Beim diesjährigen Wettbewerb der Deutschen Bauzeitung (db) mit insgesamt 213 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz ging es um das Thema „Respekt und Perspektive“. Die Jury vergab drei Preise und sieben Anerkennungen für Bestandsbauprojekte in Deutschland und der Schweiz. Die Gemeinde Kirchheim und das Stuttgarter Büro Lohrmannarchitekt haben für ihr „Alte Kelter“-Projekt beim Wettbewerb „Bauen im Bestand 2018“ eine Anerkennung erhalten. Stellvertretend für die Gemeinde Kirchheim nahm bei der Preisverleihung im Stuttgarter „Wizeman-Areal“ Thomas Nollenberger vom Arbeitskreis Kunst und Kultur in Kirchheim (KuKuK) vergangene Woche zusammen mit Holger Lohrmann und Alexandra Bicheler vom Planungsbüro die Anerkennungs-Urkunde entgegen.
Der Wettbewerb wird alle zwei Jahre von der Deutschen Bauzeitung ausgeschrieben und bewertet Sanierungen bestehender Gebäude im deutschsprachigen Raum, die „über technisch etablierte Standards“ hinausgehen.
Der Innenraum der Alten Kelter in Kirchheim wurde im Frühjahr renoviert und Anfang Mai anlässlich der Veranstaltung „Kunst im Mai“ neu eingeweiht.
Behutsame Innensanierung
Für die Renovierung hatte das Büro Lohrmannarchitekt ein besonders sensibles Konzept entwickelt, heißt es in einer Mitteilung der Gemeindeverwaltung. Die behutsame Innensanierung sollte den „rustikalen Charme“ des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert bewahren und kein teures Prestigeprojekt werden. So sei die Alte Kelter nach der Renovierung das geblieben, was sie war: eine einfache Kulturstätte.
Im Innenraum hat sich dennoch viel getan, was zu einem angenehmen Raumklima beiträgt. Nachdem die Decke des ersten Stockwerks entfernt wurde, ist nun der Blick auf den offenen Dachstuhl frei geworden. Zwei der Frontfenster wurden durch optisch passende Industriefenster ersetzt und die Bühne an der gegenüberliegenden hinteren Wand platziert. Und bei Kulturereignissen im Winter sorgt jetzt ein frei stehender Gussofen für genügend Wärme.
„Geplantes Nicht-Planen“
Die db-Ausgabe 12/2018 hebt das Kirchheimer Kelter-Projekt auf einer Doppelseite ausführlich hervor. Der Wettbewerbsjury gefiel am Konzept des Büros das „geplante Nicht-Planen“. In der Begründung heißt es: „Die hohe Kunst bei diesem Projekt bestand darin, den vorgefundenen Raum mit seinem beinahe sakralen Charakter so unverändert wie möglich zu erhalten, inklusive der verwitterten Oberflächen. Die Architekten haben sich vollkommen zurückgenommen und keine Spuren mit eigener Handschrift hinterlassen“. Das „clevere“ Nutzungskonzept habe es ermöglicht, „auf störende bauliche Eingriffe wie Fluchttreppen oder Wärmedämmung zu verzichten“. Und der Bestand werde durch ein „raffiniertes Lichtkonzept“ in Szene gesetzt.
Das Kirchheimer Projekt steht nun auf einer Stufe mit einem echten „Schwergewicht“. Eine Anerkennung hatte die Jury unter anderem auch für das Sanierungsprojekt „Landtag Mecklenburg-Vorpommern im Schloss Schwerin“ ausgesprochen.