Für deutliche Meinungen und mitunter auch umstrittene Thesen ist der Trigema-Chef Wolfgang Grupp bekannt. Auch zur aktuellen Energiekrise und zum Ukraine-Krieg hat der Burladinger Unternehmer sich bereits kontrovers geäußert. Jetzt ist er in einem Video-Interview einen weiteren Schritt Richtung Verschwörungstheorie gegangen – und sieht die USA als Strippenzieher des Ukraine-Kriegs. So sei die Haltung der Bundesregierung, die Ukraine zu unterstützen, vor allem darauf zurückzuführen, „weil es der Amerikaner natürlich gerne will: Der liefert ja die Waffen, der kann seine Waffen ausprobieren, der hält sich als Großmacht sicher an der oberen Spitze alleine“, sagt Grupp in dem Video.
„Bürger müssen frieren für Waffenlieferungen“
Das führe zu der Situation, dass „Bürger im Prinzip frieren müssen, damit wir immer mehr Waffen in die Ukraine liefern können.“ Damit werde der Krieg angeheizt, womöglich bis hin zum Atomkrieg. Mit Putin hätte man vor Jahren reden müssen, damit er nicht so „gereizt“ werde, dass er den (unentschuldbaren) Krieg anzettele. Auch Medienkritik äußert Grupp – der selbst seit Jahren immer wieder in dutzenden Interviews in großen Medien zu Wort kommt – in deutlicher Form: „Wir haben einen Mainstream, und wenn Sie was gegen den Mainstream sagen, dann sind Sie out.“ Stimmen, die gegen den Ukraine-Krieg seien, würden kaum gehört. Dabei ist auffällig: Seit Grupp sich vor einigen Monaten erstmals kritisch gegenüber dem Ukraine-Krieg äußert, sind eine ganze Reihe großer Interviews erschienen. Allein in den letzten Wochen war Grupp in Interviews bei RTL, der Wirtschaftswoche und dem OMR Podcast, dem SWR zu lesen oder zu hören.
Youtube-Kanal als wichtiges Medium für Corona-Leugner
Erstaunlich ist auch das Medium, in dem sich Grupp jetzt äußert: Es handelt sich um ein Video-Interview für den umstrittenen Youtube-Kanal „Kettner-Edelmetalle“. Der Gold- und Silberhändler aus Villingen-Schwenningen betreibt einen erfolgreichen Kanal mit 224.000 Abonnenten, der für die Verbreitung von Verschwörungsmythen und Untergangsszenarien bekannt ist, mit Titeln wie „Mega-Blackout wird absichtlich herbeigeführt“. Während der Pandemie traten auf dem Kanal bekannte Corona-Leugner wie Sucharit Bhakdi oder Daniele Ganser auf. Auf die Rolle des Kettner-Kanals hat auch der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume hingewiesen. Ziel sei es, den Leuten Angst zu machen und Verunsicherung zu schüren, um Werbung für angeblich sichere Gold-Anlagen zu machen, die angeblich nach einem Wirtschaftscrash die Rettung der Ersparnisse ermöglichen. Blume äußerte sich auch am Donnerstag zu dem Vorgang: „Unabhängig vom Einzelfall finde ich es auch als gelernter Kaufmann grundsätzlich problematisch, Verschwörungsmythen und Goldhandel zu verquicken. Ich habe ja auch im SWP-Interview davor gewarnt, Ängste von Menschen zu verstärken und ihnen zugleich Edelmetalle als vermeintlich sichere Geldanlage anzudienen“, sagte er auf Anfrage unserer Zeitung.
Kettner hat denn auch das Grupp-Interview geschickt auf maximale Wirksamkeit produziert: Denn viele der Aussagen, die Grupp in dem fast einstündigen Video tätigt, sind lange bekannt, wenig kontrovers oder zeugen höchstens von einer etwas simplen Weltsicht – etwa, wenn er Verhandlungen mit Putin fortwährend mit der Situation vergleicht, „wenn ich mit einem Lieferanten ein Problem habe...“ Die wenigen strittigen Passagen, die ins Verschwörungs-Narrativ passen, sind effektvoll gleich am Anfang zusammengeschnitten.