Nach drei Jahren Pause heißt es endlich wieder: Schüleraustausch! Am Montag sind 19 Gastschülerinnen und Schüler vom Collège Les Maillettes aus Moissy angereist. Das Besondere in diesem Jahr – es handelt sich nicht, wie sonst üblich, um eine Klasse, die explizit Deutsch lernt, sondern um eine Musikklasse. Der begleitende Maxime Lemasson ist ihr Musiklehrer. Als Unterstützung ist Geschichtslehrerin Perrine Thomas dabei.
Französische Musikklasse zu Gast
Dieser Besonderheit kommt jedoch allen Beteiligten zugute, es sind nämlich zwei Konzerte geplant, die die deutschen und französischen Jugendlichen gemeinsam aufführen. Nur zwei Proben sind angedacht, dann wird schon aufgeführt. Zum einen kommt das Pflegewohnheim in den musikalischen Genuss und zum anderen wird das Konzert in der Festhalle für die Schulgemeinde aufgeführt.
Die Gäste sind in der achten und neunten Klasse, was auch hier der neunten Klasse entspricht. Alle sind im Alter von 14 und 15 Jahren. Jeder Gast ist einer deutschen Gastfamilie zugeordnet. Diese sind auf den gesamten Kleinen Heuberg verteilt, da die Gastgeber Schülerinnen und Schüler des Progymnasiums sind.
Planänderung geglückt
Ursprünglich war der Austausch im März angedacht. Aufgrund der Bahnstreiks musste der Termin jedoch verschoben werden. So kommt es auch, dass nicht jeder Gastgebende auch tatsächlich im anderen Land selbst zu Gast ist, da die Änderung des Datums die ursprünglichen Pläne durchkreuzte. Letztlich hat aber jeder Schüler auch eine Gastfamilie – sowohl die deutschen als auch die französischen.
Die deutsche Klasse war bereits in Frankreich zu Gast und hatte in diesem Jahr also den Vortritt. Begleitet wurden sie von Martin Büttner und Dorothee Kadelbach, die beide am Progymnasium unterrichten. Bis Sonntag ist der Aufenthalt angedacht, womit es nur noch sechs anstatt der ursprünglich im März geplanten sieben Tage sind. Das Programm kann sich dennoch sehen lassen.
Begrüßung im Rathaus
Nach der Ankunft in den Familien am Montag wurde die Gruppe am Dienstag von Bürgermeister Thomas Miller im Rathaus in Empfang genommen. Als Snack gab es Brezeln. Außerdem fanden die Gäste eine Sternkarte des Observatoriums sowie ein Umhängeband mit der Aufschrift „Rosenfeld“ vor sich. „Damit sie den Hausschlüssel der Gastfamilie anhängen können“, erklärte Thomas Miller.
In seiner Rede merkte er an: „Den Familienaufenthalt kann nichts ersetzen.“ Ein Urlaub im Ausland könne man damit nicht vergleichen. „Man lernt das Land ganz anders kennen.“ Vor allem das schwäbische Leben ist für alle Neuland, während drei Gäste bereits andernorts in Deutschland waren.
Unterschiede der Kulturen
Bei einer Fragerunde stellte sich heraus, dass einige bei ihren Familien bereits Spätzle hatten. Die Maultaschen stießen derweil auf lauter fragende Gesichter, woraufhin der dolmetschende Lehrer Büttner den Vergleich mit einer großen Ravioli wagte. Als entdeckte Köstlichkeiten wurden auch der Döner und Spaghettieis genannt, obwohl es diese auch in Frankreich gibt. Offensichtlich hilft eine neue Umgebung, auch das bereits bekannte mit neuen Augen zu sehen.
Tatsächliche Unterschiede sind, dass man in Frankreich das Abendessen beispielsweise erst um 20 Uhr zu sich nimmt, während es in Deutschland häufig bereits um 18 Uhr Abendbrot gibt. Auch das Frühstück fällt in Frankreich nicht ganz so üppig aus wie hierzulande. Eine weitere interessante Beobachtung der Gäste ist, dass man in Deutschland ein „Picknick“ in der Schule dabei hat und auch auf Ausflügen gerne zwischendurch knabbert. Dies sorgte bereits beim Besuch der deutschen Schüler in Frankreich für Irritation. „Während die Franzosen auf das große Mittagessen gewartet haben, haben die Deutschen genüsslich gesnackt“, erinnert sich Büttner.
Digitalisierung auch in Deutschland angekommen
Ein weiterer, zumindest ortsbezogener, Unterschied ist, dass das Progymnasium die Coronazeit genutzt hatte, um die Tafeln zu digitalisieren, sodass inzwischen nicht mehr mit Kreide geschrieben wird. „Es ist wie ein iPad“, verglich der Französischlehrer. Die Schule in Frankreich hingegen hat bereits seit zehn Jahren zweigeteilte Tafeln, sodass auf der einen Seite ein White Board ist und auf der anderen Seite ein Projektionsfeld für den Beamer.
Jede Menge weitere Entdeckungen stehen der französischen Gruppe noch bevor, wenn sie beispielsweise heute, am Mittwoch, die Gartenschau in Balingen besuchen. „Das gibt es in Frankreich nicht“, merkte Büttner an. Am Donnerstag geht es nach Ulm. Ansonsten arbeiten die Schülerinnen und Schüler fleißig daran, die Konzerte vorzubereiten. Auch besuchen sie gemeinsam mit ihren deutschen Gastschülern den regulären Unterricht.
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Partnerschaft von Anbeginn
Seit 50 Jahren besteht bereits die Partnerschaft zwischen Rosenfeld und Moissy. Um das gebührend zu feiern, besuchte Bürgermeister Thomas Miller gemeinsam mit einer deutschen Delegation die Partnerstadt in Frankreich. Dies geschah über Christi Himmelfahrt im Mai.
Bei einem großen Treffen wurden die Fahnen der Länder gehisst und die Vorsitzenden des Städtepartnerschaftskommitees hielten Ansprachen. Auch ein Abstecher nach Paris, ein Spaziergang über den Champ-de-Mars und eine Mittagskreuzfahrt auf der Seine standen auf dem Plan. Alle deutschen Repräsentaten waren bei französischen Familien untergebracht.