Normalerweise trifft sich das Game-Point-Team Bietigheim-Bissingen einmal im Monat im Gemeindehaus der Friedenskirche in Bietigheim-Sand, um Brett-, Karten- und andere Gesellschaftsspiele zu spielen. Normalerweise, doch was ist schon normal in Zeiten von Corona. Treffen können sich die Spielefans nicht mehr, das Spielen selbst, wollen sie aber nicht aufgeben. Von zu Hause aus verabreden sie sich für gemeinsame Spieleabende übers Telefon.
Mit Whatsapp dauert es
Andreas Faul aus Bietigheim-Bissingen ist einer von ihnen. „Wir sind Vielspieler“, sagt er über sich selbst und das befreundete Ehepaar Aßfalg. Kerstin und Wolfgang Aßfalg leben in Backnang und kennen Faul vom Game-Point-Spieletreff. Am Dienstag und am Mittwochabend haben sich die drei zum Spielen im „Corona-Modus“ verabredet, ohne sich dabei tatsächlich zu treffen. „Wir haben jeweils das Brettspiel zu Hause aufgebaut und dann die Züge des anderen nachgestellt“, sagt Andreas Faul. Am Dienstag versuchte die Gruppe noch, sich über Whatsapp die Züge zu schreiben. „Das hat sich nicht bewährt, weil es zu lange gedauert hat“, berichtet der Bietigheim-Bissinger von seinen Erfahrungen. Fast vier Stunden saßen die drei Spieler dabei an einem ihrer Lieblingsspiele Terra Mystica. „Normalerweise dauert eine Partie des Strategiespiels rund zwei Stunden.“
Kleine Fehler passieren eben, sagten sich die Vielspieler und versuchten es am Mittwoch gleich nochmal. Dieses Mal aber per Telefon. „Es lief so gut, wir haben sogar zwei Partien gespielt.“ Terra Mystica war das auserwählte Spiel und das hat auch einen Grund. „Wir spielen Terra Mystica sehr gerne“, sagt Andreas Faul und ergänzt, dass zu dem 2012 herausgebrachten Spiel vergangenes Jahr eine Erweiterung erschienen ist. „Kerstin und Wolfgang hatten die Erweiterung noch nicht gespielt, ich aber schon.“ Aßfalgs wollten sich zunächst in die neuen Regeln einlesen und dann das Spiel spielen, doch dann kamen die Pandemie und ihre Folgen. „Bis wir nun wieder zusammenkommen, dauert es noch“, fasst Faul die Gründe für das Telefonspiel zusammen. „Es funktioniert hervorragend“, wirbt Kerstin Aßfalg für die kreative Idee.
Er glaubt, dass sich noch viele andere Spiele dafür eignen und will das in nächster Zeit auch ausprobieren. „Denn Terra Mystica ist fast schon an der Grenze“, wenn es um das Thema Aufbau geht. Wichtig beim Spielen übers Telefon sei nämlich, dass die Spiele von Anfang aufgebaut sind und einen starren Aufbau haben. „Das war bei Terra Mystica schon aufwendig.“ Ebenfalls wichtig ist natürlich, dass alle Spieler auch das Spiel zu Hause haben. „Wir wollen noch weitere Spiele ausprobieren, vielleicht auch mit einer Konferenzschaltung.“ Denn das Ehepaar Aßfalg spielte zwar getrennt, aber es reichte eben ein Telefon. Kommt noch ein weiterer Spieler hinzu, funktioniert es ohne Konferenzschaltung nicht. „Das ist heutzutage aber kein Problem.“
Abwechslung von Corona
Andreas Faul, Kerstin und Wolfgang Aßfalg wollen nicht auf Brettspiele verzichten, auch nicht während der Corona-Krise. Allerdings glaubt Faul nicht, dass Brettspiele nun beliebter werden. „Brettspiele sind eingeschränkter. Ich denke eher, dass Online-Spiele nun einen Boom erleben werden.“ Auch Terra Mystica gibt es online zu spielen. Kerstin Aßfalg hat es ausprobiert: „Es ist zehnmal schöner am Tisch zu spielen, als am Bildschirm. Man hat nicht das Gefühl alleine zu spielen, wie auf einer Online-Plattform.“ Und sie und ihr Mann ergänzen: „Wir hatten einen sehr schönen Abend, was den Schrecken und die Ängste rund um den Coronavirus ein wenig gemildert hat.“
Info Begeisterte Spieler, nicht nur des Spiels Terra Mystica, die neue Spielpartner suchen, können sich bei Andreas Faul und dem Game-Point-Team per E-Mail an [email protected] melden.
Tipps gegen Langeweile zu Hause
Für viele Menschen im Kreis spielt sich das Leben mittlerweile hauptsächlich in den eigenen vier Wänden ab. Das kann langweilig und deprimierend werden. In einem Schwerpunkt hat sich die BZ mit Menschen befasst, die zum Beispiel kreative Ideen haben, wie man auch zu Hause Spielespaß mit Freunden haben kann, wie Andreas Faul. Bernd Stöhr aus Sachsenheim ist Autor und wird Mitte April seinen zweiten Science-Fiction-Thriller veröffentlichen. Um was es in „LostSky“ geht, lesen Sie auf Seite 10. Der Bissinger Jörg Weiner ist eigentlich im Radsportverein Besigheim aktiv. Derzeit fährt er mit dem Fahrrad in seinem Keller und zwar in New York (Seite 22). rwe