Die gute Nachricht ist: Crailsheim bekommt einen Stadtstrand in der Jagstaue. Der Gemeinderat hat am Donnerstag beschlossen, die Ausschreibung vorzubereiten und den nötigen Betrag im Haushalt 2021/22 einzuplanen. Die schlechte Nachricht – aus Sicht von SPD, Grünen und Teilen der AWV – ist jedoch, dass das Gesamtkonzept des Büros Planwerkstatt aus Westhausen, das der Bau- und Sozialausschuss dem Gemeinderat zum Beschluss empfohlen hatte, nur in Teilen umgesetzt wird. Zumindest vorerst.
Gemeinderat lehnt Umsetzung des Stadtstrand-Gesamtkonzepts mit knapper Mehrheit ab
Mit der knappen Mehrheit von einer Stimme (18 Ja-Stimmen, 19 Nein-Stimmen, eine Enthaltung) wurde der Antrag der Grünen-Fraktion vom Gemeinderat abgelehnt, das Gesamtkonzept (kann unter diesem Artikel heruntergeladen werden) für 420.000 Euro in einem Zug umzusetzen. Mehrheitlich stimmten die Räte dem Verwaltungsvorschlag (220.000 Euro) zu: Es wird nun also eine Grundausstattung umgesetzt. Dazu gehören eine Aufstellfläche für ein Bistro, ein befestigter Sitzbereich, eine Strandfläche, Sitzstufen entlang der Jagst sowie Anschlüsse für Ver- und Entsorgung. Im nächsten Schritt soll jetzt ein Betreiber für den Kiosk gesucht werden, der weitere Teile des Konzepts umsetzen soll.
„Wir denken nicht, dass ein möglicher Pächter 100.000 Euro in die Hand nimmt, um Teile des Konzepts umzusetzen“, begründete Christian Hellenschmidt (Grüne) den Antrag seiner Fraktion. Das Konzept sei stimmig und von hoher Qualität – insbesondere durch das Lichtkonzept mit Lampions in den Bäumen und einer großen Holzterrasse am Kiosk. „All dies bietet einen hohen Mehrwert – unabhängig davon, ob ein Pächter da ist oder nicht.“
Die SPD sprach sich ebenfalls für die große Lösung aus. Gernot Mitsch betonte, dass der SPD-Fraktion seit vielen Jahren an der Aufwertung der Jagst gelegen sei.
Die AWV war sich uneinig. Während Sebastian Klunker in der großen Variante gut investiertes Geld für Crailsheim sah – „Schon im Stadtentwicklungsprozess 2011 war der Stadtstrand ein großes Ziel. Jetzt können wir den Schritt machen.“ – verlas sein Bruder Michael Klunker ein Statement mit dem Aufruf zur Sparsamkeit: „In der Jagstaue kann man auch ohne Kaffee und Kuchen und ohne Imbiss eine schöne Zeit verbringen.“
Harald Gronbach sprach sich im Namen der CDU-Fraktion für die kleine Lösung aus. „Wir müssen die Kosten im Auge behalten“, sagte er. Wenn ein Pächter gefunden sei und dieser die Ergänzungen umsetzen wolle, solle er in den Gemeinderat kommen. „Dann wären wir die Letzten, die nein sagen“, so Gronbach.
AWV stellt nachträglichen Antrag
Während der Beschlussfassung gab es einige Irritationen. Nachdem der Antrag der Grünen-Fraktion abgelehnt worden war, wollte die AWV den Antrag einbringen, zur Grundausstattung zusätzlich eine 130 Quadratmeter große Holzterrasse zu bauen. Nach einer Sitzungsunterbrechung und einem Blick in die Gemeindeordnung stand fest: Da die Sachdiskussion beendet und der Tagesordnungspunkt in der Phase der Beschlussfassung war, waren keine Anträge mehr zugelassen. Allerdings hatte Sozial- und Baubürgermeister Jörg Steuler auf Anfrage eines Stadtrats zuvor erklärt, das auch während der Beschlussfassung neue Anträge gestellt werden dürften. Daher bat Steuler das Gremium, den AWV-Antrag trotzdem zuzulassen. Er wurde abgelehnt.
Kommentar von Redakteurin Christine Hofmann: Vorgeschmack auf die Landesgartenschau
Haben wir schon die Landesgartenschau? Beim Blick auf den Stadtstrand-Entwurf des Stadtplaners kommen einem solche Gedanken. Holzdecks als gemütliche Sitzinseln, ein Feld zum Spielen, Lampions in den Bäumen – schon auf dem Papier begeistert das Konzept. Wie schade, dass zu wenige Stadträte den Mut aufgebracht haben, das Geld für die Umsetzung des Gesamtkonzepts in die Hand zu nehmen. Es hätte sich sicher ausgezahlt. Das zeigt sich in Städten, die schon eine Gartenschau hatten: Gibt es schön gestaltete Plätze, kommen die Menschen gern hierher.