Ein weiterer Erfolg für die Bönnigheimer True-Crime-Autorin Ann Marie Ackermann: Ihr Buch „Death of an Assassin“, das im vergangenen Jahr in Bönnigheim sowie in den USA Aufsehen erregte, ist nun auch in deutscher Sprache erschienen. „Tod eines Mörders“ ist der Titel, der im Tübinger Silberburg-Verlag erhältlich ist. „Der Verlag kam auf mich zu, das fand ich schön“, sagt die gebürtige US-Amerikanerin.
Das Buch behandelt einen wahren Kriminalfall – im Fachjargon neudeutsch daher True Crime genannt. Ein Mann erschießt im Jahr 1835 Johann Heinrich Rieber, den Bürgermeister von Bönnigheim. Er flieht in die USA, um an der Seite Robert E. Lees, des später berühmten Bürgerkriegs-Generals des Südens, zu kämpfen und stirbt dabei an einer Kanonenkugel. 37 Jahre später erreicht die Zabergäu-Gemeinde ein Brief eines anderen ausgewanderten Bönnigheimers, der den entscheidenden Hinweis gibt zum immer noch nicht aufgeklärten Mord – und damit den Rekord für die längste Aufklärungszeit für einen Kriminalfall im Deutschland des 19. Jahrhunderts aufstellt. Und das ist nur einer der rekordverdächtigen Elemente des Mordes.
Ackermann, eine frühere US-Staatsanwältin, die der Liebe wegen im beschaulichen Bönnigheim lebt und ein Faible für Historisches hat, wurde zufällig durch einen alten Tagebucheintrag eines Försters auf den Fall aufmerksam. Drei Jahre lang recherchierte sie und wühlte sich durch Archive in Bönnigheim, Ludwigsburg und Washington D.C. Am Ende stand „Death of an Assassin“, ein Buch, das sich größtenteils liest wie ein spannend erzählter Krimi, mit spekulativen Elementen, Perspektivwechseln und Cliffhangern. Aber auch mit kriminologischer Präzision und einem Fußnotenapparat, der wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. So erschien das Buch 2017 auch im Verlag der Kent State University in Ohio – und räumte im Jahr darauf in New York die Bronzemedaille des Independent Publishers Book Award in der Kategorie True Crime ab (die BZ berichtete).
Der Silberburg-Verlag hat im vergangenen Jahr die Lizenz des Universitäts-Verlags für Deutschland gekauft. Der Regionalbuchverlag ist spezialisiert auf alles, was mit Baden-Württemberg zu tun hat
Als Übersetzer konnte Ackermann eine Fachkraft gewinnen: Otfried Kies, promovierter Historiker und ehemaliger Archivar in Lauffen. „Herr Kies war der perfekte Übersetzer“, sagt Ackermann. Durch eine Stammbaum-Recherche habe er herausgefunden, dass er sogar verwandt mit dem ermordeten Rieber war. Beide, Ackermann und Kies, sind Mitglieder im Zabergäu-Verein, der sich für lokale Geschichte interessiert. Dort hat Ackermann auch schon einen Spitznamen weg: die „Miss Marple Bönnigheims“.

Seit Mittwoch im Handel

Seit diesem Mittwoch ist das Buch auf dem Markt. Zur Premierenfeier kommende Woche lädt Ackermann zusammen mit der Stadt zwei Mal ins Schloss Bönnigheim. Dabei wird der Kriminalfall in Form eines Schauspiels vorgeführt. Ein Polizist spielt den Ermittler, Mitglieder des Gemeinderats spielen Stadträte und Schüler der Theater-AG des Alfred-Amman-Gymnasiums übernehmen Rollen von Verdächtigen und Zeugen.
Die Idee, ein kleines Theaterstück aus dem Buch zu machen, kam von Ackermann. „Ich hatte bereits Vorträge und Stadtführungen dazu gemacht, da musste ich etwas anderes anbieten, dachte ich.“ Der Schwerpunkt des Stücks soll auf jenen Familien des Falls liegen, die immer noch Nachkommen in Bönnigheim haben. „Das wird ein bisschen auch eine Familiengeschichte sein“, sagt Ackermann.

Einladung nach Berlin

Die deutsche Version des Buchs hat bereits vor der Veröffentlichung einen Erfolg vorzuweisen: im Rahmen der Regionalbuchtage des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels konnte sich die Premierenfeier ein Sponsoring des Bundesinnenministeriums sichern. Im Oktober ist Ackermann nach Berlin eingeladen, ihr Buch soll dort in die Bibliothek des Innenministeriums aufgenommen werden. Damit ist die Geschichte des Buchs über den kuriosen Bürgermeistermord aber noch nicht zu Ende erzählt: im kommenden Jahr im April soll der Mordfall eine Ausstellung im Bönnigheimer Museum im Steinhaus bekommen. Im selben Monat wird der Fall Rieber Teil der Ludwigsburger Krimiwochen sein – vielleicht auch wieder in Form eines Schauspiels.
Nur ein Erfolg blieb Ackermann bislang mit ihrem Buch verwehrt: die Aufnahme ins Guinness-Buch der Rekorde. Ackermann ist überzeugt, dass der damalige Oberamtsrichter und Ermittler Eduard Hammer der Erfinder der forensischen Ballistik ist. Bönnigheim könnte somit zum Geburtsort einer Ermittlungsmethode werden, die heute noch angewendet wird. Ackermann will noch einen Anlauf starten. „Da bin ich bislang nur nicht dazu gekommen.“

Info Die Premierenfeiern finden Mittwoch und Donnerstag, 25. und 26. September, jeweils von 19 bis 21.30 Uhr im Bönnigheimer Schloss statt. Der Eintritt kostet fünf Euro, Karten gibt’s im Rathaus oder unter der Telefonnummer (07143) 2 10 42.