Der Wahltag selbst ging schleppend los: Nicht nur die Kandidaten, sondern auch die Wähler ließen es langsam angehen.
Nur gut sieben Prozent waren bis zur ersten Bestandsaufnahme in der Wahlzentrale um 11 Uhr in die 37 Lokale der Stadt geströmt. Stadtsprecherin Anette Hochmuth war da noch guter Dinge, dass die Bietigheim-Bissinger ab der Mittagszeit aus den Betten gekrochen kommen: „Das zieht jetzt so langsam an.“ Eine Hoffnung, die sich nur bedingt bestätigen sollte: Gegen 15 Uhr hatten immerhin – inklusive Briefwähler – schon knapp 30 Prozent der gut 34 000 Wahlberechtigten ihren Zettel in die Urnen geworfen.
Knapp zehn Prozent kamen noch dazu bis zur Schließung der Wahllokale. Bis zum Ende hatte das 350-köpfige Team von Wahlleiter Joachim Kölz gehofft, die 40-Prozent-Marke zu knacken. Daraus wurde aber nichts. Auch der Aufruf des bekanntesten Fußball-Torhüters der Stadt, Bernd Leno, half da nicht viel. Er hatte via sozialer Medien aufgerufen: „Wählen gehen für unsere wunderschöne Kleinstadt.“
Am Samstag waren sich die beiden Kandidaten zeitweise ganz nahe: Nämlich auf dem Wochenmarkt auf dem Bietigheimer Marktplatz. Dort verteilten sie beide ein letztes Mal Flyer und Werbegeschenke, sprachen mit den Bürgern.
Für Jürgen Kessing waren auch am Wahl-Wochenende noch einige Termine als OB angesagt. Endlich mal sei ihm aber auch wieder ein wenig Zeit für die Familie geblieben. Seine älteste Tochter hatte am Samstagabend Abschlussball, den die Familie gemeinsam besuchte.Am Sonntag war dann erst mal Ausschlafen angesagt. Nach einem ausgiebigen Frühstück nahm er sich auch Zeit für das fünfte Familienmitglied, machte einen Spaziergang mit dem Hund. Am frühen Nachmittag ging es für ihn erneut an den Arbeitsplatz ins Rathaus.
Stephan Muck hatte am Freitagabend zu einer letzten Wahlveranstaltung ins Henry’s eingeladen. Für den 50-Jährigen eine ganz besondere Location: Hier betrieb der heutige Besenwirt einst mit seinen Partnern das „Colombo“. Am Sonntagmorgen zog es ihn dann ebenfalls an die frische Luft. Er nutzte den Sonntagvormittag unter anderem zum Joggen. Am Nachmittag trank die Familie im eigenen „Besa em Städtle“ gemütlich Kaffee und machte sich auf den Weg zum Rathaus, wo der Kandidat kurz nach 18 Uhr eintraf.
Die geringe Wahlbeteiligung war dann am Abend auch Thema in den sozialen Netzwerken. „Für eine Demokratie sollte man auch wählen gehen. Sonst darf man auch nicht schimpfen, wenn einem was nicht passt. Vielleicht geht es den Bietigheim-Bissingern einfach zu gut, sodass es ihnen anscheinend egal ist, wer das sagen im Städtle hat“, kommentierte ein Nutzer unter dem Slogan „Anstand - kostenlos“ in verschiedenen Facebook-Gruppen, in der sich Bietigheim-Bissinger austauschen. Der Beitrag wurde in alle Richtungen kommentiert.

Schnelle Auszähler

Um Punkt 18 Uhr verkündete dann Helmut Häußer, Wahlvorstand im Wahllokal 1 im Bietigheimer Rathaus: „Die Wahlhandlung ist abgeschlossen.“ Fix wurde die Wahlurne ins zweite Obergeschoss getragen, wo sie ausgezählt wurde. Gleiches taten die Helfer in den anderen 36 Wahlbezirken und sieben Briefwahl-Stellen. Schon eine Viertelstunde später waren die ersten fünf Wahlbezirke ausgezählt und deuteten bereits eine Wiederwahl Kessings an. Der Rest ist an diesem Montag schon wieder Geschichte.