Viel ist über die Anfangszeit der Landfrauen Bissingen nicht mehr bekannt. Wohl aber, dass sich der Ortsverein 1949 gründete. So kann er in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiern. Die erste Vorsitzende war Frida Rommel. Die Gründungsmitglieder kamen überwiegend aus dem landwirtschaftlichen Bereich. Da wundert es auch nicht, dass eine der ersten Lehrfahrten der Landfrauen zu drei Bauernhöfen ging. „Neben vielen praktischen Sachen, war die gut eingerichtete Bauernstube wirklich sehenswert“, hieß es in einer Zeitungsausgabe im August 1959.
Mit oder ohne Land
„Viele denken auch heute noch, sie haben kein Feld, also können sie nicht bei den Landfrauen mitmachen“, sagt Thea Strauch. Sie ist seit 2017 Vorsitzende der Bissinger Landfrauen. Dabei sei das ein Irrglaube. Der Begriff Landfrauen entstand, weil die Ortsvereine Frauen aus ländlichen Gegenden einen Treffpunkt bieten wollten, um sich weiterzubilden. „Man kann also auch ohne Land und Äcker zu uns kommen“, sagt Ellen Rommel, ebenfalls seit 2017 als Kassiererin im Vorstand.
Beide haben vor zwei Jahren ihre Ämter übernommen, weil der Bissinger Ortsverein kurz vor dem Aus stand. „Wie viele Vereine plagen auch uns die Nachwuchssorgen“, sagt Rommel, vor allem wenn es darum geht, ein Amt zu übernehmen. Die Bezirkslandfrauen selbst schritten 2016 bereits ein und schrieben allen Töchtern und Enkelinnen ehemaliger Vorstandsmitglieder einen Brief, ob sie sich nicht ein Amt im Landfrauenverein vorstellen können. Dadurch erfuhr Thea Strauch, dass selbst ihre Oma bereits Mitglied war. „Ich fänd’ es einfach schade, wenn der Verein ausstirbt“, ergänzt Rommel.
Doch einfach war und ist es für den jungen Vorstand nicht. „Uns war nicht bewusst, wie viel Arbeit es ist“, sagen beide. Allerdings haben sie mit ihren Landfrauen bereits viel vorangebracht. Der Altersdurchschnitt lag bei 76 Jahren, viele der Mitglieder kamen mit 30 in den Verein und kennen ihn seit jeher, berichtet Strauch. Man traf sich damals vielleicht einmal im Monat zum Stammtisch in der Gaststätte und vor allem mittags. „Diese Zeiten sind vorbei“, erklärt Strauch. Frauen sind berufstätig und können sich nicht mehr mittags treffen. „Das Frauenbild hat sich eben gewandelt“, ergänzt ihre Vorstandskollegin. Auch das klassische Stammtischtreffen in einer Gaststätte findet so nicht mehr statt. Das geht auf Dauer ganz schön ins Geld. Mittlerweile finden die Treffen alle 14 Tage im Kilianshaus statt.
Aller Anfang ist schwer
„Am Anfang haben wir schon kämpfen müssen“, sagt Strauch über die Veränderungen. Immerhin fußt der Verein auf Tradition und die wollen sie am Leben erhalten, aber sich eben auch modernisieren. Das bemerkt man auch am Programm, das mittlerweile von ehemals etwa 15 Punkten auf rund 40 erweitert wurde. Ellen Rommel, 55 Jahre, und Thea Strauch, 56 Jahre, sowie ihre Vorstandskollegen achten dabei auf eine gute Mischung von traditionellen Themen und modernen. An diesem Donnerstag, 12. September, 19.30 Uhr, beispielsweise hält Wolfgang Wendt einen Vortrag über „Smartphones im Überblick“ im Kilianshaus.
Die Mitgliederzahlen geben den Frauen recht. Waren es 2016 noch rund 48 Mitglieder sind es mittlerweile 58. Zu den Treffen kamen im Schnitt acht bis 15 Mitglieder, jetzt sind es 25 bis 35. Warum sie sich so engagieren? „Damit die traditionellen Werte nicht aussterben“, sagt Thea Strauch, „die Landfrauen haben auch politisch große Bedeutung.“ Dabei spricht sie das Frauenwahlrecht und die Mütterrente an, bei denen die Landfrauen aktiv Politik mitgestaltet haben.
Im nächsten Jahr stehen bei den Bissinger Landfrauen Wahlen an. Beide Frauen wollen sich wieder aufstellen lassen. „Allerdings müssen wir daran arbeiten, weitere Leute in die Vorstandschaft zu bekommen“, sagt Rommel. „Wir haben im Moment eine Notbesatzung“, fügt Strauch hinzu. Doch die Chancen stehen gut, fügt sie hoffnungsvoll hinzu.
www.landfrauen-bissingen.de
Fest mit schwäbischer Überraschung
Das 70-jährige Bestehen feiern die Landfrauen Bissingen am Sonntag, 6. Oktober, 10 Uhr in der Jahnhalle. Karten für die Feier mit Gottesdienst gibt es für 35 Euro und können bei Thea Strauch, (07142) 3 15 00, reserviert werden. Im Eintrittsgeld enthalten sind ein Sektempfang, eine schwäbisch-komödiantische Überraschung, Kaffee und Kuchen sowie ein Büfett mit Nachtisch. Dabei hofft der Verein nicht auf schwarze Zahlen, sondern decke mit dem Eintrittsgeld allein die Ausgaben. „So viel Geld haben wir nicht“, stellt Ellen Rommel klar. rwe