Jetzt ist einfach Ende“, sagt Wolfgang Heitz. Zum ersten Mal in seiner Zeit als Revierleiter im Geislinger Stadtwald – seit 1988 – hat er einen Verkaufsstopp für Laubholz verhängt. Aus mehreren guten Gründen: „Zum einen ist die Nachfrage doppelt so hoch wie sonst gewesen.“ Aufgrund von weniger Gaslieferungen aus Russland im Ukraine-Krieg und der darauffolgenden Energiekrise samt steigenden Preisen wollen offenbar viele Geislinger Bürger auf das relativ günstige Heizen mit Holz umsteigen. Wobei der Festmeterpreis auch hier von 62 auf 85 Euro gestiegen ist.

Revier ist verkleinert

Aufgrund eines Beschlusses des Gemeinderats gibt es in Geislingen prinzipiell keine Versteigerung von Holz, sondern es kann direkt bestellt werden. Zumindest war das bisher so. Wie Heitz im Amtsblatt der Stadt vermeldet hat, ist es „von grundlegender Bedeutung, dass nur so viel Holz in unserem Stadtwald geerntet wird, wie nachhaltig nachwachsen kann“.
Interessenten, die pro Haushalt nur eine festgelegte Menge an Brennholz bestellen dürfen, könnten aktuell zumindest noch an Nadelholz kommen. Denn dieses macht den Großteil im Stadtwald aus. Das sei allerdings bei Kunden, die wenig Lagerplatz haben, nicht ganz so beliebt, „weil der Wirkungsgrad geringer ist und ich somit mehr davon brauche“.

Geislinger Revier ist kleiner geworden

Ein weiterer Grund für den Verkaufsstopp für Laubholz ist, dass sich das Revier des 60-Jährigen mit dem Forstreformgesetz verkleinert hat. Hintergrund ist die Trennung von Staatswald und Stadtwald. „Deshalb fehlt schon ein Drittel des Holzes für den Verkauf“, erklärt der Förster. Denn die Forst Baden-Württemberg, welche den Staatswald auf Geislinger Gemarkung betreibt, habe in diesem Herbst und Winter gar kein Holz geerntet. „Die sind großflächig organisiert und arbeiten nach Arbeitsschwerpunkten“, weiß der Stadtwald-Revierleiter lediglich. Er könne keine genauere Auskunft zu den Gründen geben.
Wegen der höheren Nachfrage habe er 150 Prozent des sonstigen Einschlags im Stadtwald beauftragt. Das macht etwa 600 bis 650 Festmeter Holz, genug für etwa 200 Familien, schätzt der Förster. Die Bestellzettel von etwa 20 Haushalten, die Laubholz wollten, kann er voraussichtlich nicht mehr annehmen. Die Menschen, die in diesem Jahr nicht mehr zum Zug gekommen sind, haben im kommenden Herbst eine Art Vorkaufsrecht. „In der neuen Einschlagsaison ab Ende September werden zuerst die noch offenen Bestellungen zugeteilt.“ Erst danach werden weitere Kunden bedient. „Aber die meisten sind ja jetzt gut versorgt.“

Der Wald macht große Sorgen

Dem erfahrenen Förster macht sein Wald derzeit immer größere Sorgen, wie er bei der Fahrt durch den Wald sagt. „Wir haben jetzt schon seit vier, fünf Jahren deutlich zu wenig Regen.“ Immer wieder sind rot verfärbte, halb vertrocknete Tannen zu sehen. „Die Nadeln fallen ab, und im schlimmsten Fall stirbt der Baum.“
Beängstigend sei, dass der Klimawandel jetzt schneller und stärker zuschlage, als erwartet, sagt Wolfgang Heitz. Im Zuge der Zwischenrevision der sogenannten Forsteinrichtung – das ist die Zehn-Jahres-Forstplanung des Betriebs – müsse eventuell nochmals reagiert werden. Diese finde nach fünf Jahren statt, also Anfang des Jahres 2027. Auch den rund 1000 im Stadtwald neu gepflanzten Douglasien, die als klimaresistenter gelten, habe die extreme Trockenheit zugesetzt. „Wir hatten bei den Douglasien einen Ausfall von 90 Prozent“ – also hat nur jedes zehnte Bäumchen überlebt.

Nachfrage im kommenden Herbst wohl geringer

Zumindest kann Revierleiter Heitz in diesem Jahr erstmals neue Baumbestände durchforsten, die nach den Orkanen von 1990 und 1999 gepflanzt wurden. „Ich schätze, im Herbst wird sich die Nachfrage nach Brennholz wieder normalisieren.“
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800

Hektar misst der Geislinger Stadtwald auf den Gemarkungen von Geislingen, Binsdorf und Erlaheim. Er besteht zu 70 Prozent aus Nadelbäumen und zu 30 aus Laubbäumen.