Er hat einen Herzinfarkt überlebt und er hat sich nach einem Schlaganfall ins Leben zurückgekämpft. Sein Optimismus bleibt ungebrochen: „Ich freue mich auf jeden neuen Tag“, erzählt der Crailsheimer Unternehmer Gerhard Schubert, der am Montag seinen 80. Geburtstag feiert. Er hat schon früh erfahren müssen, dass das Leben nicht nur eitel Sonnenschein ist. Er war noch keine zehn Jahre alt, als er am Grab seines Vaters stand, und auch sein jüngerer Bruder ist früh gestorben. Doch seine Mutter und er ließen sich nicht unterkriegen. Schon damals galt für den jungen Gerhard ein Leitsatz, der ihm bis heute wichtig ist: „Ich blicke immer nach vorne.“
Dieses der Zukunft zugewandte Wesen ist der Schlüssel für den Erfolg des Unternehmers, der mit 15 Jahren eine Lehre als Mechaniker beim Crailsheimer Verpackungsmaschinenbauer Strunck (heute Bosch) begonnen hatte. Danach arbeitete er als Konstrukteur bei der angesehenen Firma, wechselte dann aber zur Firma Kugler in Schwäbisch Hall. Doch schon damals war absehbar, dass ein Freigeist und Quer- und Vordenker wie er nicht Zeit seines Lebens Angestellter eines Unternehmens bleiben würde. Schon damals arbeitete er abends noch freiberuflich, 1964 gründete er sein eigenes Konstruktionsbüro, 1966 schließlich die Firma, die heute allein in Crailsheim 800 Menschen Arbeit bietet und zu den Weltmarktführern im Bereich des Verpackungsmaschinenbaus gehört.
Großer Arbeitgeber
Was im Atelier seines Vaters in der Beuerlbacher Straße (Christian Schubert war Steinmetz und Bildhauer) begann, präsentiert sich heute im Ingersheimer Industriegebiet „Südost“ als einer der größten und attraktivsten Arbeitgeber in der Stadt. Auch im sechsten Jahrzehnt seines Bestehens wächst das Unternehmen. Derzeit wird die Erweiterung des Firmengeländes vorbereitet. Dafür muss die Landesstraße 2218, also der Autobahnzubringer, verlegt werden. Allein dafür muss das Unternehmen mehrere Millionen Euro aufbringen. Doch Gerhard Schubert macht sich darüber kein Kopfzerbrechen, die Straßenverlegung ist Voraussetzung für sein nächstes großes Ziel, den Bau einer weiteren Produktionshalle. Und dafür gibt er, der nach wie vor geschäftsführender Gesellschafter ist, gerne Geld aus.
Unternehmen wächst
Schon in ein paar Jahren sollen 1200 Mitarbeiter am Stammsitz des Unternehmens arbeiten. Wachstum ist für ihn aber kein Selbstzweck. Gerhard Schubert, der zu den einflussreichsten Ideengebern der Verpackungsbranche gehört, ist vom Ehrgeiz getrieben, das zu denken und dann auch zu bauen, was noch niemand gemacht hat. Er ist Pionier und Visionär zugleich, das hat er mehrfach in seinem Berufsleben bewiesen.
Wegweisende Erfindungen
Die SKA, die Schachtelaufrichte- und Klebemaschine, war gleich im Gründungsjahr 1966 der erste Paukenschlag aus dem Hause Schubert. Für diese Erfindung erhielt er ein Patent – es sollte nicht das einzige bleiben. Die Maschine, die beim Traditionsunternehmen Weiss in Nürnberg die weltberühmten Lebkuchen verpackte, kann heute im Deutschen Verpackungs-Museum in Heidelberg bewundert werden. Der nächste Paukenschlag 1984 hieß SNC-F2: Es war der erste Verpackungsroboter der Welt. In den 1990er-Jahren sah sich der Tüftler aus Crailsheim erneut herausgefordert. Er fand auf der ganzen Welt keine taugliche Software für seine Verpackungsmaschinen und deshalb entwickelte er kurzerhand selbst eine Steuerung. Und die wurde wiederum schnell zu einem Erfolgsmodell.
Vergleich mit Kolumbus
Vor zwei Jahren, bei der Feier anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Unternehmens, sagte Landrat Gerhard Bauer über Gerhard Schubert: „Was Christoph Kolumbus für die Seefahrt war, sind Sie in der Verpackungsbranche.“ Und so verwundert es nicht, wenn der 80-Jährige, der noch jeden Tag im Betrieb ist, ständig Kugelschreiber und Papier bei sich hat. Es geistert wieder eine Idee in seinem Kopf herum, eine Maschine, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Eine Schubert-Maschine, die die Fachwelt erneut in Erstaunen versetzen soll.
Neues Ziel
Gerhard Schuberts Blick geht bis heute nach vorne – und hat nun wieder ein Ziel fokussiert, vor dem andere verzagen würden. Nicht so der Bundesverdienstkreuzträger aus Crailsheim. Das scheinbar nicht Mögliche doch zu ermöglichen, das ist bis heute der Antrieb seines Lebens. Auf das am Montag sicherlich mit Champagner angestoßen wird. Übrigens: Dieses so kostbare wie heikle Getränk kann neuerdings auch von einer Schubert-Maschine verpackt werden.