Bekannt ist der Brauch der Fasnet seit dem 16. Jahrhundert, als man mit Rasseln, Blecheimern, Trommeln, Kuhglocken oder Pfeifen umherzog, um die Geister zu vertreiben. Laut und schräg sollte die Musik sein, und etwas furchterregend die Kostüme, die hier Häs heißen. Mit viel Fantasie verkleiden sich die Gruppen der alemannischen Fastnacht, die alle ihr eigenes Häs haben. Guggenmusik gab es erstmals bei der Basler Fasnacht im Jahr 1906.
Wer aber denkt, die Guggenmusiker haben nur bei der Fasnet zu tun, der irrt gewaltig. Die „Wefzga“ aus Bietigheim-Bissingen sind auch übers Jahr im Einsatz, egal wie groß die Bühne ist. „Im Training sind wir das ganze Jahr“, sagt Vorstand und Mitbegründer Thomas Schumacher. Drei Wochen nach der Fastnacht ist aber Pause angesagt und auch drei im Sommer. Insgesamt stehen die „Wefza“ rund 40 Mal im Jahr auf der Bühne. Die Saisoneröffnung ist traditionell am 11. November. Und es wird jeden Montag geprobt im Sachsenheimer Hasenheim, dem Vereinssitz der Guggenmusiker.
Aber nicht alle hier sind Musiker. Etwa die Hälfte der 120 Mitglieder hilft bei Veranstaltungen und unterstützt die Musiker, wenn es zu Auftritten oder Umzügen geht. „Zwischen 30 und 35 ist unsere Auftrittstärke“, sagt Schumacher, der selbst Trompete spielt. Insgesamt 13 Trompeten sind dabei, acht Posaunen, drei bis vier Saxofone, zwei Hörner, zwei Sousaphone, drei Pauken und drei Templeblocks (Schlagzeug). Und es heißt hier Vollgas geben. 15 bis 20 Minuten dauert ein Set und manchmal auch der ganze Auftritt. Beim Bierfest sind es auch mal drei Sets, die mit kurzer Pause gespielt werden und den Musikern alles abverlangen. Pausen seien wichtig, „dass unsere Leute nicht verheizt werden“, so der Vorstand.
Relativ wenige kämen dabei ursprünglich aus dem Musikverein. Viele haben sich das Instrument selbst beigebracht, die Mehrheit sind nicht ausgebildete Musiker. Was aber dem Spaß keinen Abbruch tut. Wichtig sei, die Posaunen auf den Bühne erhöht zu platzieren, denn das vermindere das Unfallrisiko für die Mitspieler, erklärt Schumacher.
Und auch im Laufen müssen sie es können: Bei Umzügen ist Spielen und Bewegung eins, wenn die „Wefza“ in ihrem grün-schwarzen Häs in anderen Ortschaften spielen. Das Leopoldsfest in Dessau gehört fest in den jährlichen Terminkalender, auch wenn hier das Alemannische eher fremd ist.
„Schreiben tun wir grundsätzlich alles selber“, sagt Schumacher. Und gekaufte Arrangements müsste man ohnehin erst anpassen an die Gruppe, die viel unterwegs ist. Mit dem Bus geht es dann zu den Auftrittsorten, wo sie entweder mitlaufen oder auf der Bühne stehen. Abschluss in diesem Jahr ist für die „Wefza“ am Dienstag der Auftritt in Sulzbach an der Murr. Vorher aber stand zur Altweiberfastnacht das vereinseigene Event in Sachsenheim auf dem Programm, wo der Spaß im Mittelpunkt steht. „In jeden Fall geht man ohne Krawatte“, klärt der Vorsitzende auf.
Wie sie zu ihrem Namen kamen? Guggenmusik Biteigheim-Bissingen klang einfach zu sperrig, und man stieß auf die Wespe, die „Nadelstiche musikalisch und mit Spaß setzt und immer in Schwärmen auftritt“.