Eigentlich sollte jetzt nichts mehr schiefgehen. „Eigentlich“, das Wort benutzt Martin Beck im Gespräch mehrfach, eigentlich sollte Borussia Dortmund am Wochenende Deutscher Meister werden. Der 39-Jährige ist Vorsitzender des BVB- Fanclubs Zollernalb und vor dem letzten Bundesligaspieltag optimistisch: Dortmund hat zwei Punkte Vorsprung vor den Bayern, mit einem Heimsieg könnte endlich mal wieder der Titel bejubelt werden. Gegner Mainz hat keinen Lauf, Dortmund vier der letzten fünf Spiele gewonnen – da sollte nichts mehr schiefgehen, findet Beck. Eigentlich.
„Wir haben es in der eigenen Hand“, betont Beck, „wir müssen halt noch den letzten Schritt gehen.“ Allerdings sei die gesamte Saison „ein Auf und Ab“ gewesen, „wie immer bei Dortmund in den letzten Jahren“. Die Konstanz habe gefehlt, aber diesmal habe der Konkurrent aus München glücklicherweise ebenfalls geschwächelt.

Dortmunder erlebten „Schmach im Winter“

Die Dortmunder Saison sei auch nicht perfekt gewesen, Beck erinnert an die „Schmach im Winter“, da war der BVB Sechster, „aber dann haben wir eine Serie hingelegt“. Und wenn es am Schluss reicht, war doch alles richtig.
Seit Kindestagen, seit Mitte der 1990er-Jahre ist Beck Dortmund-Fan, als Sammer, Kohler, Reuter, Riedle dort spielten. „Die sympathischen Nationalspieler waren beim BVB, die unsympathischen, Effenberg und Matthäus, bei den Bayern. Das hat den Ausschlag gegeben.“
Seitdem ist er Fan, „durch alle Höhen und Tiefen“. Ein paar Mal sieht er seine Mannschaft jedes Jahr live, der Trip in den Ruhrpott (fünf Stunden Fahrt, eine Tankfüllung, Übernachtung) ist für den Familienvater mit Aufwand verbunden. In dieser Spielzeit war er ausgerechnet gegen die Bayern in der Dortmunder Arena – dem BVB glückte in letzter Sekunde der Ausgleich, was im Nachhinein nun Gold wert sein könnte. Wenn es am Samstag klappt mit dem Titel.

Bayern-Fan: Im Fußball ist alles möglich

Bei Gerd Krug ist die Stimmungslage etwas anders – aber erst noch abwarten, sagt er. Seit 38 Jahren ist Krug Bayern-Fan. Der Vorsitzende von Albstadt ´87 war schon im Gründungsjahr des Fanclubs beim Europapokalfinale in Wien (Niederlage gegen Porto), er war beim Champions-League-Finale 2013 im Wembley-Stadion (Sieg gegen Dortmund), und er war 1999 beim Finale gegen Manchester United in Barcelona: „Wer das erlebt hat – in der 90. Minute steht es 1:0 und vier Minuten später 1:2 –, der weiß, dass im Fußball alles möglich ist.“
Und so schaut Krug aufs Bundesliga-Finale: Es gehe nicht ums Hoffen, sondern ums Wissen, dass alles möglich ist – wenn auch aus Bayern-Sicht die Meisterschaft „eher unwahrscheinlich“ sei. Krug meint aber sowieso: „Wenn wir jetzt Deutscher Meister werden, ist es vielleicht gar nicht gut, weil dann vieles unter den Teppich gekehrt wird.“
Vergangenen Samstag war er bei der Niederlage gegen Leipzig in der Allianz-Arena: „Ich bin nicht zum ersten Mal enttäuscht worden. Du darfst immer verlieren, aber die Art und Weise passt nicht.“ Etwas stimme in der Mannschaft nicht, das habe auch mit der WM mitten in der Saison zu tun, meint Krug: „Wenn die Konzentration nachlässt, ist es ein Zeichen, dass auch die Kondition nicht stimmt.“
Zum Rausschmiss von Trainer Julian Nagelsmann glaubt er, „dass da mehr vorgefallen sein muss“, da habe sich wohl einiges angehäuft. Nagelsmann fehle noch Charisma, er brauche mehr Erfahrung: „Der kommt wieder nach München, früher oder später“, ist Krug überzeugt. „Heynckes war sogar dreimal Trainer in München, Lattek, Hitzfeld, Trapattoni zweimal.“ Und im Fußball ist ja alles möglich.

VfB: Der Trend geht nach oben

„Diese Saison war es schon eine extreme Achterbahnfahrt“, sagt Katja Weiger-Schick: Die 48-jährige Vorsitzende des VfB-Fanclubs Bärastark Nusplingen ist seit Teenager-Tagen Anhängerin der Stuttgarter. „Wir sind ja tendenziell Kummer gewöhnt und leidensfähig“, sagt sie, aber die vergangenen Monate war es wirklich heftig. Andererseits weiß sie: „Man muss Täler durchschreiten, um die Höhen mehr wertschätzen zu können.“
Die Stuttgarter Mannschaft sei ein junges Team mit wenig Erfahrung, dazu kamen personelle Unruhen samt Trainerwechsel. Aber Sebastian Hoeneß sei ein guter Mann, er habe eine positive Art.
Nach dem Sieg in Mainz am vergangenen Wochenende ist sie optimistisch, dass mit einem Erfolg gegen Hoffenheim der Klassenerhalt geschafft werden kann, und natürlich wird sie als Dauerkartenbesitzerin im Stadion sein. „Ich habe ein gutes Gefühl, weil der Trend nach oben geht. Wie sich die Mannschaft zuletzt präsentiert hat, gefällt mir – das Pokalspiel blende ich jetzt mal aus.“
Aber emotional nehme einen die Sache schon mit. Katja Weiger-Schick gibt da noch Einblicke in ihr Familienleben – ihre beiden Söhne sind ebenfalls VfB-Fans, „und die sagen: Ihr hättet uns auch ein leichteres Erbteil mitgeben können!“

Noch viele Entscheidungen sind offen

In der Fußball-Bundesliga ist vor dem 34. Spieltag erst eine Entscheidung gefallen: Hertha BSC Berlin steht als Absteiger fest. Der FC Schalke 04, der VfL Bochum, der VfB Stuttgart und der FC Augsburg müssen noch zittern: Einer dieser Vereine steigt direkt ab, einer muss in die Relegation, die anderen beiden können am Samstagabend aufatmen.
Klarer Favorit auf die Meisterschaft ist jetzt Borussia Dortmund: Siegt der BVB gegen Mainz, gewinnt er den Titel. Falls nicht, geht der Blick nach Köln, wo die Bayern spielen – die müssen aber auf jeden Fall gewinnen, um noch eine Chance zu haben.
Und wer spielt kommendes Jahr außer Dortmund und München europäisch? Den dritten Startplatz in der Champions League hat bereits RB Leipzig sicher, um den vierten gibt es ein Finale zwischen Union Berlin und dem SC Freiburg. Im Rennen um den Start in der Europe beziehungsweise Conference League sind noch Leverkusen, Wolfsburg und Frankfurt.