Die Situation im Innenhof des Jugendhauses Insel hat sich im vergangenen Jahr deutlich entspannt“, berichtete Jochen Brendle, Leiter der Balinger Kinder- und Jugendbüros, in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses. Grund dafür sei einerseits, dass sich die manchmal schwierige Gruppe Jugendlicher teilweise aufgelöst habe. Andererseits gebe es eine Verlagerung hin zum neuen Jugendplatz beim Bahnhof. Dieser werde nun rege genutzt, aber das sei nicht ganz unproblematisch, so Brendle.
Freie-Wähler-Stadtrat und Polizist Wolfgang Hallabrin bezeichnete die Suchtproblematik an dem neuen Platz als „Riesenproblem“. Er wies darauf hin, dass die Unterstände fast geschlossene Hütten seien. „Man sieht raus, aber nicht rein“, erklärte Hallabrin. Streetworker Mike Buck bestätigte, dass sich auf dem Jugendplatz auch Obdachlose aufhalten und dort Alkohol sowie Cannabis konsumiert werde. „Man muss dringend etwas tun, bevor es richtig warm wird“, sagte Mike Buck. Daher soll nun ein Runder Tisch gegründet werden. An diesem sitzen dann unter anderem die Streetworker, die Polizei und Vertreter der Baptistengemeinde, deren Gemeindezentrum sich gegenüber des Platzes befindet. Gemeinsam soll nach Verbesserungen gesucht werden. So soll etwa an der Beleuchtung, gerade in den beiden Hütten, gearbeitet werden.
Auch Thomas Kalmbach, Pressesprecher der Polizei, bestätigt auf Nachfrage, dass der Platz im Fokus stehe. Die Polizei sei dort seit ein paar Monaten regelmäßig – auch in Zivil – zugegen. Bei Drogenkonsum würden die Personalien aufgenommen, der Stoff beschlagnahmt und es gebe Anzeigen.
Wolfgang Hallabrin betonte in der Sitzung aber auch, dass sich viele Jugendliche, die sich an dem Platz aufhalten, normal verhielten. Es gebe auch sehr viel Positives dort, so der Stadtrat. So würden etwa Berufsschüler, die auf einen Zug warten, den Platz nutzen.
Besonders wichtig sei es, dass die Streetworker an dem Platz im Einsatz sind, erklärte Jochen Brendle. Dies unterstrich auch Oberbürgermeister Helmut Reitemann: „Es ist wichtig, dass wir dort vor Ort sind.“ Doch die mobile Jugendarbeit ist derzeit personell geschwächt. Der bisherige Streetworker Mike Buck wechselte Ende Februar seinen Job und war am Dienstagabend nur noch für seinen Bericht und seine Verabschiedung in der Sitzung des Verwaltungsausschusses. Die Streetworkerin Nadine Hempke ist daher derzeit alleine in Balingen unterwegs, bis ein Nachfolger gefunden ist. In den nächsten Tagen will der Träger Mariaberg, bei dem die Balinger Streetworker angestellt sind, die 25-Prozent-Stelle ausschreiben.
Die SPD-Stadträtin Marlies Kempka erkundigte sich, ob geplant sei, die Streetworker-Stelle aufzustocken. Reitemann erklärte, dass man sich das noch einmal anschauen könne, gerade in Bezug auf den neuen Platz.
Sollte sich jemand melden, der mehr als 25 Prozent arbeiten möchte, werde man das mit den Ausschussmitgliedern besprechen.