Als einen „Schlag ins Gesicht der Bahnstadt Crailsheim“ wertet der FDP-Landtagsabgeordnete Stephen Brauer die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage von ihm in Sachen Crailsheimer Bahnhof. Der Parlamentarier hatte gefragt, warum es die Stadt wieder nicht in
das Bahnhofsmodernisierungsprogramm von Bahn und Land geschafft hat. Eigentlich wollte Brauer heute mit einem Parteikollegen aus dem Bundestag den Bahnhof besichtigen und abends eine Informationsveranstaltung abhalten, doch wegen der Corona-Pandemie wurden beide Termine abgesagt.

Verkehrsministerium: Situation nicht zufriedenstellend

In der Antwort des Verkehrsministeriums auf die Brauer-Fragen wird einerseits betont, dass der Bahnhof in einem „technisch guten und verkehrssicheren Zustand“ sei, andererseits wird eingeräumt, dass die Situation hinsichtlich der Barrierefreiheit „nicht zufriedenstellend“ ist. Das Ministerium verweist auf die Gespräche „über eine Verbesserung der Situation“ zwischen Stadt und Bahn. Zudem gibt es einen Termin am 14. April im Ministerium, bei der in einer Dreier-Runde mit Bahn und Stadt der Sachverhalt besprochen wird.

Brauer: Armutszeugnis der Landesregierung

Die Antworten aus dem Verkehrsministerium wertet der Crailsheimer Abgeordnete als „Armutszeugnis der Landesregierung“. Gerade aus dem grün geführten Verkehrsministerium gebe es immer wieder „nur Lippenbekenntnisse zur Verkehrswende“. Dass der Crailsheimer Bahnhof wieder nicht im Sanierungsprogramm berücksichtigt worden ist, „zeigt einmal mehr den tatsächlichen Stellenwert, den unsere Region bei den Regierungsfraktionen genießt“, so Brauer.

Kritik auch von anderen Politikern

Mit seiner Kritik steht der FDP-Abgeordnete nicht alleine. Auch die Grünen-Parlamentarier aus dem Landkreis, Harald Ebner (Bundestag) und Jutta Niemann (Landtag), ärgern sich in einem Schreiben an Thorsten Krenz, den DB-Konzernbevollmächtigten in Baden-Württemberg, darüber, dass Crailsheim nicht berücksichtigt worden ist. Sie forderten ihn auf, die Gründe darzulegen, warum es wieder nicht geklappt hat. In der Antwort hebt Krenz hervor, dass sich die Bahn der Bedeutung des Crailsheimer Bahnhofes bewusst sei. Dass er trotzdem nicht in das Sanierungsprogramm aufgenommen worden ist, sei „bedauerlich“, aber letztlich „nicht entscheidend“. Es gebe andere Wege, um ans Ziel zu kommen, etwa mit Hilfe des Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes. Zufrieden sind Ebner und Niemann mit der Antwort nicht. Krenz habe nicht dargelegt, warum Crailsheim nicht aufgenommen worden ist. Deshalb „wiederholen wir diese Erwartung an Sie nun umso dringlicher“, schreiben sie.

Stadt Crailsheim beteiligt sich an Kosten

„Wir werden kämpfen“, kündigte Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer in der Sitzung des gemeinderätlichen Hauptausschusses an. Die Mitglieder des Gremiums unterstützen einstimmig den von der Verwaltung vorgelegten Grundsatzbeschluss zur Entwicklung des Bahnhofes. Er sieht vor, dass sich die Stadt an den Kosten der Verlängerung der Bahnunterführung bis zum Alten Postweg ebenso beteiligt wie an der Installierung von Rampen und Aufzügen, damit die Bahngleise barrierefrei erreicht werden können. Lediglich bei der Erhöhung der Bahnsteige will die Stadt kein Geld investieren, das sei allein Sache der Bahn. Durch die finanzielle Beteiligung der Stadt soll die Barrierefreiheit „baldmöglichst“ erreicht sein, hofft das Rathaus.

Gernot Mitsch: Geht alles zu langsam

Ausdrückliche Unterstützung erhält die Verwaltung von der CDU-Fraktion. Karl Druckenmüller hofft, dass der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss fasst. Auch die SPD-Fraktion steht hinter dem Antrag. Ihrem Vorsitzenden Gernot Mitsch geht ohnehin „alles zu langsam“, was den Bahnhof betrifft. Zu Oberbürgermeister Grimmer sagte er: „Ich hoffe, Sie sind erfolgreicher als Ihre Vorgänger.“ Heute Abend befasst sich der Bauausschuss mit dem Beschlussantrag aus dem Rathaus, am Donnerstag stimmt der Gemeinderat über ihn ab.