„Chia ist ein Salbei-Gewächs“, sagt Junglandwirt Johannes Söll. Ursprünglich kommt die Pflanze aus Südamerika und verträgt trockenes Klima sehr gut. „Das ist bei allen Ölsaaten so. Sie sind Tiefwurzler, weshalb sie auch gute Vorfrüchte für Getreide sind“, meint Söll mit Blick auf Kulturhanf, Raps und Senf, die er ebenfalls anbaut, außerdem Mohn. Söll, der an der Universität Hohenheim den Master in Agrarbusiness gemacht hat, nahm die erste Gelegenheit wahr, um Chia anzubauen. „Das passt gut in mein Konzept. Chia wurde bis jetzt zu 100 Prozent aus dem Ausland importiert. Das ist unsinnig: Wenn regionale Nachfrage besteht, braucht es kurze Wege“, betont der 26-Jährige und ergänzt: „Wir wollen Öle aus der eigenen Ölmühle und Mehle anbieten. Damit schließt sich der regionale Kreislauf. Es beginnt mit der Aussaat und geht über das Produkt bis hin zum regionalen Vertrieb.“Mit Hanf, Mohn und Co klappt das schon gut, seit Söll den Familienbetrieb in vierter Generation zunehmend auf Pflanzen für Saatenöle und -mehle umstellt. Raps baut die Familie schon lange an, die „Superfood-Pflanzen“ kamen in den letzten Jahren hinzu. Erste Erfahrung mit dem Anbau hat Söll bereits gesammelt: „Nächstes Jahr werden wir in Reihenkultur anbauen, damit wir das Unkraut besser hacken können.“
Vergleichbar mit Leinöl
Vor allem, wenn es um die Verarbeitung der Samen zu Öl geht, wird klar, wie wertig das kalt gepresste Endprodukt ist. Johannes Söll steht an der Ölpresse und erklärt bei einer Führung: „Die getrockneten und gereinigten Samen werden aus dem Saattank über eine Befüllschnecke in die Presse transportiert. Eine kleine Pressschnecke transportiert sie wiederum zum Lochseiher. Durch den Druck der Metallschnecke gegen den Pressspalt wird das Öl aus der Saat gepresst.“ Dabei bleiben relativ viele Rückstände, der so genannte Kuchen, Öl kommt sehr wenig heraus. Wenn es denn so wertvoll ist, wie sollte man es lagern und wie gebrauchen, wollen Besucherinnen einer Führung von Söll wissen. „Chia-Öl ist etwa mit Leinöl vergleichbar. Es hat viele Omega-3-Fettsäuren und oxidiert rasch an der Luft. Daher ist es nicht so lange haltbar. Es wird kalt verwendet, etwa für Salate oder Müsli.“
[frizz]