Eine große Zahl an Stadt- und Ortschaftsräten sowie Privatwaldbesitzern folgt der Einladung der Stadt Rosenfeld im Rahmen einer Gemeinderatssitzung zur Waldbegehung im Täbinger Witthau. Bürgermeister Thomas Miller begrüßte die Teilnehmer und gab an die zuständigen Förster ab. Ziel der Veranstaltung sei es, wie Forstamtsleiter Christian Beck ausführte, unterschiedliche Waldräume, das heißt exemplarisch drei sogenannte Waldbilder mit ihren Besonderheiten und Merkmalen anzulaufen. „Es soll ein Austausch sein“, der den Waldumbau in den Mittelpunkt rückt. Dazu gehört das Thema Waldbewirtschaftung und das Thema Brennholz im Besonderen. Die Verjüngung steht auf der Tagesordnung und hat das Waldbild in den vergangenen Jahren sehr verändert.
Waldbegehung der Stadt Rosenfeld: So soll der Wald bewirtschaftet werden
Revierförster Stephan Kneer zeigt am ersten Waldbild, ein lichtes Areal mit den größten und mächtigsten Tannen, wie in der Vergangenheit Klimawandel (Trockenphasen), die Stürme der 1980er- und 1990er-Jahre (Orkan Lothar 1999) und die folgende Borkenkäferplage das Waldbild in der Konsequenz spürbar veränderte. Man war seit 2012 immer mehr gezwungen, über den Waldplan hinaus Altholz zu entfernen und den Bestand zu verjüngen. Er prognostizierte, dass in 20 Jahren hier nicht mehr viel Altholz vorhanden ist.
Biodiversität ist oberstes Ziel
Das oberste Ziel heute sei die Biodiversität im Wald, bei der mindestens vier Baumarten plus Douglasie, Kirsche und Elsbeere für ein gutes Gleichgewicht sorgen. Insgesamt sei, so Christian Beck, eine Durchforstung möglich, bei der nicht nur die Tannen im Vordergrund stehen. Auf 1000 Hektar Stadtwald rechnet er mit einer Pflanzung von bis zu 5000 Stück.
Försterin Anette Brand erläutert anschaulich im Waldbild mittleren Alters (25 bis 45 Jahre) den Bestand vor allem an Nadelholz, das mit bis zu 75 Prozent dominiert. Sie weist darauf hin, dass die Verjüngung der Natur nach Stürmen und Käferplage auch von der Bodenbeschaffenheit abhängt. So passt neben den bekannten Tanne und Eiche vor allem auch die Buche mit ihrer Pfahlwurzel gut auf diesen Untergrund. Auch hier gilt das Ziel, Mischbestände zu schaffen und den Laubholzanteil, dabei vor allem die Eiche, zu forcieren. Um den Waldumbau konkret umzusetzen, werden die Z-Bäume (Zukunftsbäume) ausgewählt und markiert (gelber Punkt).
Unterschiedliche Markierungen von bis zu drei Farben sorgten für Verwunderung bei den Teilnehmern. Die Markierungen rot, gelb und grün waren nicht die Spuren einer längst vergangenen Schnitzeljagd im Wald, sondern Folge von durchaus unterschiedlichen Beurteilungen der Fachleute über die Z-Baumfrage (was bleibt stehen, was muss weg).
Teilnehmer müssen selbst ran: „Jetzt sind Sie dran!“
Beim Gang zum dritten und letzten Waldbild drohte Christian Beck den Teilnehmern unmissverständlich. „Jetzt sind Sie dran! Wir haben genug gearbeitet.“ Bei einem jungen Eichwald angekommen, teilte man sich in zwei Arbeitsgruppen. Sie bekommen jeweils Bändel in den Farben rot und gelb, mit dem Auftrag, den Z-Baum, der die nächsten 150 Jahre überleben soll, zu suchen und zu markieren. Als Kriterien sind Vitalität, Stabilität und Qualität grundlegend für die Auswahl. Mit dazu zählen die Beurteilung des Stamms, der Äste und der Krone, die immer genügend Licht braucht. Ein Abstand von zwölf Metern muss idealerweise am Ende gewährleistet sein. Als Richtgröße gelten 60 Bäume pro Hektar.
Kein trockenes Planspiel
Im Stil eines offenen Workshops wurde engagiert, diskutiert und beraten. Wo kommen die gelben, wo die roten Bändel zum Einsatz? Die Gruppen stellten sich die Ergebnisse vor, die Forstleute gaben ihre Rückmeldung dazu. Wie sich am Ende zur Überraschung aller herausstellt, ist diese Aktion kein trockenes Planspiel am grünen Tisch. Es lag schon die Kettensäge bereit, um im Eichwald Fakten zu schaffen. Sechs Bäume mussten nach ausführlicher Begutachtung der einen Eiche weichen, die die nächsten 150 Jahre im Täbinger Witthau gedeihen wird. Der nächste Kontrollbesuch erfolgt in fünf Jahren.
Auf kritische Rückfragen aus dem Teilnehmerkreis, wie man für jeden Baum soviel Zeit verwenden könne, die trockenen Antwort von Beck: „Für die 150 Jahre, die dieser Baum alt wird, sind die 15 Minuten heute doch nichts.“ Und mit einem Schmunzeln in Richtung Bürgermeister Thomas Miller: „Selbst die Amtszeit eines Bürgermeisters von acht Jahren oder mehr, sind nichts im Vergleich zu den 150 Jahren“. Er hatte die Lacher auf seiner Seite. Und Bürgermeister Miller lachte mit.
Wie hoch wird der Tannenanteil?
75 Prozent Tannen, bei diesem Anteil wird sich der Rosenfelder Wald in 20 Jahren einpendeln, prognostiziert Revierförster Stephan Kneer.
15 Prozent der Bäume werden Buche sein.
Insgesamt wird der Tannenbestand allerdings auf etwa 50 Prozent weiter zurückgehen und der Anteil der Buche steigen. Die Kiefer habe wegen ihres Lichtbedarfs eine schwierige Position. hau
Anekdote: „Papa, wie weit noch?“
Der jüngste Teilnehmer des Waldumgangs, vielleicht um die sechs Jahre alt, bekam es mit der Angst zu tun. „Papa, wie weit wollen wir denn laufen?“ „Keine Angst! Nur so weit wie die alten Männer hier können“, antwortete der Vater. Der Sohn war daraufhin etwas beruhigt.
Der Zwischenstopp bei der Verpflegungsstation des Täbinger Ortschaftsrat half ebenfalls. Eine willkommene Gelegenheit, eine Zwischenbilanz des bisher Gehört und Gesehenem zu ziehen. hau