Wer baut, glaubt an die Zukunft“, sagte Herbert Pötzsch, Vorsitzender des Pädagogisch Kulturellen Cetrums Ehemalige Synagoge (PKC), in Freudental bei der Übergabe des neuen Anbaus an die Leiter Isolde Siegers und Michael Volz am Mittwoch. Die symbolische Schlüsselübergabe übernahm Landrat Dieter Allgaier. Denn der Landkreis ist als Eigentümer des Gebäudeensembles auch Bauherr und hat die Kosten von 680 000 Euro übernommen. Das PKC besteht nun aus der Ehemaligen Synagoge, dem ehemaligen Schulhaus und dem Neubau.
Nicht nur an die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus soll das PKC erinnern, sondern auch an die „schöne Zeit des Zusammenlebens mit der jüdischen Bevölkerung in Freudental“, sagte Pötzsch angesichts einer aus dem ehemaligen alten jüdischen Schächthaus stammenden Wand, die nun in dem neuen Seminarraum hängt und als Indiz belegt, dass die Freudentaler Juden auch nach dem Schächtverbot der Nationalsozialisten noch einige Jahre heimlich Kleinvieh geschächtet haben.
Für Pötzsch bietet der Anbau mehr Möglichkeiten für Seminare und Tagungen und ist ein „Beitrag zur Gestaltung einer positiven Zukunft“, der gerade in einer Zeit zunehmenden Antisemitismus sehr wichtig sei. „Dagegen machen wir im PKC einges und haben nun den notwendigen Platz dafür. Wir müssen mit Mut gegen Antisemitismus antreten“, so Pötzsch.
Auch der Landrat wies darauf hin, dass, obwohl wegen der Corona-Pandemie derzeit im PKC keine Veranstaltungen stattfinden, die Zahl der Buchungen davor konstant stiegen, was ein großes Interesse an der Arbeit der Gedenk- und Bildungsstätte beweise.
Allgaier betonte, dass die Erweiterung notwendig wurde, um flexibler zu sein und Gruppenarbeit möglich zu machen. Bisher war nur der Synagogenraum als Tagungsstätte vorgesehen. Für wichtig hielten Allgaier und Pötzsch auch die Nutzung des Seminarraums durch Freudentaler Bürger, wie auch der stellvertretende Bürgermeister Helmut Schrenk in Vertretung von Alexander Fleig betonte.
Wichtig, so sagte Michael Volz von der Geschäftsleitung, sei auch der neue Archivraum im Keller, der dazu beitragen werde, die Sammlung der Synagoge angemessen aufzubewahren, die bisher auf der Empore der Synagoge ungeschützt lagerte.
Neues Seminargebäude fürs PKC Freudental
680 000 Euro kostete den Landkreis der Neubau in der Strombergstraße 21 mit Seminarraum, vier Einzelzimmern, neuen Sanitäreinrichtungen, einem Archivraum sowie einem barrierefreien Besucher-WC.
50 000 Euro gab die Wüstenrot-Stiftung zu den Baukosten hinzu.
142 Quadratmeter Nutzfläche hat der Neubau.
34 Quadratmeter ist der Seminarraum groß, der auch von Freudentaler Gruppen, Vereinen und Bürgern genutzt werden kann.
1938 wurde das jüdische Schulhaus, das neben dem neuen Anbau steht, arisiert. Aus dieser Zeit hat sich ein Bleistift-Fragment erhalten, ein Hakenkreuz und ein Hitler-Gruß, die Jugendliche malten. Zudem gibt es eine Art Graffiti, auf dem mit dem nicht-jüdischen Kleintierlieferanten Wilhelm Kummer abgerechnet wird. Beide Graffitis hängen im Fenster des neuen Seminarraums.
1985 wurde die Ehemalige Synagoge durch den Landkreis zur Tagungsstätte eingerichtet. Mittlerweile ist sie eine anerkannte Jugendbildungsstätte. Der Landkreis nimmt für das Gebäude keine Miete. sz