Es ist Narrenzeit, und was macht der offiziell gut gelaunte Mensch in diesen Tagen? Er reißt Zoten und richtig, er verleiht Orden. Denn in Deutschland heftet man sich gern etwas an die Brust oder hängt es sich um den Hals – und wann kann man das ungenierter tun als im Fasching? Deshalb wollen auch wir dieser schönen Tradition huldigen und verleihen hier und heute die offiziell nicht von Wobachspatzen und Buchfinken anerkannten Bietigheimer BZ-Orden für besondere Leistungen im Dienste der Stadt und der närrischen Brauchtumspflege.
Der große Fasnet-Orden für vorbildlichen Frohsinn geht in diesem Jahr an Ewald Wildermuth. Der CDU-Stadtrat war das einzige Gemeinderatsmitglied, das sich in einem Kostüm dem Rathaussturm der Narren stellte und sichtbar gute Laune verbreitete. Mit seiner ungeschminkten Freude am Geschehen rettete er die Ehre eines Gremiums, das – mit Ausnahme des in Zivil erschienenen Werner Kiemle – durch peinliche Abwesenheit glänzte.
Den Orden für das gewagteste Outfit erhält Bürgermeister Joachim Kölz. Er erschien zum Narrentreiben rund ums Rathaus zwar wie jeden Tag in Hemd und Sakko, hatte aber die Krawatte abgelegt. Dies bot Anlass zu Spekulationen. War der Binder etwa den Scheren der Weiber  zum Opfer gefallen, oder hatte der pfiffige Fuchs Kölz aus genau dieser Befürchtung erst gar keine Krawatte am Hals befestigt? Wie auch immer, sein Kostüm mit dem Titel „Der gewöhnliche Verwaltungsbeamte, lässig interpretiert“ stach unter den  aufwändigen Verkleidungen der Narrenzünfte deutlich ins Auge.
Die platte Blechmedaille für den abgestandensten Kalauer geht an Oberbürgermeister Jürgen Kessing. Ins Eishockey-Nationaldress gekleidet meinte er wohl, dem etwas trocken verlaufenden Schlagabtausch mit Narrenboss Michael Molnar humoreske Würze verleihen zu müssen. So lästerte er über den zu kurz geratenen Narrenbaum, um dann tief in die Schublade „Witze mit Bart“ zu greifen: „Es ist schon eine Provokation, Holz vor dem Rathaus abzuladen, denn Holz arbeitet.“ Die Reaktion eines Beobachters auf dem Marktplatz, man möge den Spruch doch auf dem Briefkopf der Stadt drucken, sorgte bedauerlicherweise für mehr Heiterkeit, als des OBs Humorsalve.
Unser Sonderorden der Bürgerschaft „Sprüche, die über die Biomüllvergärungsanlage noch nicht gebracht wurden“ konnte bisher leider noch nicht verliehen werden. Aber die Hochzeit der Fastnacht kommt ja erst noch.