Bei der Wahl am 5. März verpasste sie den Einzug ins Rathaus nur ganz knapp: Silke Edele, Bürgermeisterkandidatin in Weilen unter den Rinnen. 49,2 Prozent der gültigen abgegebenen Stimmen konnte die 47-Jährige auf sich vereinen – um die Wahl zu gewinnen, hätte sie jedoch mehr als 50 Prozent gebraucht. Weil Edele – wie auch die anderen Kandidaten – die absolute Mehrheit verpasst hat, stehen nun Neuwahlen an. Am Sonntag, 19. März, können die Bürgerinnen und Bürger erneut darüber abstimmen, wer die Nachfolge von Gerhard Reiner antreten soll.
Für die drei Kandidatinnen und Kandidaten hieß das in den vergangenen zehn Tagen: erneut in den Wahlkampf ziehen. Die SÜDWEST PRESSE hat nachgefragt, wie sie die Zeit vor der Neuwahl erleben. Für Silke Edele war das Ergebnis vom 5. März „eine grandiose Bestätigung“. Ihre Bemühungen, sich der Weilener Bevölkerung als Bürgermeisterin anzubieten, seien mehr als belohnt worden. „Daher bin ich hoch motiviert, bis zuletzt Vollgas zu geben und mich weiter vorzustellen“, sagt die Beauftragte für Gleichberechtigung im Zollernalbkreis.
Lebhaftes Vereinsleben kennengelernt
Die Freude daran, die Menschen vor Ort kennenzulernen, übersteige bei weitem den Stress des Wahlkampfs. „Für mich gehört ein gewisser Stresspegel zum Leben dazu und kann auch als Herausforderung gesehen werden“, berichtet die zweifache Mutter. Sie versucht, jeden Tag einen ausgedehnten Spaziergang mit ihrem Hund zu machen. „Dabei kann ich meine Gedanken ordnen und mich immer wieder erden.“ Rückhalt geben ihr außerdem ihre Familie und bestärkende Nachrichten aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. „Am meisten Kraft ziehe ich aber tatsächlich aus der Unterstützung der vielen Weilenerinnen und Weilener, die mir eindeutig zu verstehen geben, dass sie sich mich als Bürgermeisterin wünschen.“
Während ihrer Kandidatur habe sie auch das „lebhafte Vereinsleben“ im Ort kennenlernen dürfen. „Da half mir natürlich auch der Zufall, dass die Fasnet in die Zeit des Wahlkampfs gefallen ist. Ich finde es toll, wie die verschiedenen Vereine im Ort sich gegenseitig unterstützen.“ Aber auch die Offenheit und positive Art der Bürgerinnen und Bürger beeindrucke sie immer wieder. „Das Allgemeinwohl und die Zukunft des Ortes liegt sehr vielen Menschen am Herzen.“
Letzte Termine vor der Wahl
In den kommenden Tagen stehen für Edele noch einige Termine an: Sie macht Haustürbesuche und lädt am Freitag, 17. März (18.30 Uhr) in die Wasenstube ein, um Fragen zu beantworten. Für den Wahltag selbst ist schon lange ein Familienessen geplant. Am Abend wird die Kandidatin dann nach Weilen kommen. Sollte sie gewinnen, „wird auf jeden Fall noch vor Ort mit den Bürgerinnen und Bürgern entsprechend gefeiert“.
Als erste Amtshandlung würde Edele „Anstehendes und Liegengebliebenes sammeln und priorisieren“. Dazu plant sie Themenabende mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Kurzfristig umsetzen würde sie außerdem die Anpassung der Öffnungszeiten „für ein offenes und bürgerfreundliches Rathaus“.
Und wenn es doch nicht klappt? Dann kehrt Edele ins Landratsamt zurück. Sich bei den Kommunalwahlen 2024 in Haigerloch-Stetten – ihrem Wohnort – aufzustellen, könne sie sich vorstellen, eine weitere Kandidatur als Bürgermeisterin aber nicht. „Für mich war dies tatsächlich nur in Weilen vorstellbar.“
Gespräche bei Regen und Wind
Auch Kandidat Tobias Peter ist „nach wie vor voll motiviert“. Der 34-Jährige glaubt an eine Chance und gibt eigener Aussage nach alles dafür. „Das ist eine positive Herausforderung und kein Stress“, sagt Peter, der als Vertriebsbeauftragter und kommunaler Softwarebetreuer bei einem Berliner Unternehmen sowie als Dozent an der Verwaltungsschule Zollernalbkreis tätig ist. Kraft für den verlängerten Wahlkampf geben auch ihm Freunde und Familie – und „natürlich die zahlreichen positiven Rückmeldungen“ der Bürgerinnen und Bürger.
Seit dem ersten Wahltag war der zweifache Vater aus Weilstetten viel unterwegs: Er habe „auch bei strömendem Regen und starken Windböen“ interessante Gespräche an den Haustüren der Menschen geführt, war bei einer Übung der Feuerwehr sowie bei der Probe des Musikvereins dabei, veranstaltete einen Pizza-Abend und einen Ortsspaziergang: „Unter anderem haben wir gemeinsam den Ortskern begutachtet, das Neubaugebiet Wettegärten war ein Thema, den Friedhof haben wir angeschaut und das Schuppengebiet sowie die Gemeindehalle diskutiert.“
Wahlbier für alle bei Sieg
Die Tage vor der Wahl verbringt er mit „Hausbesuchen, Hausbesuchen, Hausbesuchen“. Und am Samstag, 18. März, schaut Peter mit seiner Frau beim Theater in der Gemeindehalle vorbei. Weilen unter den Rinnen beschreibt der 34-Jährige als „kleine, überschaubare Gemeinde mit regem Vereinsleben, gut aufgestellten Finanzen und offenen, dialogfreudigen Einwohnern, denen ebenso wie mir das Wohl der Gemeinde am Herzen liegt“.
Im Falle eines Wahlsieges möchte er in der Wasenstube Wahlbier für alle ausgeben. Als Bürgermeister würde er dann „sorgfältig und in Ruhe eine Prioritätenliste mit möglichen Projekten innerhalb der Gemeinde angehen“. Sollte eine andere Kandidatin gewinnen, würde Peter die demokratische Entscheidung respektieren, das aber „sehr bedauern, da ich mich bislang noch in keiner Gemeinde als Bürgermeister beworben habe und ich finde, dass Weilen und ich zueinander passen würden“.
Viele Gespräche mit Bürgern geführt
Aufgeben kommt auch für die bisher Drittplatzierte Sarah Jahnel nicht infrage. „Mir geht es super und ich bin nach wie vor hoch motiviert“, sagt die 33-jährige Wirtschaftsfachwirtin aus Bad Saulgau. Sie habe im bisherigen Wahlkampf „unfassbar wertvolle“ Gespräche führen dürfen. „Ich bin von Natur aus eine Macherin und liebe den Kontakt zu Menschen. Es macht mir einfach Spaß, zu kommunizieren.“ Am meisten Kraft geben ihr aber ihre Familie und ihr innerer Antrieb, „der von positiven Rückmeldungen aus dem Ort und auch dem Bekanntenkreis befeuert wird“.
Aus zahlreichen Gesprächen wisse sie, „dass in Weilen die Welt im Großen und Ganzen noch in Ordnung ist“. Sie habe die Gemeinde größtenteils als eine Gesellschaft kennengelernt, die füreinander einstehe und alte, erhaltenswerte Werte lebe. „Außerdem ist die Natur in und rund um Weilen einfach zauberhaft.“
Dankbarkeit für jede Stimme
Für die kommenden Tage hat die zweifache Mutter in Elternzeit noch ein paar Hausbesuche vereinbart. „Ich bin großer Freund von persönlichen Gesprächen und halte dies auch so bis zum Ende meines Wahlkampfes“, sagt sie. Dem 19. März sehe sie mit Spannung entgegen. „Jede Stimme werde ich auch wie beim vergangenen Wahlgang mit Dankbarkeit und Respekt meinen Wählern gegenüber annehmen und positiv für mich und meine Person verbuchen.“
Im Falle eines überraschenden Sieges würde Jahnel sich nach einer Wohnung bei Weilen umsehen. Und dann eine Bürgerversammlung angehen. „Es stehen einige wichtige Aufgaben in Weilen an. Gerne würde ich mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammen herausfinden, wo der Schuh am meisten drückt.“ Das Baugebiet „Wettegärten“ sei wohl vorerst die größte Herausforderung, „der ich mich aber liebend gerne widmen würde“.
Ergebnisse von der Wahl am 5. März
Bei der vergangenen Wahl hatten 378 von 497 wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern aus Weilen unter den Rinnen ihre Stimme abgegeben. Zwei Stimmzettel waren ungültig. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 76,1 Prozent.
Kandidatin Silke Edele erhielt 185 der gültigen abgegebenen Stimmen (49,2 Prozent), Kandidat Tobias Peter 145 Stimmen (38,6 Prozent) und Kandidatin Sarah Jahnel 46 Stimmen (12,2 Prozent).