Dieser Artikel behandelt die Fitness von Frauen, insbesondere von Müttern. Zunächst will geklärt sein, was eine Frau nicht sein muss, um zum Kreis der fitten Frauen zu gehören: Sie muss keine Sportgranate sein. Sie muss nicht rank und schlank sein. Sie muss sich auch nicht als Ziel setzen, rank und schlank zu werden. Um es mit den Worten von Trainerin Simone Gilly zu sagen: „Du kannst jederzeit einsteigen und brauchst einfach etwas Lust, dich zu bewegen.“
Training mit fundierter Ausbildung
Gilly ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und leitet jeden Freitagvormittag den Kurs „Mamafitness mit Kind“ am Stausee in Schömberg. Sie ist in Rottweil zur Schule gegangen und hat anschließend in Tübingen Sportwissenschaften studiert sowie bei der Gesundheitskasse mit Schwerpunkt Rehabilitation gearbeitet. Auch den Master of Business Administration hat sie absolviert und anschließend in der Industrie mit medizinischen Produkten gearbeitet.
„Es war nie mein Plan, in diese Richtung zu gehen“, erinnert sie sich. Den Zugang zu diesem Thema hat sie erst durch ihren ersten Sohn erhalten, der im Jahr 2015 geboren ist.
Angefangen mit dem Franchise „Lauf Mama Lauf“
Ihr Mann hatte schon vor zehn Jahren eine Praxis, und Gilly übernahm überwiegend die organisatorischen Aufgaben. Aber ihre Neugierde wuchs, und sie war motiviert, auch selbst fachlich einzusteigen. Inzwischen leiten sie gemeinsam eine Praxis in Rottweil. Während Jochen Pfriender die „prana physis“ mit dem Schwerpunkt Osteopathie und Physiotherapie leitet, bietet Gilly mit „balance physis“ Gesundheitsdienstleistungen sowohl indoor, outdoor als auch online an.
Den Anfang machte sie im Jahr 2017 mit „Lauf Mama Lauf“, einem Franchise-Unternehmen aus Berlin, das in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet ist. Sie legt wert auf eine fundierte Ausbildung. Mit jeder Erweiterung ihres Angebots – von Schwangerschafts- über Mama-Kursen bis hin zu Mental-Coachings – ging auch eine entsprechende Fort- oder Ausbildung einher. „Das Muttersein ist ein sehr spezielles Thema, mit dem man in einen ganz besonderen Bereich eintaucht.“
Fitnessgeräte mal anders
Gillys Fitnesskurse sind sehr kreativ gestaltet. Die Mamas nehmen ihre Kinder in der Tragetasche oder im Kinderwagen mit und alles, was dem Training dienen kann, wird auch zum Training genutzt, egal ob Trinkflasche, Radständer, Sitzbank oder das Baby selbst. Der anschließende soziale Austausch unter den Müttern erweist sich nicht nur als Nebensache, sondern ist ein zentraler Schwerpunkt. „Das Mama-Sein ist eine komplett neue Rolle, auf die niemand vorbereitet wird“, erklärt sie. Stillen, schlafen, füttern, brüllen – all das sind Themen, für die Gleichgesinnte Verständnis haben.
„Wir dürfen diese Themen nicht tabuisieren“, sagt Gilly, die inzwischen selbst drei Kinder hat. Ein solches Tabu-Thema ist zum Beispiel die Inkontinenz von Frauen. Damit steht häufig in Zusammenhang, dass die Organe abgesenkt sind und der Beckenboden Probleme macht. Das könne Frauen sowohl nach der Schwangerschaft als auch nach den Wechseljahren betreffen. Gilly erklärt: „Es geht mir darum, Mütter mündig zu machen. Die Frau schafft so viel aus eigener Kraft.“
Für Alternative Wege öffnen
Dabei gehe es weniger um Emanzipation, sondern darum, dass Eltern einen Weg finden, der sich gut für sie anfühlt – auch wenn er vielleicht nicht den ein oder anderen gesellschaftlichen Erwartungen entspricht. Die Sportwissenschaftlerin bemerkt, dass sich immer mehr Menschen für eine Alternative zur sterilen Geburt im Kreissaal öffnen. „Viele Frauen erleiden sowohl emotionale als auch körperliche Folgen und fühlen sich geradezu misshandelt“, berichtet sie. Es lohne sich, sich vor der Geburt Gedanken darüber zu machen, ob das Standardverfahren immer die beste Option ist.
Eine Alternative könne beispielsweise ein Hebammenhaus sein. Dieses lege den Fokus nicht nur auf die körperlichen Belange, sondern befasse sich auch mit dem Umfeld und der inneren Verfassung werdender Mütter. „Es gibt als Mama nicht nur den einen Weg. Es gibt viele verschiedene und jede muss ihren eigenen Weg finden.“
Simone Gilly jedenfalls wünscht sich, dass Frauen in ihre Kraft kommen und sich auf jeglicher Ebene ausleben – als Mutter, aber auch als menschliches Individuum.
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Für wen das Training geeignet ist
„Das Wichtigste ist, auf das eigene Gefühl zu hören und die eigenen Grenzen zu respektieren“, sagt Trainerin Simone Gilly. Beim Mama-Fitness steht nicht das Aussehen im Vordergrund, sondern das Wohlbefinden von Mutter und Kind.
Gilly bietet daher verschiedene Kurse für verschiedene Lebenslagen an: Der „Ganz schön schwanger“-Kurs richtet sich an Frauen während der Schwangerschaft. „Mamafitness mit Kind“ ist als Einstieg ist das Training nach der Entbindung gedacht. Der „Mama macht mehr“-Kurs hat eine höhere Intensität.
Zentraler Aspekt ist das Training des Beckenbodens. Dieses sei für jede Frau wichtig, egal ob Jugendliche, Mutter oder Oma. Es erfordert eine gute Verbindung zum eigenen Körper, welche während des Trainings gestärkt wird. Mehr Informationen gib es unter www.balance-physis.de