Albrecht Joos, der Vorsitzende des Angelsportvereins Besigheim, Gewässerwart Gerhard Schlabschi und  Schriftführer  Siegfried Mozer haben die Hoffnung aufgegeben. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, schreibt Schlabschi in einer Mail an die BZ. Der Grund: Im Neckartal bei Besigheim besitzt der Verein einen eigenen See, der mit dem Neckar verbunden ist. Im Laufe der Jahre wurde immer mehr Schlamm aus dem Fluss in den See gespült, an manchen Stellen ist er nur noch 20 Zentimeter tief. „Wir können die Rücken der Karpfen sehen, wenn sie sich darin bewegen“, schildert Joos das Unheil.
Seit 20 Jahren bemüht sich der Verein um Hilfe, um das flache Gewässer wieder zu einem richtigen See zu machen. Zuletzt vor anderthalb Jahren, im November 2016, unternahmen die Angler einen Vorstoß, um endlich zu einem Ergebnis zu kommen. Bald zwei Stunden diskutierten sie mit Vertretern der Stadt, des Regierungspräsidiums, des Landratsamtes und des Wasserwirtschaftsamtes. Getan hat sich seitdem nichts mehr. „Es ist alles ins Leere gelaufen“, stellt Joos im Rückblick fest.
Das Problem an der Sache: Es ist nicht nur der See der Angler, der vom Schlamm befreit werden müsste. Er sei zwar durch einen Zwischendamm geschützt, der Schlamm dringe aber dennoch über ein etwa ein Meter breites Rohr ein. Vorgelagert sei jedoch ein weiterer See, der direkt mit dem Neckar verbunden ist. Dieser müsste ebenfalls ausgebaggert werden.

Stellenweise Sondermüll

Während aber der Schlamm des Angler-Sees unbelastet von Schadstoffen ist, lasse sich das vom vorgelagerten See am Neckar nicht sagen. Ganz im Gegenteil: Er ist kontaminiert. „Das ist Sondermüll“ stellt Joos fest. Der Vorsitzende verweist auf Bodenproben, die der Verein vor einigen Jahren auf eigene Kosten gezogen hat. Jede Einzelprobe habe mit 4000 Euro zu Buche geschlagen.
Der Verein sei auch weiter bereit, sich an den Kosten für die Beseitigung des Schlamms zu beteiligen. „Wir können schon eine fünfstellige Summe beisteuern.“ Damit wäre aber nur ein Bruchteil der Kosten gedeckt. Wollte man die beiden See soweit freibaggern, dass die Wassertiefe etwa zwei Meter beträgt, müssten rund 18 000 Kubikmeter Schlamm entfernt werden, haben die Gespräche mit den Behörden ergeben. Doch damit ist es nicht getan. Der Schlamm müsse auch gelagert, getrocknet und entsorgt werden, eventuell sogar auf einer Deponie. Geschätzte Kosten: zwischen 800 000 und 900 000 Euro. Viel zu viel, um es ohne Hilfe der öffentlichen Hand zu bewältigen.
Im Moment ist der Anglersee mit einer dünnen grünen Schicht aus Blättern, Blüten und Staub bedeckt. Angesichts der warmen Temperaturen zieht es nur wenige Fische dorthin. Erst im Herbst, wenn es wieder kühler wird, kommen die Fische zurück, erläutert Joos. Doch nicht alle: „Die großen Fische schaffen es schon gar nicht mehr.“ Joos macht sich mittlerweile ernste Sorgen um den Fortbestand des Sees. „In den nächsten Jahren kippt er bestimmt um.“