Es sind dramatische Worte, die Herbert Müller, Wengerter aus Hessigheim und Vorsitzender der Steillageninitiative wählt, sollte das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ Erfolg. Für diesen Fall prognostiziert er das Ende des Weinbaus im mittleren Neckartal. „Hier werden weinbaulich die Lichter ausgehen“, schreibt Müller an die Kollegen im Weinbau.
Es ist kurz vor zwölf, meint Müller, „es hätte nie so weit kommen dürfen.“ Denn insbesondere die Steillagen zwischen Besigheim und Mundelsheim liegen in Schutzgebieten. Dort aber sieht der Text des Gesetzentwurfes vor, den Einsatz von Pestiziden schon zum ersten Januar 2021 zu verbieten. Dagegen müsse politisch vorgegangen werden, fordert Müller die Wengerter auf.
Einer der von Müller Angesprochenen ist Dietrich Rembold, der Vorstandsvorsitzende der Lauffener Weingärtner. Er bestätigt die Einschätzung, dass die Bewirtschaftung der Steillagen außerordentlich schwierig wird, sollte das Volksbegehren in diesem Punkt Erfolg haben. „Das ist ein harter Brocken“, sagte er im Gespräch mit der Bietigheimer Zeitung. „Die Wengerter sind in den Steillagen auf ein Herbizid angewiesen“, sagte er, um den Bewuchs unterhalb der Reben in den Griff zu bekommen. Auf Nachfrage der BZ machte er keinen Hehl daraus, dass es sich dabei um das umstrittene Glyphosat handele. Ein Ersatz dafür gebe es zurzeit noch nicht. Mit Spitzhacke oder Traktoren lasse sich der Boden in der Steillage eben nicht bearbeiten.
„Wir müssen sinnvoll arbeiten können.“ Mit diesen Worten forderte Rembold eine Versachlichung der Diskussion um den Schutz der Bienen, die bisher „von Emotionen regiert“ werde. Fachleute in den Ministerien sollten sich den für die Wengerter „extrem schwierigen Punkten“ annehmen, so Rembold.
Seit vielen Jahren schon tobt die Diskussion um den wirtschaftlich sinnvollen Erhalt der Weinberg-Steillagen, die ein weitaus höheres Maß an Bewirtschaftung erfordern als Weinberge in normalen Steillagen. Damit ist insbesondere die Steillageninitiative befasst. Ein Weg ist der Versuch, hochwertige Sorten in die Steillagen zu bringen, um damit bessere Preise zu erzeugen. Herbert Müller fordert vor diesem Hintergrund die Weinbau-Kollegen zu eigenen Gegenvorschlägen auf, „um daraus einen Aktionsplan zu entwickeln“. Denkbar ist aus seiner Sicht die Lobbyarbeit über die Angeordneten und das Drängen auf einen eigenen Gesetzesvorschlag des Landtags, „der die Interessen der Bienenretter mit denen der Weinbauern zum Ausgleich bringt“. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sollte dazu gebracht werden, „von Seiten der Regierung alle betroffenen Akteure an einen Tisch zu bringen.“ Auch zu drastischeren Maßnahmen möchte Müller greifen. Er schlägt vor, mit Traktoren vor den Landtag zu fahren „um demonstrativ Protest zu erheben.“