Die Vorlage, über die der Gemmrigheimer Gemeinderat am Montagabend diskutierte, lässt keinen Zweifel an der Dringlichkeit: Bis Endes des Jahres muss die Gemeinde Gemmrigheim 15 weitere Flüchtlingte auf ihrer Markung unterbringen. Das hat das Landratsamt gegenüber der Gemeinde bereits klar gemacht, sagte Bürgermeisterin Monika Chef gegenüber der BZ. Weil es an Wohnraum mangelt, konnte Gemmrigheim seine Quote bisher nur zu 35 Prozent erfüllen. Denn insgesamt muss Gemmrigheim in diesem Jahr 23 Personen aufnehmen. Und neues Ungemach kündigt sich an. Denn bis Ende 2018 müssen weitere 15 Personen aufgenommen werden, auch dies habe das Landratsamt bereits angekündigt.
Weil für sie nicht abzusehen war, wo der Wohnraum bis Ende des Jahres beschafft werden konnte, schlug Chef dem Gemeinderat vor, mobile Wohncontainer zu kaufen und die Flüchtlinge dort unterzubringen. Zwei mögliche Standorte brachte sie dafür ins Gespräch: ein Gelände bei der Kläranlage und ein anderes in der Nähe von Jugendhaus und Sporthalle. Dort seien bereits Möglichkeiten für den Anschluss an Strom, Wasser und Abwasser vorhanden.
Die Verwaltung ließ deshalb Angebote einholen mit folgenden Ergebnis: Für die Unterbringung von 30 Personen sind 18 mobile Container nötig, und dafür werden rund 333 000 Euro als Kaufsumme fällig. Hinzu kommen Kosten für die Erschließung, den Bauantrag und die Einrichtung einer Gasheizung.
Dieser Betrag dürfte viele Gemeinderäte erschreckt haben, zumal er im aktuellen Haushalt gar nicht vorgesehen ist. Einstimmig lehnte das Gremium jedenfalls Chefs Vorschlag ab. Auch der vorgeschlagene Standort stieß im Gremium auf Skepsis. Die Besorgnis, ein sozialer Brennpunkt könnte entstehen, dürfte bei der Ablehnung ebenfalls eine Rolle gespielt haben.
Unter Zeitdruck
Und jetzt? Die Bürgermeisterin und ihre Verwaltung werden sich auf die Suche nach freien Wohnungen in der Gemeinde machen müssen. Es gibt sie, sagte Chef im Gespräch mit der BZ, aber sie seien für diese Zwecke schwer zu bekommen. Das Vorhaben sei „sportlich“, da die Gemeinde unter Zeitdruck steht. In den bestehenden Unterkünften für Obdachlose und Flüchtlinge sei der Wohnraum jedenfalls „weitestgehend ausgeschöpft“.
Und wenn das nicht klappt? Sie habe dem Gemeinderat klar gemacht, dass unter Umständen Gemeindeeinrichtungen mit Flüchtlingen belegt werden müssen, sollte sich kein anderer geeigneter Wohnraum finden. Flüchtlinge müssten damit zeitweise in Sporthallen untergebracht werden. Für Chef ist dies jedoch die „allerletzte Möglichkeit“.