Die diplomatischen Gepflogenheiten zwischen Landesministerien und Kreisverwaltungen sind nirgends schriftlich festgehalten. Aber es gibt sie offensichtlich, anders kann man sich eine Mitteilung von Dienstag aus dem Verkehrsministerium in Stuttgart nicht erklären. Wörtlich heißt es da: „Es ist ja eher ungewöhnlich, dass ein Landrat den Minister zur Besprechung eines Themas via Zeitung in den Landkreis einbestellt.“
Was war passiert? Am 3. September hatte das Landratsamt eine Pressemitteilung zur Verlängerung der S-Bahn von Dombühl nach Crailsheim veröffentlicht. Darin heißt es, dass Landrat Gerhard Bauer Verkehrsminister Winfried Hermann „zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen“ hat, „um die Einzelheiten des weiteren Vorgehens auf Seite Baden-­Württembergs zu klären“. Für den Landrat steht fest, dass „noch eine Reihe an Aufgaben“ erledigt werden müssen, damit ab 2024 die S-Bahn von Nürnberg bis Crailsheim durchfahren kann. Deshalb dürfe keine Zeit verloren werden.
Ab 2024 machbar: Mit diesen Anschlüssen wäre zu rechnen in Dombühl, Ansbach und Nürnberg
S-Bahn Nürnberg Crailsheim
Ab 2024 machbar: Mit diesen Anschlüssen wäre zu rechnen in Dombühl, Ansbach und Nürnberg
Satteldorf/Crailsheim

Verkehrsministerium: Landrat soll stattdessen nach Stuttgart kommen

Irgendetwas an dieser Pressemitteilung sorgt für Verstimmung in der Landeshauptstadt. Nicht nur, dass der Pressesprecher des Verkehrsministeriums es als „eher ungewöhnlich“ bezeichnet, dass ein Landrat einen Minister „einbestellt“. Erschwerend kommt wohl hinzu, dass Minister Hermann sich nicht nachsagen lassen will, zum Jagen getragen werden zu müssen. Warum sonst betont sein Sprecher: „Klar ist, dass dieser Minister beim Thema S-Bahn-­Verlängerung Crailsheim–Dombühl im Unterschied zu manch anderem nicht überzeugt werden muss, sondern selbst schon seit Langem ein großer Anhänger dieser Idee ist.“ Wenn der Landrat Gesprächsbedarf habe, dürfe er gerne nach Stuttgart kommen, und sich mit Dr. Uwe Lahl, dem Amtschef des Verkehrsministe­riums, unterhalten