Es sei nun endlich Zeit für den Führungswechsel gewesen, sagt Erich Griesinger, Ministerialrat, langjähriger Gemeinderat (41 Jahre) und stellvertretender Bürgermeister gegenüber der BZ. Der gebürtige Löchgauer ist ein echtes Urgestein der CDU mit viel Verwaltungserfahrung seit seiner Zeit bei Lothar Späth, der ihn gleich zu Beginn an seine Seite geholt hatte. 1974 hat er dann den Ortsverband in Löchgau gegründet, der auch gleich in den Gemeinderat einzog. „Unsere ganze Gegend war noch eine ziemliche SPD-Hochburg“, blickt Griesinger zurück, der damals viele Jahre lang an der Regierungspolitik des Landes hautnah beteiligt war.

Von elf zu 56 Mitgliedern

„Wir waren damals gerade mal elf Mitglieder“, sagt er über die Gründung, heute seien es 56 im Gemeindeverband, und es gab auch schon mehr. Das Interesse an der Politik sei zurückgegangen, und das habe Gründe. Einerseits gehe es den Leuten gut, andererseits seien auch viele Versprechungen von der Politik nicht eingelöst worden. Das Interesse an Politik sei aber allgemein gesunken. Das Chaos, das der amerikanische Präsident Trump produziere, „stößt die Leute von der Politik ab“, glaubt Giesinger.
Was hat sich geändert seit der Zeit als er anfing? „Man bindet sich heute nicht mehr, und das geht bis in die Vereine“, glaubt Griesinger. Und es gebe auch viele, die sagen: „Ihr redet ja an uns vorbei“. So kämen Wahlbeteiligungen zustande, wie man sie früher kaum kannte. „Die Gesellschaft ist egoistischer geworden“, ist der Löchgauer überzeugt. Das bringe auch mit sich, dass es schwerer geworden sei, Bürger fürs Ehrenamt im Gemeinderat zu gewinnen. Auch die zusätzlichen Ausschusssitzungen wirkten für viele abschreckend. Dazu komme, dass es neue Formen der Bürgerbeteiligung gebe, die von manchen nur zur Durchsetzung egoistischer Interessen genutzt würden. Das sei zwar gut für den Bürger, aber der Ablauf und der Aufwand im Gemeinderat leide sehr darunter, findet Griesinger. Heute kämen die Bürgermeisterkandidaten nicht mehr unbedingt aus der Verwaltung wie früher. Und es gebe auch aussichtslose Dauerbewerber, die in vielen Kommunen gleichzeitig kandidieren. Für das Amt sei die Verwaltungserfahrung aber immer von großem Vorteil, sagt er als Verwaltungsfachmann, der eine entsprechende Ausbildung genossen hat. „Sehr wichtig ist, dass man zu den Behörden den Kontakt pflegt“, weiß der 79-Jährige aus Erfahrung. Man bekomme andere Informationen und könne Dinge im Vorfeld besser abstimmen und beeinflussen. Zu den derzeitigen Vorgängen innerhalb der Union, hat der überzeugte und immer noch hellwache Lokalpolitiker eine klare Meinung. „Ich habe das in diesem Maße noch nicht erlebt“, sagt er. Der Streit habe eine ganz schlechte Wirkung nach außen. Und die Vorgänge in Berlin erschwerten auch die Arbeit der Lokalpolitik. Die Maxime „Wir schaffen das“ habe das Aufkommen der AfD begünstigt, die eine CSU nun bei den Wahlen angreife. Die Motivation der CSU sei vor den anstehenden Wahlen in Bayern daher offenkundig.
Mit 79 Jahren gab er bei der Hauptversammlung am Freitag den Vorsitz an Erich Zucker (60) ab, der einstimmig gewählt wurde. In der Alten Kelter sprach auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Eberhard Gienger über den aktuellen Unionsstreit. Bis kurz vor Mitternacht war es daher eine außergewöhnlich lange Hauptversammlung, bei der Erich Griesinger einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt wurde.