Ein junger Landwirt aus Rot am See will einen Hähnchenmaststall für 29.900 Tiere bauen – und stößt damit auf Ablehnung bei Anwohnern. Der eigentliche Bauplatz, den er sich ausgeguckt hatte, liegt etwa 1000 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt bei Rot am See. Das Landratsamt hat die Genehmigung erteilt, auch der Gemeinderat von Rot am See versagte sein Einvernehmen nicht. Weil es aber zu Widersprüchen von mehreren Anwohnern kam, empfahl das Landwirtschaftsamt, einen Alternativstandort zu suchen. Dieser liegt an der Gemarkungsgrenze zu Blaufelden, nur knapp 450 Meter vom Schuckhof entfernt – und stößt bei den dortigen Bewohnern nicht auf Gegenliebe.
In seiner jüngsten Sitzung hat sich auch der Blaufeldener Gemeinderat mit dem Vorhaben beschäftigt. Die Kommune wird als direkter Angrenzer in dem Bebauungsplanverfahren gehört. Die Verwaltung hatte eine Stellungnahme ausgearbeitet, die sie den Räten vorlegte.
Bürger fürchten eine „erhebliche Geruchsbelastung“
Zahlreiche Einwände gegen den Hähnchenmaststall werden vorgebracht. Es sei mit einer unzumutbaren Immissionsbelastung zu rechnen. Bereits ein Putenmastbetrieb und ein Schweinemastbetrieb in der Nähe des Schuckhofs brächten eine erhebliche Geruchsbelastung mit sich. „Zusätzlich hält sich im anliegenden Grettenbach, in einer natürlichen Senke, die Luftlage länger, wodurch auch die Immissionsbelastung länger anhält“, so die Gemeindeverwaltung. Eine zusätzliche Geruchsbelastung sei „unzumutbar“.
Darüber hinaus wird auf erhebliche Geräuschimmissionen verwiesen, mit denen zu rechnen sei. Und das, wo doch bereits zwei Windkraftanlagen in circa 1000 Meter Entfernung Rotor- und Windblattgeräusche erzeugten. Weitere Einwände: Im anliegenden Grettenbach sei mit einer höheren Belastung durch Abwässer zu rechnen, die bestehenden Wege seien nicht für die Erschließung und Versorgung des Hähnchenmastbetriebs geeignet, außerdem handle es sich dabei um Radwege – weshalb auf ihnen verkehrendes schweres Gerät ein erhöhtes Gefahrenpotenzial darstelle.
Die Stellungnahme stieß bei den Gemeinderäten durchaus auf Zustimmung. Einige verwiesen auf die Einwände der Schuckhof-Anwohner. Ihre Interessen habe man zu vertreten. Für sie sei das Projekt „eine erhebliche Belastung“, sagte etwa Martin Steinbrenner. Man müsse sich fragen: „Will man es selber vor der Haustür haben?“
Landwirt will Hähnchenstall am liebsten nach wie vor in Rot am See bauen
Gegenwind gab es dagegen von jungen Landwirten im Gremium. „Ich kann die Punkte nicht teilen“, sagte Philipp Kreuzer. Ob der Verweis auf Geruchsimmissionen aufgrund von Messungen zustande komme oder ob es nur um ein Bauchgefühl gehe, wollte er beispielsweise wissen. Es sei sehr viel Unwissenheit festzustellen. Einige Bedenken könne man bei jedem einzelnen Stall vorbringen – „der Gemeinderat steht also grundsätzlich ablehnend zur Nutztierhaltung“. Das habe immer mit dem konkreten Fall zu tun, wandte Bürgermeisterin Petra Weber ein.
Johannes Hofmann räumte ein, er sei „zweigeteilt“. Die Schuckhöfer seien „Bürger unserer Gemeinde, zu denen wir stehen müssen“. Andererseits könne er beispielsweise den Einwand in Bezug auf den Grettenbach nicht nachvollziehen: Das Wasserwirtschaftsamt würde es niemals zulassen, dass es dort zu Verunreinigungen komme.
Weber betonte abschließend, es gehe hier nur um eine Information der Räte. Welche Bedenken tatsächlich zu halten seien, müssten im Ernstfall Gutachter prüfen. Klar ist indes, dass der Landwirt sowieso am liebsten am ursprünglich vorgesehenen Standort bei Rot am See bauen würde.