Er gilt als der bedeutendste Sozialreformer Württembergs im 19. Jahrhundert und war 26 Jahre – von 1833 bis 1859 – Pfarrer in Bönnigheim: Christoph Ulrich Hahn, geboren 1805 in Stuttgart, gestorben am 5. Januar 1881 in seiner Geburtsstadt. Hahns Wirken und dessen Bönnigheimer Vergangenheit ist für Kurt Sartorius als Heimatforscher, Bönnigheimer Geschichtskenner und Vorsitzender der Historischen Gesellschaft Anlass sein Geschichtsheft aus dem Jahr 2015 über das Leben des „warmherzigen Menschenfreunds und tatkräftigen Helfers für Notleidende“ zu ergänzen und 2019 neu zu veröffentlichen.
Doch damit nicht genug. Zwar gibt es im Bönnigheimer Wohngebiet „Käppele“ eine Straße „Ulrich-Hahn-Straße“, Sartorius aber will dem Gründer des Roten Kreuzes in Württemberg – als „Württembergischer Sanitätsverein“ im Jahr 1869 – in Bönnigheim ein Denkmal setzen. Er hat dabei mit dem bekannten baden-württembergischen Historiker Dr. Gerhard Raff einen Unterstützer. Für Raff ist Hahn ein „Pionier der Diakonie und des Roten Kreuzes“, ein „Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit“ und „Wegbereiter des württembergischen Wohltätigkeitswesens“. Da „die dankbare Stadt Stuttgart sein Marmorgrabmal gnadenlos demoliert, abgeräumt und Graß darüber wachsen ließ“, wie es im jetzt neu veröffentlichten Geschichtsheft von Kurt Sartorius heißt, wurde auf Initiative von Raff 2013 zum 150-jährigen Bestehen des württembergischen Roten Kreuzes auf dem Stuttgarter Fangelsbachfriedhof eine Stele aufgestellt.
Eine solche Stele soll am 14. Juni des nächsten Jahres auch in Bönnigheim mit Vertretern vom DRK-Landesverband und der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart enthüllt werden. Beauftragt hat Kurt Sartorius die Stele, finanziert wird diese von der Hanns-A.-Pielenz-Stiftung. „Die Steine dafür habe ich von Gerhard Raff geschenkt bekommen“, erklärt Sartorius im Gespräch mit der BZ. Der Bönnigheimer Steinmetz-Betrieb von Michael Stahl wird die Stele bearbeiten, die Stadt entscheide dann, wo diese aufgestellt wird. Bereits im Sommer 2017, im Rahmen einer BZ-Artikelserie über „Historische Personen, die kaum einer kennt“, waren sich Kurt Sartorius und der Degerlocher Raff – der sagt, er sei einer der Nachkommen von Christoph Ulrich Hahn – einig, sie müssen für ein Denkmal Hahns in Bönnigheim sorgen. Im nächsten Juni, nach knapp drei Jahren, ist es dann soweit.

Theologe und Sozialreformer

Dr. Christoph Ulrich Hahn war 26 Jahre Pfarrer in Bönnigheim und leitete ein christliches Knabeninstitut.1833 kam Hahn als Diakon und später Pfarrer nach Bönnigheim, ein Jahr später gründete er das Hahn’sche Knabeninstitut, ein christliches Gymnasium für wohlerzogene Jünglinge, die aus der ganzen Welt nach Bönnigheim kamen: aus Russland, den USA, Südafrika, Frankreich oder Indien.
Hahn machte jährlich über 1000 Krankenbesuche, die er akribisch aufzeichnete, um deutlich zu machen, dass es an allem fehlte: an Ärzten, Apotheken und Pflegern. Genauso sah er bei den Kindern ein großes Manko: Da die Eltern, meist Bauern, den ganzen Tag auf Feldern und Wiesen arbeiten mussten, waren die Kleinkinder oft unbeaufsichtigt und „lungerten auf den Gassen herum“, so Sartorius. Hahn schuf Abhilfe: Er gründete den ersten Bönnigheimer Kindergarten.
Die Schweiz, wo Hahn eine Zeit lang lebte, war ihm Vorbild für seine sozialen Reformen sowie für sein Knabeninstitut. Aber auch seine hehren christlichen Auffassungen brachten ihn dazu, in Bönnigheim eine Volksküche einzurichten und darüber in seinem Buch „Über die Armenversorgungsanstalten“ zu berichten.
Wirklich berühmt in seiner Zeit aber  wurde der Bönnigheimer Pfarrer als „Sanitäts-Hahn“. Der Genfer Geschäftsmann Henry Dunant hatte nach dem Krimkrieg 1856 die Idee, eine Organisation zu schaffen, die unter Schutz eines völkerrechtlichen Abkommens allen Verwundeten zu Hilfe kommen. Hahn wurde der Vertrauensmann für Württemberg zur Gründung der örtlichen Vereine der Sanitätsorganisation. Das DRK wurde als „Württembergischer Sanitätsverein“ gegründet. sz