Sie finden keinen hier drin, der Juhu schreit“, formulierte es der Freie Wähler Alexander Schülzle in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend recht unmissverständlich. Doch wenn schon, dann wolle die Stadt Burladingen von einem Windpark wenigstens einen Mehrwert haben – indem die angedachten zehn Windräder auf städtischem Grund errichtet werden. Ebenso deutliche Worte fand Dörte Conradi für die CDU: „Wir haben kein Interesse an Anlagen auf privaten Flächen.“ Und: „Wir wollen bei der Verpachtung der städtischen Flächen mitsprechen.“ Gerichtet waren die Forderungen an die EnBW einerseits sowie die städtische Verwaltung andererseits. Zumal inzwischen von Höhen in einer Größenordnung von 250 Metern die Rede sei. Conradi: „So hoch ist nicht mal der Thyssen Turm.“

Umweltverträglichkeit prüfen

Umso dankbarer ist der Burladinger Gemeinderat, dass im Zuge der Realisierung des Burladinger Windparks nicht das vereinfachte Verfahren zur Anwendung kommt, sondern es eine Umweltverträglichkeitsprüfung braucht – so hat es die Landkreisverwaltung vor wenigen Wochen entschieden.
Zur Vorstellung des Verfahrens war am Donnerstagabend EnBW-Projektleiter Fabian Maisch zu Gast im Gemeinderat. Er sprach von einem langwierigen Prozess mit dem Ziel, ein „nachhaltiges Projekt“ zu realisieren. Die Maßgabe: „Ein Optimum an Ertrag bei minimalem Flächenverbrauch.“ Zwei der zehn Windkraftanlagen sollen im Gebiet „Telle“, Stetten unter Holstein, realisiert werden, weitere drei im Gebiet „Ringelstein“ westlich von Ringingen und noch einmal fünf im Gewann „Küche“ im südlichen Stadtgebiet Burladingens. Wobei eines, räumte Maisch ein, aktuell nicht auf städtischem Grund geplant sei: in „Telle“ – wegen der Hauptwindrichtung. Ein „No go für mich“, ließ sich Matthias Fritz, CDU, vernehmen.

Der Wind bläst stark

Doch zurück zum Wind. Wie es denn überhaupt um die Windhöffigkeit bestellt sei, wollte Michael Eisele, CDU, wissen. Mit „deutlich über sechs Meter/Sekunde“ bezifferte der Projektleiter die Windgeschwindigkeit – gemessen wurde sie über einen Zeitraum von zirka 14 Monaten. Zur Brandlast informierte der Referent auf Anfrage von Andreas Scheu, AfD, dass hier die Reduzierung auf ein Minimum das Maß sei.

Mehr Transparenz gefordert

Gleichermaßen wichtig ist allen Gemeinderäten „mehr Transparenz im Verfahren“. Die Bürgervertreter sind interessiert an Simulationen beziehungsweise einer Visualisierung. All das sicherte Fabian Maisch zu (und verwies darauf, dass in den nächsten Tagen von der EnBW auch eine Projekt-Homepage eingerichtet werde). Besser sei das, denn, so Joachim Steyer, AfD: „Wenn der Bürger wüsste, was da auf ihn zukommt, wäre der Aufschrei groß.“ Alexander Schülzle ergänzte: „Machen Sie Ihre Hausaufgaben, informieren Sie den Burladinger Bürger richtig.“

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Die nächsten Verfahrensschritte

Nach der Unterzeichnung des Pachtvertrags mit der EnBW über die städtischen Flächen im Februar dieses Jahres, folgt im nächsten Schritt ein sogenannter Scoping-Termin (voraussichtlich im Frühjahr 2021), in dessen Rahmen das Landratsamt den Umfang der Umweltverträglichkeitsprüfung festzurrt. Darauf folgen die Ausarbeitung des Umweltverträglichkeitsberichts und das Genehmigungsverfahren. Im Anschluss kommt es zur öffentlichen Auslegung und zum Erörterungstermin. Sind all diese Schritte positiv beschieden und die Genehmigung erteilt, rechnet Projektleiter Fabian Maisch im Jahr 2023 mit dem Bau und der Inbetriebnahme zumindest der erst Windkraftanlage.
Bereits auf den 3. November terminiert ist ein internes Treffen der EnBW mit ihrem Gutachterbüro. Gegenstand des Gesprächs unter anderem: Die Auswirkungen auf Flora und Fauna.

Auf welchen Wegen geht’s in die Projektgebiete?

Wo möglich, soll der Transport der Windkraftanlagen über bestehende Wege erfolgen. Gegebenenfalls werden die Flächen im Forst ertüchtigt oder ausgebaut – und wieder hergestellt, wenn der Transport abgeschlossen ist.
Zum Holzeinschlag führt das EnBW-Projektmanagement aus, dass dieser „nur 0,06 Prozent des gesamten Holzeinschlags“ ausmache. Und: Je Windrad blieben zirka 0,5 Hektar auf die Dauer der Betriebszeit gerodet.
Fazit: „Die wahre Gefahr für den Wald“ seien die Trockenheit, der Käferbefall…

5,6

Megawatt Leistung pro Anlage stellt die EnBW in Aussicht. Im Windpark Burladingen zum Einsatz kommen soll der Typ Vestas V 162/NH 166 (aus Dänemark).