Es hat eine Reihe von Jahren gedauert, bis die Umgestaltung des Dreschschuppengeländes am Neckarufer in Hessigheim in die Wege geleitet war. Und auch danach hatte es mehrfach gerumpelt, bis die Ideen konkrete Gestalt annahmen. Jetzt jedoch ist das Landschaftsparkprojekt endlich fertig. Der Aufwand habe sich gelohnt, das Resultat sei gut, stellte Bürgermeister Günther Pilz bei der Einweihung des Geländes fest, das künftig wieder als Festgelände dienen soll, aber auch als Anziehungspunkt für die Hessigheimer, Besucher und Touristen. Eine „hohe Anziehungskraft zum Flanieren und Verweilen“, erhofft sich der Bürgermeister.
Die Umgestaltung des Geländes, das seit den 1920er-Jahren für Feste und als Spielplatz genutzt worden war – siehe Info-Kasten – war eine der Ideen des Gemeindeentwicklungsplans von 2010. Erst im zweiten Anlauf wurde es in das regionale Förderprogramm „Landschaftspark Neckar“ aufgenommen. Der Verband bewilligte Anfang 2014 einen Zuschuss von 150 000 Euro zu dem etwa 350 000 Euro teuren Projekt. Nur durch diesen Zuschuss sei die Neugestaltung überhaupt möglich gewesen, sagte Pilz.
Heftige Widerstände
Im Ort selbst allerdings gab es, wie in der BZ berichtet, heftige Widerstände seitens der Anlieger. Sie befürchteten, dass sich der sanierte Platz zum Treffpunkt entwickeln könnte, an dem Feste und Partys gefeiert werden – mit einer entsprechenden Lärmbelästigung als Folge. In Gesprächen mit einer eigens gebildeten Arbeitsgruppe des Gemeinderats wurde ein Kompromiss gefunden. Die zunächst geplante Pergola und die Toiletten entfielen. Die Freisitze und ein Spielplatz wurden an den Neckar verlegt, möglichst weit weg von den Wohnhäusern. Der Planungsprozess sei gelegentlich kräftezehrend gewesen, stellte Pilz bei der Eröffnung fest.
Das Neckargelände diente seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Festplatz
Der Festplatz am „Hinterdörfer Neckar“ ist für jeden älteren Hessigheimer verbunden mit Erinnerungen an Vereins- und Schulfeste, an Spiel- und Sportveranstaltungen, stellte Bürgermeister Günther Pilz bei der Eröffnung fest. In den letzten Jahrzehten war der Dreschchuppen allerdings verfallen, und auch der zugehörige Platz war trist und unattraktiv.
Ab wann dieses Gelände auf dem Neckarvorland zum Fest- und Spielplatz wurde, lässt sich nicht genau festmachen. Erste Fotos belegen aber, dass in den 1920er-Jahren bereits Kinderfeste hier stattgefunden haben. Vereinsgründungen am Anfang des 20. Jahrhunderts – der Sportverein 1901, der Gesangverein1905 und der Musikverein 1923 – legen nahe, dass sich zu deren Festen das Neckarvorland anbot und es als Festplatz genutzt wurde. Für eine landwirtschaftliche Nutzung war das Gelände wegen der immer wieder auftretenden Überschwemmungen seit jeher nicht geeignet.
Die Festplatztradition war fest in den Jahresablauf von Vereinen und Schule eingebunden – bis sich eine gravierende Änderung im Neckartal ankündigte: der Beginn des Neckarkanalbaus 1949. Der Badeplatz „Hinterdörfer Neckar“, der Sportplatz auf dem Neckarvorland und das Spiel-Revier von Freundesgruppen mussten Baggern und Baumaschinen weichen. Verloren gingen wichtige Dinge für die Heranwachsenden, wie beispielsweise das Erlernen des Schwimmens im Neckar und dessen krönender Abschluss mit der selbstständigen Überquerung des Flusses, in Begleitung eines erfahrenen Schwimmers, hat Pilz herausgefunden.
Nach dem Kanalbau mit Abschluss im Jahr 1952 mussten sich die Hessigheimer in vielen Dingen umorientieren. Der Badeplatz entfiel ganz, für den Sportplatz fand man Richtung Mundelsheim, bei der ehemaligen Ölmühle, ein Unterkommen, und dort konnten auch größere Vereinsfeste abgehalten werden.
Von dem früheren Neckarvorland war nur noch eine Restfläche vorhanden. Auf dieser wurde 1953 von der Spar- und Darlehenskasse wieder ein neuer Dreschschuppen errichtet, der bis Ende der 1960er-Jahre zum Dreschen genutzt wurde. 1967 ging der Dreschschuppen in das Eigentum der Gemeinde Hessigheim über und wurde seitdem auch für Feste genutzt. bz