Nachhaltigkeit – dazu zählen nicht nur Mehrwegverpackungen, Bio-Lebensmittel und fair produzierte Mode. Das Wort fordert auch dazu auf, ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen und Dingen ein zweites Leben zu schenken. Wechseln diese ihren Besitzer dann noch für den guten Zweck, ist das natürlich der Idealfall.
Im Schtöber-Stüble in Dürrwangen gilt genau dieses Prinzip. Man „schtöbert“ (wie der Name schon sagt), wird fündig und kann sich gewiss sein: Den Erlös aus dem Warenverkauf spendet das Team an das Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad Grönenbach (Allgäu).
Ein Herzensprojekt
Wer sind diejenigen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unheilbar und lebensverkürzend erkrankte Kinder und deren Familien ehrenamtlich zu unterstützen? Es sind Heidi Bartholomae, Mikaela Schlegel, Angelika Schultheiß, Sigrid Suck und Ingeborg Ernst; fünf Frauen, die das Schtöber-Stüble mit Einsatz und Elan betreiben.
Schon viele Jahre bevor das Stüble seine Pforten öffnete, war Heidi Bartholomae regelmäßig auf Flohmärkten unterwegs, um dort für ihr Herzensprojekt Waren zu verkaufen. Diese jedes Mal sorgfältig ein- und nach dem Markt wieder auszupacken – das war freilich eine mühsame Angelegenheit. „Wir haben dringend einen Raum gebraucht, in dem wir alles stehenlassen konnten“, blickt Heidi Bartholomae zurück.
Von Möbeln bis Accessoires
Fündig wurden sie und ihre Mitstreiterinnen schließlich in der Ebinger Straße in Dürrwangen. In der ehemaligen Pension Luippold, gleich neben dem Café Catrina, stehen sogar mehrere Räume zur Verfügung, in denen die gespendeten Waren ihren Platz finden. Vor nunmehr einem Jahr konnte Eröffnung gefeiert werden.
Das Sortiment lässt indes keine Wünsche offen. „Queerbeet“, beschreibt es Mikaela Schlegel, kann hier eingekauft werden. Von Kleinmöbeln und Haushaltsgegenständen über Tisch- und Bettwäsche bis hin zu Vorhangstoffen, Kleidung, Schmuck, hochwertigen Spielsachen und Accessoires gibt es so ziemlich alles, was das (Sammler)Herz begehrt. Möbel, die zu groß sind, um sie in den Räumen unterzubringen, können auf Fotos an einer Pinnwand in Augenschein genommen werden.
Viele neue Artikel
So „bunt gemischt“ wie das Angebot ist auch Kundschaft. Den Weg ins Schtöber-Stüble finden sowohl ältere als auch jüngere Menschen aus der Region. Viele von ihnen würden gezielt nach bestimmten Dingen suchen, sagt Mikaela Schlegel. Viele Jüngere etwa nach Retro-Möbeln wie Lampen oder Schränken. Und wie es der Zufall so will, finden Besucherinnen und Besucher des Schtöber-Stüble manchmal sogar genau das, was sie zum Teil schon aus ihrer Kindheit kennen oder wonach sie schon länger Ausschau halten. „Das ist dann ein richtiges Aha-Erlebnis“, weiß Mikaela Schlegel. Vor einiger Zeit habe etwa eine Kundin den gesamten Bestand an Eierlikör-Gläsern aufgekauft und sich darüber sehr gefreut. Denn im Handel seien Gläser dieser Art nicht mehr erhältlich.
Was auffällt: Viele der angebotenen Waren sind sehr hochwertig. So stehen etwa Geschirrserien und Porzellan namhafter Hersteller in den Regalen. Ihre früheren Besitzer haben die Sachen gehegt und gepflegt und sie – wie etwa die Sammeltassen – ein Leben lang in der Vitrine verwahrt. Nicht selten sind die Artikel sogar nagelneu und noch originalverpackt. Heidi Bartholomae weist etwa auf eine Kartoffelpresse eines bekannten Küchengeräteherstellers. „Der Neupreis war einmal sehr hoch“, sagt sie. „Hier ist sie zum Schnäppchenpreis zu haben.“
Warenannahme nach Absprache
Viele der Dinge, die im Schtöber-Stüble zu erwerben sind, stammen aus Haushaltsauflösungen. „Die Leute kommen dann auf uns zu und fragen an, ob wir etwas davon benötigen“, berichtet Mikaela Schlegel. Um sie verkaufen zu können, müssen sich die Artikel natürlich in einem guten Zustand befinden, denn was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist es leider nicht: „Manche Leute stellen uns tatsächlich Säcke mit kaputten Sachen vor die Tür“, erklärt Bartholomae kopfschüttelnd.
Das Team bittet denn auch darum, davon abzusehen, Waren ohne vorherige Absprache anzuliefern, denn nicht nur die Lagerkapazitäten sind begrenzt. Momentan sei man, was das Angebot betrifft, auch sehr gut aufgestellt. Ist etwas verkauft, wird aufgefüllt, sodass sich das Sortiment laufend ändert.
Manche Artikel, die in verschiedenen Krisengebieten benötigt werden, werden dem Hilfswerk Samariter Dienst übergeben. „Momentan geht vieles in die Ukraine“, berichtet Sigrid Suck, die sich ehrenamtlich beim Samartiter Dienst engagiert.
Erlös für Kinderhospiz
Einkaufen dürfen im Schtöber-Stüble übrigens alle, die das gerne möchten. Das Team freut sich über jede Kundin und jeden Kunden. Denn mit jedem Euro füllt sich der Spendentopf für das Kinderhospiz St. Nikolaus, das ohne staatliche Zuschüsse auskommen muss.
Im Laufe der Jahre konnte Heidi Bartholomae bislang etwa 75 000 Euro für ihr Herzensprojekt sammeln. Dies freilich nicht nur durch den Verkauf, sondern auch durch Spenden. Dem Kinderhospiz verbunden ist sie seit 2011. Damals absolvierte sie eine Ausbildung zur Ehrenamtlichen Kinderhospizbegleiterin in der Süddeutschen Kinderhospiz Akademie. Und seit 2017 ist Heidi Bartholomae Botschafterin des Kinderhospizes St. Nikolaus.
Ihr Wunsch ist es, das Projekt in der Region bekannter zu machen. Und das gelingt immer besser. Mittlerweile habe das Schtöber-Stüble schon Stammkunden, freut sich Bartholomae.
Stöbern, kaufen und Gutes tun
Das Schtöber-Stüble in der Ebinger Straße in Dürrwangen ist freitags von 14 bis 16 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr und nach telefonischer Absprache (0174) 2 68 66 91 oder (07433) 38 15 82 geöffnet.
Die Warenannahme erfolgt ausschließlich nach telefonischer Absprache.
Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad-Grönenbach im Allgäu zugute. Dieses ist eine Anlauf- und Erholungsstätte mit einem ganzheitlichen Konzept für Familien mit unheilbar und lebensverkürzend erkrankten Kindern. Es begleitet die gesamte Familie ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung.