 will man einfach nur ankommen“, gab da einer zu, ein anderer teilte das Geheimnis eines erfolgreichen Rennens mit dem Publikum: „Lange ins Zelt und dann schnell Laufen.“ Im Pulk zogen sie an die Startlinie in der Bahnhofstraße, doch schnell zog sich das Feld, zu dem in diesem Jahr übrigens auch einige internationale Fahrer gehörten, auseinander. Julian Ferchow dominierte die Strecke mit Abstand und er kam lachend ins Ziel, während andere sofort an der Ziellinie das Rad und Beine auf dem Boden ruhen ließen. Als zweiter und dritter Sieger machten Lukas Popp und Achim Weiss das Rennen. Alle drei lobten das Publikum: „Das Publikum hat uns mitgerissen. Es war toll durch den Hexenkessel der Anfeuerrufe zu fahren.“
Die Helmfrage
Übrigens war es in diesem Jahr das erste Mal erlaubt, mit Radhelm auf die Strecke zu gehen, doch Traditionsbewusstsein oder Eitelkeit sorgten dafür, dass das Bild von Rennfahrern in weißen Hemden, schwarzen Westen und Zylinderhut nicht durch knallbuntes Plastik zerstört wurde. „Auf dem Fahrrad bin ich überzeugte Helmträgerin, doch auf die Draisine passt es irgendwie nicht“, erklärte Sabine Müller, warum auch sie und ihr Sohn auf den Schutz verzichtet hatten. Verletzt wurde zum Glück in diesem Jahr keiner, lediglich eines der Rennräder gab den Geist auf.
Ersatzrad für die 76
Der Fahrer mit der Nummer 76 hatte kurz vor Start zwei Hälften seines Rades in der Hand und bat um Ersatz, den es dann auch gab, dank der guten Vorbereitung der Organisatoren. Traditionell ging es nach dem Rennen zum gemeinsamen Mittagessen, doch die Drittplatzierte Sabine Müller hatte keine Zeit, sie wurde auf der Bühne im Engel-Zelt zum Klarinette-Spielen erwartet. Die Siegesfeier musste bei ihr also noch ein wenig warten.
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