Am gestrigen Montag, 18 Uhr, ist die Bewerbungsfrist für die Oberbürgermeisterwahl am Sonntag, 8. März, abgelaufen. Nach Stephan Muck hat sich ein weiterer Kandidat gemeldet, der OB Jürgen Kessing das Amt streitig machen will. Dessen Identität wollte Anette Hochmuth, Sprecherin der Stadt, am Montagabend allerdings nicht preisgeben. Dies würde in seine privaten Rechte eingreifen, da der Kandidat bisher  von sich aus nicht in die Öffentlichkeit gegangen sei. Erst nach der Sitzung des Wahlausschusses am Donnerstag, 13. Februar, 17 Uhr, werde der Name bekanntgegeben. Dort wird auch darüber entschieden, ob alle Kandidaten die nötigen formellen Voraussetzungen erfüllen, damit ihr Name auf dem Wahlzettel erscheint.
Bisher hatte es nach einem Zweikampf zwischen Amtsinhaber Jürgen Kessing (62) und seinem Herausforderer, dem Bietigheimer Wengerter und langjährigen Gemeinderat Stephan Muck (49, Freie Wähler) ausgesehen. Muck hatte vergangene Woche bekanntgegeben, dass er zur OB-Wahl antritt, und ist am Montagabend im Kleinkunstkeller in den Wahlkampf gestartet. Die BZ veranstaltet am Donnerstag ein Wahlforum mit den Kandidaten in der Alten Kelter.
Wie ein Rückblick auf die letzten Jahrzehnte zeigt, gibt es an der Verwaltungsspitze in Bietigheim, das am 1. Januar 1975 durch den Zusammenschluss mit Bissingen zur Doppelstadt Bietigheim-Bissingen wurde, eine bemerkenswerte Kontinuität: In der Nachkriegszeit haben mit Karl Mai, Manfred List und dem amtierenden Oberbürgermeister Jürgen Kessing genau drei Rathauschefs die Geschicke der Stadt gelenkt. Karl Mai (CDU) übernahm 1948 in der Nachkriegszeit die Verantwortung in Bietigheim und blieb bis zu seiner Pensionierung 1975 Rathauschef. Er starb 1993. Auf Mai folgte 1975 Manfred List, ebenfalls CDU, der zuvor schon seit 1970 Beigeordneter war. List amtierte bis 2004.
Danach gab es einen spannenden Wahlkampf, der mit einer Zäsur endete. Mit Jürgen Kessing (SPD), Christoph Schnaudigel (CDU), Wilfried Dölker (parteilos, aber unterstützt von CDU, FWV und FDP), Michael Jacobi (damals Grüne) und Gerhard Schmetzer (parteilos) bewarben sich gleich fünf Männer um die Nachfolge Lists. Im zweiten Wahlgang setzte sich schließlich Jürgen Kessing mit 54 Prozent der Stimmen gegen Christoph Schnaudigel durch. Das Ganze war begleitet von Querelen innerhalb der CDU.
Damit hatte Bietigheim-Bissingen erstmals einen sozialdemokratischen Oberbürgermeister. Jürgen Kessing, studierter Diplom-Verwaltungs- und Betriebswirt, war zuvor Bürgermeister in  Dessau. Bei seiner Kandidatur für die zweite Amtszeit hatte der gebürtige Wormser dann leichtes Spiel: Ohne Gegenkandidaten wurde er 2012 bei einer Wahlbeteiligung von 24,5 Prozent mit 96,2 Prozent der gültigen Stimmen im Amt bestätigt.

Info Die Wahlbenachrichtigungen für die OB-Wahl am 8. März werden laut Stadtverwaltung derzeit verschickt. Sollten sie bis 16. Februar keine Benachrichtigung erhalten haben, können Wahlberechtigte ihr Wahlrecht unter Vorlage eines gültigen Ausweises/Passes im Wahllokal ausüben. Briefwahlunterlagen können beim Bürgeramt Bietigheim, Löchgauer Straße 22, bis Freitag, 6. März, 18 Uhr, unter Vorlage der Wahlbenachrichtigung angefordert werden. Der Antrag kann auch persönlich, per E-Mail unter Angabe der Wählernummer, des Geburtsdatums und der Anschrift sowie online beantragt werden.
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