Seit Jahrzehnten betreibt die Gemeinde Erligheim ihre Grundschule mit der Nachbargemeinde Hofen. Die Kooperation wurde noch begründet, bevor die ehemals selbstständige Gemeinde Hofen 1972 ein Stadtteil von Bönnigheim wurde.
Im letzten Jahr trat die Grundschule Erligheim-Hofen in ein neues Zeitalter: der Ganztagsunterricht wurde eingeführt – auf freiwilliger Basis. Bürgermeister Rainer Schäuffele erinnert sich an die teils sehr emotional geführten Diskussionen vor der Einführung: „Da war mehr Streit drin als bei der Asylbewerberunterbringung.“
Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Schulleiterin Susanne Zimmer berichtete am letzten Schultag vor den Sommerferien in der Verbandsversammlung des Schulverbands Erligheim-Hofen, rund die Hälfte der Schüler nähmen am Ganztagsunterricht teil: „Die Eltern haben den Ganztag angenommen und brauchen ihn auch.“ Das abgelaufene Schuljahr habe man mit 62 Schülern im Ganztagsunterricht begonnen. Für das kommende Schuljahr sind 66 Kinder für den Ganztagsunterricht angemeldet, bei einer Gesamtschülerzahl von 122 Kindern.
Die Erfahrungen des ersten Jahres bewertete Susanne Zimmer positiv. Bis auf wenige Ausnahmen kämen die Kinder mit der für Hausaufgaben zur Verfügung stehenden Zeit zurecht. Schwierig sei die Betreuung durch ehrenamtliche Mitarbeiter der Vereine: „Nachmittags, um fünf Uhr, wenn die Ehrenamtlichen – so sie berufstätig sind – Zeit hätten, ist die Schule schon längst aus.“ Dennoch ist es gelungen, mit Hilfe der Vereine ein Betreuungsangebot aufzubauen. Es reicht vom Tennis und Yoga über eine Spiele-AG und eine Kreativ-AG bis zu Mathe-Knobeleien. Aber: Freiwillige werden nach wie vor dringend gesucht.

Straße macht Probleme

Etwas Probleme, so Zimmer, bereite die an der Schule vorbeiführende Schulstraße, die von vielen Erligheimern als Durchfahrtsstraße benutzt werde. Dadurch erhöhe sich der Betreuungsaufwand, um die Kinder gefahrlos zum Mittagessen in die Mensa im Kinderhaus zu geleiten.
Für die Ganztagsschule und die Kernzeitbetreuung konnte die Schule in Zusammenarbeit mit dem Wohlfahrtswerk Heilbronn eine FSJ-Stelle (freiwilliges soziales Jahr) bereitstellen. Das wird auch im kommenden Jahr der Fall sein. Auch Studentinnen beteiligten sich an der Betreuung der Schulkinder. Das habe aber nachgelassen, denn der Einsatz so genannter Jugendbegleiter gestalte sich schwierig, da die Förderung durch das Land erst ab vier Zeitstunden pro Woche greife. Fazit der Schulleiterin: „Das Programm ist vielleicht für eine größere Schule ganz passabel gestrickt, aber es passt nicht für eine kleine Schule, wie wir es sind.“
Unabhängig vom Ganztagsbetrieb sieht sich die Schule im kommenden Jahr vor der Herausforderung, dass ihr eine Minusversorgung von zwei Stunden pro Woche angekündigt wurde – eine Auswirkung des herrschenden Lehrermangels. Im abgelaufenen Schuljahr lag die Minusversorgung bei einer Stunde – „im Pflichtbereich, wohlgemerkt, nicht bei AGs“, wie Susanne Zimmer betonte – die durch organisatorische Maßnahmen ausgeglichen werden konnte.
Fortan wird es in Erligheim den klassischen Dorfschullehrer nicht mehr geben, die letzte verbliebene männliche Lehrkraft verlässt die Schule. „Es werden einfach zu wenige männliche Grundschullehrer ausgebildet“, bedauert Susanne Zimmer.