Die Fasnet ist zurück in Dotternhausen. Nach zwei Jahren Pause dürfen sich die Mitglieder der Narrenzunft endlich wieder austoben. Bälle, Umzüge und natürlich die traditionelle Schülerbefreiung und den Sturm des Rathauses am „Schmotzigen Donnerstag“ sind wieder möglich.
Silke Ritter, 1. Vorständin bei der Narrenzunft Dotternhausen, freut sich auf die närrischen Tage. „Vergangenes Jahr haben wir nur eine kleine inoffizielle Feier auf dem Dorfplatz gemacht“, erinnert sie sich. Für diese Saison wieder alle abzuholen, sei schwer gewesen. „Eigentlich sind wir nur drei Monate im Jahr aktiv“, sagt Ritter. Fallen die zu lange aus, sinkt das Interesse. Deshalb hat die Zunft im Sommer ein Grillfest veranstaltet. „Das hat sehr gut funktioniert“, sagt Ritter. So hat die Zunft sogar noch ein paar fasnetsbegeisterte Mitglieder dazugewinnen können.

Fasnet in Dotternhausen: 300 Menschen engagieren sich bei den Mondstupfern

300 Menschen aus Dotternhausen engagieren sich bei den „Mondstupfern“ – eine stattliche Zahl für das Dorf mit rund 1900 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Fasnet hat dort Tradition. 1938 wurde die Narrenzunft gegründet. In diesem Jahr feiert sie also ihren 85-jährigen Geburtstag.
Auch beim Programm bleibt sich die Narrenzunft treu. Im Vergleich zur Fasnet 2020 ändere sich kaum etwas, sagt Ritter. Nur am Fasnetssonntag, der dieses Jahr auf den 19. Februar fällt, gibt es zusätzlich zum traditionellen Umzug ab 12 Uhr Programm im Ort. „Wir wollen den Ort beleben und die Menschen auf die Straße holen“, sagt Ritter. Dafür sollen Besenwirtschaften und eine Bar im Foyer der Festhalle sorgen. Um 13.30 Uhr findet schließlich der traditionelle Umzug der „Mondstupfer“ statt. Auch auswärtige Narrenzünfte sind dazu eingeladen.

Umzug an Fasnet in Dotternhausen: Mostkopf führt Umzug

Dann ziehen die Mitglieder der Narrenzunft mit ihren Mondmasken und der Verkleidung, dem sogenannten „Häs“, durch die Stadt. Alle „Mondstupfer“ tragen eine lange Stange, an deren Ende eine Art Wollpuschel befestigt ist – ein Hinweis auf ihren Namen. Denn mit dem Stecken versuchen sie den Mond anzustoßen und vom Himmel zu holen. Angeführt wird der Umzug vom „Mostkopf“ – eine Besonderheit der Dotternhauser Fasnet. Der große Kopf aus einem Material ähnlich wie Pappmaschee ist seit den 50er Jahren Teil der Tradition. Damals hatten einige junge Männer die Köpfe gestaltet und eine Art Untergruppe in der Zunft gegründet. Etwa zehn dieser Köpfe hatte die Zunft zwischenzeitlich. „Leider sind sie mittlerweile verschwunden“, sagt Ritter. Deshalb gibt es nun eine Nachbildung, die bei den beiden Umzügen der Ortsfasnet zum Einsatz kommt.

Schmotziger Donnerstag in Dotternhausen: Schülerbefreiung und Rathaussturm

Und worauf freut sich Ritter am meisten? „Auf jeden Fall die Ortsfasnet“, sagt sie. Besonderes Highlight für sie ist der Schmotzige Donnerstag, der dieses Jahr am 16. Februar stattfindet. An diesem Tag gehört den Narren die Stadt. Um 10 Uhr geht`s zunächst zur Schülerbefreiung in die Schlossbergschule. Dann besuchen die Mondstupfer die Kleinsten im Kindergarten. „Wenn ich sehe, wie die Kinder lächeln und sich freuen, bekomme ich Gänsehaut“, erzählt Ritter. Sie ist bereits seit ihrer Kindheit bei der Fasnet mit dabei. „So erzählen es meine Eltern immer“, sagt sie.
Mit dem Besuch bei den Kindern ist der Schmotzige Donnerstag aber nicht vorbei. Schließlich ist die Fasnet eine Zeit, in der die Verhältnisse umgekehrt werden und die Narren die Herrschaft übernehmen. Die Mondstupfer stürmen also gegen 12.15 Uhr das Rathaus.

Mondstupferball am Samstag in Dotternhausen

Am Fasnetssamstag lädt die Zunft dann ab 20 Uhr zum Mondstupfer-Ball in die Festhalle. Wie schon in den vergangenen Jahren unterhält DJ B-Town die Gäste. Wer nach dem Umzug am Sonntag immer noch nicht genug vom Feiern hat, kann am Rosenmontag ab 14 Uhr zur Polonaise auf den Marktplatz kommen.
Die fünfte Jahreszeit geht am Fasnetsdienstag dann zu Ende. Jede Zunft hat dafür ihre eigenen Traditionen. Oft werden Hexenfiguren oder Insignien der Vereine verbrannt. In Dotternhausen trägt die Zunft den Mondstupf zu Grabe. Mitglieder der Zunft tragen eine ausgestopfte Figur in traditioneller Kleidung auf die Bühne, eine Person hält eine Abschiedsrede. Mit einem „Mondstupf, Mondstupf, Mondstupf“ endet die närrische Zeit – und die Figur verschwindet hinter der Bühne.

Zu tief ins Glas geschaut – zu hoch hinaus gewollt

Eine echte „Schnapsidee“ lieferte den Namen der Figuren der Dotternhauser Fasnet. Einst stand der Vollmond so am Plettenberg, dem Hausberg des Ortes, dass er aussah als läge er auf dem Berg. Einige betrunkene Männer beschlossen, ihn mit Stangen vom Berg herunterzuholen. Der hing nur leider doch höher als angenommen.
Aufgeben schien für sie jedoch keine Option. Nächster Anlauf: Die Männer versuchten den Mond in einem Wasserfass zu transportieren. Also schleppten sie ein Fass den Berg hinauf, als sich der Mond an der Oberfläche spiegelte, verschlossen sie das Fass mit einem Deckel und rollten es ins Tal.
Die Enttäuschung war dort groß: Der Mond war aus dem Fass verschwunden und auch kein Wasser war mehr darin.